Auf Lolland und Falster in Dänemarks Südsee
Die Inseln Lolland und Falster
Der Sand ist hell, das Wasser flach, es gibt vorgelagerte Sandbänke und nachgelagerte Ferienhäuser im imposanten Dünenstreifen: Der rund 20 Kilometer lange Strand von Marielyst im Südosten Falsters wird in Dänemark regelmäßig zum besten Strand des Landes gekürt. Im Sommer kann man hier wunderbar baden, kiten, planschen, im Rest des Jahres Spaziergänge unternehmen, Fossilien suchen, Bernstein sammeln.
Falster und die Schwesterinsel Lolland – nur durch den schmalen Guldborgsund voneinander getrennt – sind die südlichsten Inseln des Landes, gemeinsam vermarkten sie sich als dänische Südsee. Brücken und Tunnel verbinden sie miteinander, das Beachlife weniger, denn das westlich gelegene Lolland hat kaum Sandstrände.
Diese Insel punktet mit ihrem Hinterland, vor allem mit dem Knuthenborg-Park, dem größten Safaripark Nordeuropas, wo sich Zebras, Giraffen, Strauße, Antilopen, Gnus, Nashörner und pensionierte Zirkuselefanten tummeln, insgesamt gut 1000 Tiere. Wer es ursprünglicher mag, besucht auf Lolland die für dänische Verhältnisse ungewöhnlich hügelige Landschaft Ravnsby Bakker, die gekrönt wird von einem Kreis aus gigantischen Skulpturen, die an Stonehenge erinnern, aber ein Kunstwerk des 21. Jahrhunderts sind.
Für Naturfans bietet sich der Bøtø-Wald auf Falster an, wo auf Wiesen zwischen Sümpfen ausgewilderte Pferde grasen. Ganz in der Nähe liegt das Vogelreservat Bøtø Nor, wo der seltene Bartgeier lebt, einer der größten Greifvögel Europas.
Ausflug mit dem Postschiff
Süddänemark hat eine traditionelle Postschifflinie. Sie wird nicht mit großen Schiffen betrieben, sondern mit dem kleinen Dampfer „Vesta“, der seit 1938 im Nakskov-Fjord im Westen Lollands seine Runden dreht. Früher brachte das vor 100 Jahren als kleine Fähre gebaute Schiff die Post zu den Inseln der weiten Bucht. Heute ist das Postschiff vor allem als Ausflugsboot für Touristen unterwegs, Briefe werden aber weiterhin befördert.
Ein Highlight der Ausflüge ist die Landzunge Albuen (zu Deutsch: Ellbogen) im äußersten Westen Lollands, ein gut sechs Kilometer langer, weitgehend menschenleerer Sandstreifen, der in die Ostsee ragt. Angelegt wird auch auf der heute unbewohnten Insel Slotø mit den Ruinen von Schloss Engelsborg, einer der ältesten Werften Europas. Weiterer Stopp: der Hestehovedet-Strand mit Dänemarks zweitlängstem Badesteg (190 Meter). Und unterwegs auf dem Wasser stehen die Chancen nicht schlecht, Robben und Schweinswale zu sichten.
Der südlichste Punkt von Dänemark
Das Ende der Welt ist es nicht, aber das Ende Skandinaviens: Die Gedser Odde ist eine Steilküste an der Spitze einer Landzunge auf Falster und zugleich der südlichste Punkt Dänemarks. Um das zu symbolisieren, wurde nahe der Steilküste ein Stein gesetzt: der Sydstenen (Stein des Südens). Der Granitfindling gelangte während der letzten Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren vom heutigen Schweden aus mit dem driftenden Eis nach Falster.
Rund 35 Kilometer Luftlinie sind es von der Gedser Odde bis zum Darß in Mecklenburg-Vorpommern. Bei schönem Wetter ist das andere Ufer schemenhaft am Horizont zu erkennen. Vom nahegelegenen Ort Gedser schippern Fähren in rund zwei Stunden hinüber nach Rostock.
Ein in Eichenfässern gereifter Kirschwein
Auf Lolland nennt man sie auch Traube des Nordens: die Stevnsbaer-Kirsche. Aus den saftigen, dickschaligen Insel-Sauerkirschen wird auf Gut Frederiksdal ein hochwertiger Kirsebærvin produziert – ein Kirschwein, der wie Traubenwein nach alten Winzer-Methoden hergestellt wird und in Eichenfässern reift.
Am Ende kommt ein tiefgründiger, intensiv duftender Kirschwein von geschmeidigem Geschmack heraus, von dem Weinkenner behaupten, er könne es durchaus mit seriösen Rotweinen aufnehmen. Preislich spielt der Kirsebærvin auf jeden Fall in der Oberliga: Die Halbliterflasche kostet umgerechnet mehr als 30 Euro.
Wandern auf dem längsten Deich
63 Kilometer misst Dänemarks längster Deich. Er reicht von Nakskov im Westen Lollands bis Keldskov im Osten und schirmt damit fast die gesamte Südküste der Insel von der Ostsee ab, die ziemlich wild werden kann. Errichtet wurde er infolge der verheerenden Ostseesturmflut von 1872, die rund ein Drittel des flachen Eilands überflutete, das stellenweise unter dem Meeresspiegel liegt. Der Deich dient aber nicht nur dem Küstenschutz, sondern ist dank des Wegs auf der Deichkrone zugleich ein beliebtes Ziel für Wanderer und Radfahrer.
Das Zitat
„Unser altes Dänemark wird bestehen, solang die Buche spiegelt ihre Krone in der blauen Woge“
Dieser Vers stammt vom dänischen Nationaldichter Adam Oehlenschläger (1779–1850) und ist Teil seines Vaterlandliedes „Der er et yndigt land“ („Es liegt ein lieblich Land“), auf dem die dänische Nationalhymne basiert. Das Lied handelt von Hünen, Grabhügeln, edlen Frauen, flinken Knaben und salzigen Ostseestränden. Oehlenschläger ließ sich vom Østerstrand bei Hesnæs an der Ostküste Falsters zu seinem Lied inspirieren, hier wachsen in Meeresnähe urige Buchen.
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