Auch bei Touristen kann Flensburg punkten
Punkt 1: Historischer Hafen
Flensburg liegt am Ende der gleichnamigen Förde. Auf der Westseite jener schmalen Bucht der Ostsee befindet sich der Historische Hafen – mitten in der Innenstadt –, wo gut gepflegte klassische Yachten sowie alte Dampf- und Motorschiffe vertäut sind.
Von der Jahrhundertsturmflut im Oktober 2023, als das Wasser 227 Zentimeter über dem Normalmittelwert stand, zeugt noch die abgesackte Kaikante, die derzeit saniert wird. Auch der Rum-Keller im Schifffahrtmuseum ist in Mitleidenschaft gezogen worden.
Doch das Museum selbst, das sich dem Hafen und der Seefahrt sowie Technik, Tauwerk und Takelage widmet, kann ganz regulär besucht werden, die Hochwassermarke am Kompagnietor ist noch die aus dem Jahr 1872, als das Wasser 308 Zentimeter über dem Normwert stand. Das Flensburger Zentrum ist hochwassererprobt (historischer-hafen.de).
Im Historischen Hafen stehen die Leute also wie eh und je Schlange bei „Bens Fischhütte“: Stremellachs, Matjes & Co. schmecken in frisch aufgebackenen Brötchen besonders gut. Das wissen auch die räuberischen Möwen, die auf unachtsame Esser lauern.
Wer lieber Süßes mag, geht ins „Werftcafé“ gleich nebenan. Bei einem Stück Kuchen kann man bei der Restaurierung alter und dem Bau neuer Holzboote zuschauen. Und zum Verbrennen der Kalorien empfiehlt sich danach eine Tour mit dem Leihkajak (foerdepaddeln.de).
Punkt 2: Bummeln durch schöne Straßen
Flensburg wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört und kann mit schönen alten Häusern punkten. So entführt der Oluf-Samson-Gang, ein schmales Sträßchen, Besucher direkt ins 18. Jahrhundert.
Auch das dänische Erbe – die Stadt gehörte einige Jahrhunderte lang zum nordischen Königreich –, merkt man an ziemlich vielen Ecken und Enden. Das kann auch ziemlich lecker sein, wie ein Besuch in „Migge’s Danish Bakery“ in der Norderstraße zeigt. Unbedingt probieren sollte man neben den Klassikern Wienerbrød und Zimtschnecken auch sogenannte Spandauer, ein mit Pudding oder Marmelade gefülltes Plundergebäck.
Besagte Norderstraße gehört übrigens zu den verrücktesten Straßen der Welt, meint zumindest das New Yorker „Travel + Leisure“-Magazin. Das Prädikat verdankt die Stadt den zahllosen Schuhen, die von alten Straßenbahnoberleitungen quer über die Straße baumeln. Warum die da hängen, ist nicht eindeutig geklärt.
Streetart entdecken, ganz umsonst und draußen, geht auch ohne Genickstarre, nämlich in der „Galerie der Miezen“: Urheberin ist eine unbekannte Künstlerin, die nachts Hauswände und -eingänge mit witzigen Katzenbildern verschönert.
Punkt 3: Erlebnismuseum Phänomenta
Mint ist sehr viel mehr als ein Farbton oder eine Geschmacksrichtung – nämlich die Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Diesen Fächern widmet sich das „Erlebnismuseum Phänomenta“ am Ende der Norderstraße (phaenomenta-flensburg.de).
Als ein Institut der Europa-Universität Flensburg 1995 in einem alten Kaufmannshof eröffnet, ist es das erste Science Center dieser Art in Deutschland. Seit 2008 schmiegt sich ein Erweiterungsbau mit hypermoderner blauer Verglasung bis direkt ans Nordertor heran, das als Wahrzeichen Flensburgs gilt.
Zielgruppe der „Phänomenta“ sind zwar in erster Linie Schulkinder, doch auch Erwachsene können an den Experimentierstationen auf 2400 Quadratmetern Fläche ihre Kenntnisse auffrischen oder naturwissenschaftlich-technische Gesetze und Phänomene verstehen lernen.
