Hans Pirkner spielte nur zwei Jahre in der Fußball-Bundesliga - und doch sorgte er in dieser Zeit für einige kuriose Ereignisse. Obwohl der Österreicher dabei meist nur indirekt beteiligt war, erinnern sich die Fußballfans bis heute an diese legendären Spiele. Am Mittwoch verstarb er im Alter von 78 Jahren.

Hans Pirkner startete im Sommer 1969 furios in die Saison bei seinem neuen Klub, dem FC Schalke 04. Drei Tore an den ersten vier Spieltagen - rund um den Schalker Markt schlugen sich die Offiziellen schon auf die Schulter. Was für ein Glücksgriff! Doch am Ende seiner zwei Jahre in Gelsenkirchen standen nur weitere fünf Treffer auf seinem Konto. Dennoch schrieb Pirkner in seiner kurzen Zeit in Deutschland Bundesligageschichte - vor allem aufgrund von einigen sehr kuriosen Zwischenfällen im September 1969.

Alles begann am 6. September im Stadion Rote Erde zu Dortmund. Es ist bis heute eine der meisterzählten Storys aus über 60 Jahren Bundesliga-Historie. Der Schütze des ersten Bundesligatores überhaupt, Timo Konietzka, zog seinen Freund zeitlebens mit dieser Geschichte auf: "Friedel, bei mir denken die Leute an meinen Treffer damals. Bei dir denken sie immer nur: Ach, guck mal. Ist das nicht der, der vom Hund gebissen wurde?" Und dann lachte er. Und Rausch? Der lachte mit. Denn er selbst hatte die Story schon viele, viele Mal erzählen dürfen.

Szene 1 - Hund beißt Profi

Und die legendäre Geschichte geht so: Damals beim Revierderby Borussia Dortmund gegen den FC Schalke 04 im pickepackevollen Stadion Rote Erde passierte lange Zeit nix. Doch dann kam der besagte Österreicher Hans Pirkner ins Spiel. In der 37. Minute schoss der königsblaue Stürmer dem BVB-Keeper Jürgen Rynio den Ball unhaltbar in den Winkel - und löste damit völlig unbewusst die legendäre Story aus. Denn die Schalker Fans, die direkt hinter dem Kasten des Dortmunder Torhüters standen, rannten wie von Sinnen feiernd und jubelnd auf den Platz. Doch sie hatten die Rechnung ohne die zahlreichen Platzordner gemacht, die mit ihren maulkorbbefreiten Schäferhunden am ausgestreckten Arm sofort versuchten, die Meute wieder hinter die Außenlinien zurückzudrängen.

Und dann passierte es: Mitten im Trubel sank plötzlich ein Schalker Spieler auf die Knie und hielt mit beiden Händen und einem vor Schmerzen verzerrten Gesicht sein Hinterteil. Es war Friedel Rausch. Wie sich später herausstellen sollte, hatte ihn der Schäferhund Rex in den Allerwertesten gebissen. Tapfer hielt der Schalker die komplette Spielzeit durch. Eigentlich ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass die Narbe, die ihn ab diesem Moment stets an diesen Tag erinnern sollte, fast sechs Zentimeter lang war. Die Schmerzen, so berichtete Rausch später einmal, seien schlimm gewesen sein. Es habe sich angefühlt, als ob ihm der Hund den kompletten Hintern abgebissen hätte.

Szene 1.1 - Vier Löwen drohen dem BVB

Doch die Wundschmerzen - wochenlang konnte Rausch nur auf dem Bauch schlafen - waren in der Folge nur die eine Seite der Geschichte, weitaus schlimmer waren jedoch die Neckereien der Kollegen und Gegenspieler. Der smarte Sonnyboy Friedel Rausch war auf dem Fußballplatz urplötzlich zum Gespött der Leute geworden: "Es war die Hölle. Fast in jedem Spiel kam mein Gegenspieler an und machte 'wuff-wuff'. Ich war fortan die Lachnummer der Liga." Auch seine Schalker Mannschaftskollegen trieben mit Rausch ihren Schabernack. So fragten sie in den Tagen nach dem Vorfall im Dortmunder Stadion Rote Erde den armen Kumpel scheinheilig: "Na, Friedel. Überleg doch mal, der Hund hätte dich vorne rum erwischt...?" Ganz der alte Macho konterte Rausch diese verbalen Angriffe jedoch stets cool und gelassen: "Dann hätte sich der Köter seine Zähne ausgebissen ...".

