Mehr als eine Stunde hatte Donald Trump am Dienstagabend im US-Repräsentantenhaus bereits gesprochen, als zum ersten Mal das Wort Ukraine fiel. „Ich arbeite unermüdlich dafür, dass der schreckliche Konflikt in der Ukraine beendet wird. Millionen Ukrainer und Russen sind nutzlos getötet und verwundet worden.“

Lesen Sie hier Trumps Rede vor dem US-Kongress in unserem Minutenprotokoll.

Was das westliche Bündnis seit vergangenen Freitag in Atem gehalten hatte, geriet am Dienstag auf einmal zur Nebensache. Im Vorfeld der traditionellen Ansprache an beide Kammern des Kongresses waren Befürchtungen laut geworden, Trump könne nach dem Stopp der Waffenlieferungen am Montag erneut gegen Kiew ausholen. Sogar von einer möglichen Ankündigung, sich aus der Nato zurückzuziehen, war die Rede.

Entsprechend war die Spannung im voll besetzten Saal riesig. Seit der Republikaner vor sechs Wochen wieder ins Weiße Haus einzog, hat er sein Land und die Welt mit seinen in rasendem Tempo durchgezogenen Entscheidungen in Aufruhr versetzt.

Doch am Dienstagabend rüstet Trump plötzlich verbal ab. Er habe einen Brief des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bekommen. „In dem Brief heißt es, dass die Ukraine bereit ist, so bald wie möglich an den Verhandlungstisch zu kommen, um einen dauerhaften Frieden näherzubringen“, sagt Trump. Selenskyj habe sich auch zur Unterzeichnung des Rohstoffabkommens mit den USA bereit erklärt. Noch vor fünf Tagen hatte dieses Abkommen einen im Oval Office vor aller Welt ausgetragenen Eklat ausgelöst.

Aus Trumps Sicht gehen die Dinge in die richtige Richtung

Der US-Präsident zitierte weiter aus dem Brief, dass Selenskyj und sein Team bereit seien, „unter der starken Führung von Präsident Trump daran zu arbeiten, einen dauerhaften Frieden zu erreichen. Wir wissen es wirklich zu schätzen, wie viel Amerika getan hat, um der Ukraine zu helfen.“ Der Ukrainer hatte bereits am Nachmittag eine ähnliche Ansage auf X gepostet.

Es ist eine eindeutige Versöhnungsgeste Richtung Trump. Der sich bestätigt fühlen musste, dass der brutale US-Druck auf die Ukraine die erwünschte Wirkung zeigt. Und sich daher im US-Kongress auffallend zurückhaltend gab. Aus Trumps Sicht gehen die Dinge nun in genau die Richtung, die er haben will. Zumal er gleichzeitig „ernsthafte Gespräche mit Russland geführt und starke Signale erhalten“ habe, dass Russlands Machthaber Wladimir Putin „bereit für Frieden“ sei. Trump fügt hinzu: „Wäre das nicht wunderbar?“ Während die Fraktion der Republikaner jubelte, blieben die Demokraten demonstrativ still.

Ein schnelles Ende des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine herbeizuführen, ist nicht nur ein Wahlkampfversprechen, das Trump gnadenlos umzusetzen plant. Der 78-Jährige sieht für sich auch eine historische Rolle. Das war wieder einmal deutlich geworden beim Treffen im Oval Office vergangenen Freitag. Ein Reporter im Raum hatte Trump gefragt, welches sein Vermächtnis sein solle. „Ich hoffe, dass ich als Friedensstifter in Erinnerung bleiben werde. Das wäre eine tolle Sache, wenn wir das schaffen könnten“, erklärte der Präsident. Dass die Trump-Version eines Friedens eine Einigung zugunsten Russlands wird, das befürchtet nicht nur Präsident Selenskyj.

Die US-Regierung hat darüber hinaus großes Interesse an einem Deal mit Russland, weil sie sich im ersten Schritt eine Beteiligung an den wertvollen Seltenen Erden in der Ukraine sichert. Seine ersten Amtswochen seien „nichts als schnelles und unbeugsames Handeln gewesen“, hatte Trump zu Beginn seiner Ansprache erklärt. „Die Bürger haben mich gewählt, um diesen Job zu machen, und den mache ich.“

Knallharte Zölle – zum Unmut selbst der Republikaner

Das bekamen am Dienstag auch US-Aktienanleger zu spüren. Nachdem Trump Zölle in Höhe von 25 Prozent gegen Mexiko und Kanada eingeführt hatte, sackten die Märkte ab. Sein Handelsminister Howard Lutnick hatte vor Trumps Rede zwar verkündet, er rechne mit einer schnellen Einigung im Zollstreit. Er habe den ganzen Tag mit seinen Kollegen aus beiden Ländern telefoniert.

Doch Trump wich im Kongress keinen Zentimeter von seiner knallharten Strafzolllinie ab. „Bei Zöllen geht es darum, Amerika wieder großartig zu machen“, sagte der Republikaner. „Und das geschieht, und es wird ziemlich schnell gehen. Es wird ein wenig Unruhe geben, aber das ist für uns in Ordnung.“

Es war eine der wenigen Momente in der rund 90-minütigen Rede, in der seine Fraktion nicht aufsprang und jubelte. Demonstrativ blieben Abgeordnete aus den Bundesstaaten sitzen, die von den Zöllen unmittelbar hart betroffen sind.

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