Es ist reine Geschmackssache. Monaco jedenfalls ist gerade um einen fragwürdigen Titel reicher geworden, der dem Fürstentum nicht gerecht wird.

Der winzige Stadtstaat an der Côte d’Azur wurde gerade zum hässlichsten Küstenort Europas gekürt: gedrängt, gestapelt, Hochhaus an Hochhaus, um ein Fitzelchen Meerblick konkurrierend. Zugleich sei das Fürstentum „eine Blase für die Reichen“, alle anderen hätten im besten Fall eine Statistenrolle. So urteilt zumindest missbilligend ein Reise-Ranking der britischen Zeitung „The Telegraph“ und empfiehlt allen Lesern, dort lieber nicht mehr als ein Mal hinzureisen.

Doch das Gegenteil wäre der bessere Rat. Wer ein paar Jahre, sagen wir: seit 2017, nicht mehr im Fürstentum vorbeigeschaut hat, wird beim nächsten Besuch tatsächlich Bauklötze staunen. Nanu, wo ist denn plötzlich die Küste geblieben, fragt man sich unterwegs im östlichen Stadtbezirk Monte-Carlo. Dort, zwischen Grimaldi-Forum und dem Tunnel des Formel-1-Grand-Prix, wurde in Nullkommanichts ein neues, sechs Hektar großes Prestige-Viertel eröffnet – aufgeschüttet, innerhalb von nur sieben Jahren dem Meer abgerungen.

Die künstliche Halbinsel mit Le Renzo, einem Wohnblock, entworfen von Architekt Renzo Piano, trägt den Namen Mareterra – mit öffentlicher 500-Meter-Promenade zum Flanieren, Restaurants, Boutiquen, Yachthafen und einem aus der Toskana importierten Wald aus 1000 ausgewachsenen Pinien. Mareterra ist quasi autofrei, die Zufahrt ist unterirdisch.

Der zweitkleinste souveräne Staat der Welt wächst

Damit ist der Zwergstaat, immerhin der zweitkleinste souveräne Staat der Welt hinter dem Vatikan, gleich mal um drei Prozent gewachsen: Nun ist er genau 2,08 Quadratkilometer groß. Dazu muss man sagen: Das Milliardenprojekt wurde freilich nicht realisiert, um Tagesbesucher glücklicher zu machen, sondern um mehr Immobilien zu verkaufen.

Monaco hat bekanntlich ein chronisches Platzproblem. Der Zwergstaat mit 39.000 Einwohnern und damit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt platzt bereits aus allen Nähten. Und hat wohl auch die höchste Reichenquote: Laut dem „Knight Frank Wealth Report“ sind fast 70 Prozent Millionäre, denn hier lebt es sich steuerfrei, sofern man eine Wohnung kauft und Vermögen nach Monaco schiebt.

Im Stadtstaat wird deshalb ständig gebuddelt, verdichtet für noch ein Hochhaus, nach unten für noch mehr Tunnel, Einkaufszentren und Garagen – und eben offshore ins Meer hinaus.

Das hat Tradition, die Monegassen erobern seit Langem ihr Hoheitsgewässer, das immerhin 22 Kilometer weit ins Mittelmeer reicht. So entstand bereits in den 1960er-Jahren das Viertel Larvotto mit seinem schönen künstlichen Kies-Strand. In den 1970er-Jahren wurde das Viertel Fontvieille im Süden aufgeschüttet. Da geht noch was!

Und nun also Mareterra. Das erste Restaurant, das auf der neuen Halbinsel eröffnet hat, serviert übrigens britische Küche. Im „Marlow“ kostet Tee mit Scones um die 30 Euro. Billig war Monaco nie.

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