Zum Rückspiel in Gelsenkirchen übrigens hatte der damalige Schalke-Präsident Günter "Oskar" Siebert eine herrlich-spektakuläre Idee. Er ließ vier echte Raubkatzen aus dem frisch eröffneten Löwenpark Westerholt - mitten in Gelsenkirchen hatte der schillernde Graf von Westerholt einen Freizeitpark mit einer 4 km langen Autosafaritour und über 150 Tieren in freier Wildbahn eröffnet - holen und diese auf Höhe der Mittellinie an der Leine von vier Ordnern patrouillieren. Doch an diesem Tage ging alles gut. Niemand wurde gebissen. Fast nicht zu glauben, was früher in der Bundesliga noch so alles möglich war.

Szene 2, Szene 3: Tore fallen, Reporter rasen, Enten ticken aus

Nur wenige Tage später passierte Hans Pirkner das nächste unvergessliche Ereignis. Nach elf langen Jahren durfte der FC Schalke 04 endlich einmal wieder im Europapokal ran - und spielte in Dublin bei den Shamrock Rovers. Schnell führten die Iren mit 1:0, doch dann sorgte Pirkner mit seinem Treffer für den 1:1-Ausgleich. Das Tor aber hatte fast niemand gesehen. Denn in Irlands Hauptstadt hing der Nebel so dicht und tief, dass Pirkner nach seinem Treffer zur Pressetribüne gerufen wurde, wo er dem verzweifelten WDR-Kommentator Heribert Faßbender in kurzen Worten sein Tor schildern musste. Eine völlig irre Szene! Schalke kam übrigens nach einer 2:1-Niederlage in Dublin und einem 3:0 zu Hause weiter - was noch Folgen haben sollte.

Nur zwei Tage nach dem Ausflug nach Irland spielten die Königsblauen zu Hause in der Glückaufkampfbahn gegen den Lokalrivalen Rot-Weiss Essen - und wieder stand Hans Pirkner ganz unbewusst im Mittelpunkt einer Szene. Denn nach der Führung von RWE durch Willi "Ente" Lippens entschied in der 25. Minute Schiedsrichter Wolfgang Dittmer aus Mutterstadt nach einem Foul von Czernotzki an Pirkner auf Strafstoß. Doch der Elfmeter sollte zu Tumulten führen, nachdem Fred Bockholt den Ball an den Querbalken gelenkt hatte und von der Unterkante der Latte genau auf die aufwirbelnde Kreide gefallen war. Schiri Dittmer gab das Tor jedoch und so trat Erich "Ete" Beer dem Schiri vors Schienenbein. Und auch Lippens war nicht mehr zu halten: "Ich hatte immer einen klaren Kopf, aber da war ich an der Grenze auszuticken." Das Wembley-Tor kippte das Spiel schließlich und am Ende gewann Schalke mit 4:1.

Szene 4 und Abgang: Trainer fliegen, Spieler schieben

Nach dem aufregenden September blieb es längere Zeit ruhig um Hans Pirkner, bis im Frühjahr Schalke im Europapokal gegen Manchester City spielen sollte. Nach einem 1:0 im Hinspiel machten sich die Königsblauen berechtigte Hoffnungen aufs Weiterkommen - doch dann kam wieder das Schicksal in Person von Hans Pirkner dazwischen. Präsident Günter Siebert hatte dem Stürmer gegen den ausdrücklichen Wunsch von Trainer Rudi Gutendort für ein Länderspiel Österreichs gegen die CSSR freigegeben. Und prompt verletzte sich Pirkner. Schalke stand plötzlich ohne Sturm da. Es kam zum Eklat zwischen dem Präsidenten und dem Trainer. Die beiden sprachen fortan kein Wort mehr miteinander. Nachdem Schalke schließlich ausgeschieden war, nutzte Siebert die erstbeste Gelegenheit um Gutendorf zu entlassen.

Zum Schluss war Hans Pirkner indirekt auch am Bundesliga-Skandal in der Saison 1970/71 beteiligt. Und so wechselte der Österreicher nach zwei äußerst aufregenden Jahren in Gelsenkirchen im Sommer 1971 zurück in seine Heimat. Am Mittwoch verstarb der frühere Nationalspieler im Alter von 78 Jahren.

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