Je ungewöhnlicher das Reiseziel, desto verlockender. Deutsche Urlauber gelten als reisefreudig, abenteuerlustig und weit gereist. Man sieht sie ständig und überall, selbst an den entlegensten Ecken, von Kamerun bis Patagonien, von Neukaledonien bis zum Polarmeer. Sie kennen oft jeden feinen Strand in Kalifornien, jede romantische Bucht auf den Balearen und die beste Taverne mit Aussicht in der Ägäis. Auf einer Weltkarte werden dann gern die exotischsten Reiseziele gepinnt, Kühlschrankfronten zu Magnet-Souvenir-Wettbewerben umgestaltet, und die Urlaubsfotos im Speicher erreichen Terabytes.

Doch im eigenen Land ist der Deutschen Abenteuerlust, neue Reiseziele zu entdecken, seltsamerweise gedämpft. Die meisten Urlauber kennen hierzulande nur die ewig selben Rennstrecken quer durch die Republik. Viele von ihnen rasen schnurstracks zur Ostsee, dem beliebtesten Reiseziel der Deutschen im Jahr 2024. Jeder zehnte Urlauber war in den letzten zwölf Monaten an der Küste zwischen Flensburg und Usedom unterwegs, zeigt die Allensbacher Marktanalyse.

Auf den weiteren Plätzen folgen, auch das ist schon fast eintönig, die Klassiker Nordsee, Bodensee, Schwarzwald und Allgäu. Das zweifelsohne schöne Quintett ist seit Jahrzehnten ein Synonym für Deutschlandurlaub. Auch Harz, Mecklenburgische Seenplatte, Sächsische Schweiz und Erzgebirge spielen eine Rolle. Da könnte man beinahe meinen, der Rest des Landes sei, außerhalb der Metropolen, für Urlauber quasi eine Terra incognita, die links liegen gelassen wird. Und das nicht nur, seitdem Geografie-Unterricht und damit Landeskunde an vielen Schulen zur Nebensache geworden ist.

Hier entsteht die größte künstliche Seelandschaft

Dabei sind gerade diese unentdeckten Regionen besonders reizvoll, bieten sie doch eine überraschende Exotik, und das auch noch quasi vor der Haustür. So wächst, relativ unbemerkt vom Rest der Republik, in der Lausitz gerade die größte künstliche Seelandschaft Europas heran, mit 23 Seen und schiffbaren Kanälen – aus gefluteten Kohletagebau-Gruben. 16 der Seen sind geflutet, in zwölf von ihnen kann man bereits baden, Boot fahren oder in schwimmenden Ferienhäusern übernachten.

Eine faszinierende Wasserlandschaft im südlichen Brandenburg und östlichen Sachsen, die landesweit kaum einer kennt. Gerade wurde dort der größte künstliche See Deutschlands eingeweiht: der 1900 Hektar große Ostsee bei Cottbus. Der Namensvetter der Ostsee hat ein Haff namens Tranitz, eine Insel namens Klein-Bornholm, eine Lagune namens Lieskower Lauch, und ein Yachthafen ist auch schon gebaut. Geplant sind Sandstrände, ein Rad-Wander-Rundweg, Wasserski und Kitesurfen. Von zwei Aussichtstürmen aus kann man den gigantischen See bestaunen, sein Ostufer könnte stellenweise bald zum Baden provisorisch freigegeben werden.

Im Frühling und Sommer wollen immerhin 27 Prozent der Reisewilligen einen Urlaub in Deutschland verbringen, so die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen. Die meisten zieht es Richtung Ostsee. Vielleicht wäre der Ostsee im Seenland auch eine Überlegung wert.

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