Bei den Exponaten wird auf Erklärungen weitgehend verzichtet, stattdessen gibt es Fragen oder Hinweise, die zum Denken anregen. Die Besucher sollen selbst auf spielerische Art herausfinden, wie etwas funktioniert. Es darf also nach Herzenslust an Kurbeln gedreht, Knöpfe gedrückt, in Pedale getreten oder an Seilen gezogen und beim Knobeln die Zeit vergessen werden.
Punkt 4: Ruhm durch Rum
Flensburg ist Deutschlands „Rum-Stadt“. Die hochprozentige Tradition begann im 18. Jahrhundert, als die Stadt noch zu Dänemark gehörte und ihr Hafen größer und bedeutender als der von Kopenhagen war.
Der Handel mit den Kolonien in Dänisch-Westindien (heute die Amerikanischen Jungferninseln) sorgte damals für eine wirtschaftliche Blüte. Zucker und Rum waren die Rohstoffe einer neuen Genusskultur, an der Förde wurden sie veredelt und weiterverarbeitet. Von einst mehr als 200 Destillerien sind heute nur noch das „Wein & Rumhaus Braasch“ und das Rumhaus „Johannsen“ aktiv.
Der aus Jamaika als Konzentrat gelieferte Rum wird hier „verschnitten“, also mit Wasser und neutralem Alkohol versetzt. Dieses Verfahren wurde seinerzeit aus der Not geboren, um hohe Zölle und Steuern zu umgehen. Heute ist der Rum-Verschnitt made in Flensburg besonders beliebt für Mixgetränke oder Grog sowie zum Kochen und Backen.
Wer tiefer in die Materie eintauchen möchte, folgt der „Rum & Zucker Meile“, die 20 Stationen in der Altstadt miteinander verbindet. Mit dabei sind auch die beiden Rumhäuser, die Führungen und Verkostungen anbieten.
Punkt 5: Eine Fahrt auf der Flensburger Förde
Die „Alexandra“ gilt als Wahrzeichen der Flensburger Förde. Das Salonschiff, 1908 gebaut, ist der letzte seegehende Passagierdampfer Deutschlands, der mit Kohle befeuert wird. Ein Stück Historie, die an Bord hautnah erfahren werden kann: Jeder Gast darf versuchen, das Schiff zu steuern oder Kohle an die richtige Stelle des Feuerraums zu werfen.
Oder wie wäre es mit einem postalischen Gruß an die Daheimgebliebenen? Es gibt Ansichtskarten, „Alex-Briefmarken“, einen speziellen Schiffspoststempel und natürlich auch einen Briefkasten (dampfer-alexandra.de). Rundfahrten finden von Mai bis September statt, daneben kann das Schiff auch privat gechartert werden.
Wer mal eben schnell auf dem Wasserweg nach Dänemark möchte, nimmt den Hybrid-Katamaran „Liinsand“, der in der Sommersaison Flensburg und Sønderborg in anderthalb Stunden miteinander verbindet (foerdexpress.com). Für Radler und Wanderer empfiehlt sich auch die „Cykelfærgen“. Diese Fahrradfähre erlaubt während der Saison schöne Touren auf beiden Seiten der Förde (fahrradfaehre.info).
Und wer es sportlicher und noch umweltfreundlicher mag, wählt ein Kajak, um Flensburg und die Förde mit eigener Armkraft zu entdecken. Ein Verleih befindet sich direkt im Museumshafen (foerdepaddeln.de).
Weitere Tipps und Informationen zu Flensburg:
Anreise: Mit dem Auto über die A7. Per Bahn bis Hamburg, von dort in zwei Stunden per Regionalzug nach Flensburg.
Unterkunft: „Hotel Hafen Flensburg“, zentral gelegenes 4-Sterne-Haus, Doppelzimmer ab 120 Euro, hotel-hafen-flensburg.de; „Gästehaus Lavendel“, fußläufig unterhalb des Museumsberges gelegen, eine schöne Unterkunft für Reisende ohne Auto, Doppelzimmer ab 60 Euro, gaestehaus-lavendel.com.
Auskunft: flensburger-foerde.de
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