Schloss Neuschwanstein soll Welterbestätte werden
Gut Ding will Weile haben, das gilt ganz besonders für den Weg zur Unesco-Welterbestätte. Es ist sozusagen der VIP-Status für Sehenswürdigkeiten von außergewöhnlichem universellem Wert. Wer in diesem illustren Club ist, hat es geschafft. Es ist zugleich ein Turbo-Beschleuniger im Tourismus. Allerdings ist der Weg dahin steinig – es können schon mal mehrere Jahrzehnte ins Land gehen, bis es endlich so weit ist.
So wie bei Bayerns berühmtestem Schloss, das nach exakt 28 Jahren der Vorbereitung kurz vor dem ultimativen Ritterschlag steht: Schloss Neuschwanstein, der Inbegriff der idealisierten Burgenromantik, ist auf den letzten Metern, das 55. Welterbe Deutschlands zu werden. Das verwundert viele der Besucher, da sie instinktiv annehmen, es sei bestimmt längst Weltkulturerbe.
Denn Disney sei Dank kennt jedes Kind das Märchenschloss, und das seit Generationen. Aus Cinderella-Filmen, Disney-Logos, von allerlei Kopien in Vergnügungsparks in Las Vegas, Korea und China. Die Ritterburg im Allgäu, gebaut nach den verträumten Plänen von Bayernkönig Ludwig II., gehört neben Brandenburger Tor und Kölner Dom zu den Top-Drei-Sehenswürdigkeiten in Deutschland für Besucher aus dem Ausland.
Doch ausgerechnet seine Bekanntheit stand Neuschwanstein lange für eine Nominierung im Wege. Berühmt genug, sagten viele Welterbe-Gegner. Immerhin hasten bereits 1,4 Millionen Besucher pro Jahr durch seine Zimmerfluchten. Es gibt ausschließlich geführte Touren, und das auch nur im eiligen 30-Minuten-Takt. Gereicht werden Audioguides in inzwischen 17 Sprachen, sogar Thai ist dabei.
Der Antrag zum Welterbe ließ lange auf sich warten
Verkraftet das Märchenschloss überhaupt noch mehr Besucher von nah und fern, sobald es den Welterbestatus erlangt hat? Das jedenfalls könnte ein Grund gewesen sein, warum es so außerordentlich lange mit dem Welterbe-Antrag gedauert hat.
Eigentlich hatte bereits 1997 die Denkmalpflege die Idee, Schloss Neuschwanstein als Welterbe zu schützen, um zu verhindern, dass die Sicht darauf jemals verbaut werden würde. 2015 stand es dann tatsächlich als eines der vier Königsschlösser Ludwigs II. beim Welterbezentrum in Paris zumindest auf der deutschen Vorschlagsliste.
Doch der offizielle Antrag zum Welterbe wurde erst 2024 abgeschickt. Zuvor wurden aus Sorge um Overtourism die Bürger der Gemeinde Schwangau befragt, ob sie wirklich ein Welterbe vor der Tür haben wollen. Die Mehrheit stimmte dafür.
Auf seiner nächsten Sitzung im Juli 2025 entscheidet das Welterbekomitee als Tagungspunkt eins über die Eintragung von Neuschwanstein sowie der drei weiteren Königsschlösser Linderhof im Ettal, Schachen im Wettersteingebirge bei Garmisch-Partenkirchen und Herrenchiemsee auf der Chiemsee-Insel. Die förmliche Zusage gilt als sicher.
Schloss Neuschwanstein ist aufwendig restauriert
Wer sich wundert, warum das benachbarte, ebenfalls gern besuchte Königsschloss Hohenschwangau, in dem Ludwig II. aufgewachsen ist und das er später nach seinen Vorstellungen umdekorierte, kein Welterbe wird: Es gehört nicht dem Kulturerbe-Antragsteller Freistaat Bayern, sondern als Museum einer Stiftung der Wittelsbacher und wird gelegentlich privat genutzt.
Es lohnt sich also dank des Kulturerbe-Titels demnächst noch mehr, im Allgäu unterwegs zu sein. Praktischerweise wurde Neuschwanstein gerade auf Hochglanz poliert – nach sieben Jahren Restaurierung bei laufendem Betrieb. 93 Räume, mehr als 600 Fenster und Türen und gut 5000 Quadratmeter Wände wurden saniert.
Der neue alte Glanz aber hat für Besucher seinen Preis: Seit Jahresbeginn zahlen Erwachsene drei Euro mehr für das Ticket, es kostet nun 21 Euro plus Bearbeitungsgebühr von 2,50 Euro.
Wer den Besuch nicht schafft, kann sich sein Schloss auch selbst nachbauen: Lego plant im August, pünktlich nach der Welterbestatus-Verleihung, ein Architekturset herauszubringen – Neuschwanstein in 3455 Teilen.
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