Wirbelt das "Skandalspiel von Köpenick" die Liga durch?
Wird der Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga vor Gericht entschieden? Das Urteil des DFB-Bundesgerichts zum "Skandalspiel von Köpenick" könnte die Liga entscheidend beeinflussen. Das ist auch der Grund, warum neben Bochum und Union Berlin auch Kiel und St. Pauli mitmischen.
Der Aufschrei aus der Alten Försterei war riesig, der Feuerzeug-Eklat erhitzte die Gemüter - nun geht das "Skandalspiel von Köpenick" in die nächste Verlängerung. Nach der ersten Niederlage gegen den VfL Bochum am Grünen Tisch will Union Berlin im Sitzungsraum "Golden Goal" vor dem DFB-Bundesgericht den entscheidenden Treffer landen - und im Tabellenkeller fiebert die abstiegsbedrohte Konkurrenz mit.
Denn der Ausgang der mündlichen Verhandlung am heutigen Freitag (12.30 Uhr) in Frankfurt/Main ist von großer Bedeutung im Kampf um den Klassenerhalt. Die Eisernen wehren sich mit Unterstützung von Holstein Kiel und des FC St. Pauli vor der nächsten Instanz gegen das Urteil des DFB-Sportgerichts. Dieses hatte Anfang Januar die Partie (1:1) vom 14. Dezember, in der VfL-Torhüter Patrick Drewes mit einem Feuerzeug aus dem Berliner Fanblock getroffen worden war, mit 2:0 für Bochum gewertet.
Nun hofft Union auf eine Wende in dem Fall, der seit mehreren Wochen für Aufruhr in der Bundesliga sorgt. Das Urteil sei ein "Skandal" und greife "massivst" in den Wettbewerb ein, hatte Präsident Dirk Zingler am Sky-Mikrofon wenige Tage nach der Verkündung gewettert. Bochum habe den Vorfall genutzt, um sich "einen sportlichen Vorteil zu verschaffen". Die Partie, die Drewes nicht zu Ende spielen konnte, war mit einem Nichtangriffspakt ins Ziel gebracht worden. Die Wertung durch das Sportgericht sei deshalb "vollkommen an den Haaren herbeigezogen".
Urteil hat "absolute Signalwirkung"
Auch von Experten gibt es Kritik. So bezeichnete Paul Lambertz, Fachanwalt für Sportrecht, das Urteil im RBB-Interview als "überraschend und nicht richtig". Die Partie "sportlich umzuwerten" finde für sein Verständnis "weder eine Grundlage im Regelwerk noch besteht die Notwendigkeit, eine analoge Regelung zu finden". Das Verfahren gehe den "gesamten deutschen Fußball etwas an", betonte Lambertz. Eine Entscheidung habe "absolute Signalwirkung".
Noch spiegelt sich die Beurteilung durch das Sportgericht nicht in der Tabelle wider. Für reichlich Unruhe sorgte sie aber bereits - vor allem bei den Klubs im Abstiegskampf. Heidenheims Boss Holger Sanwald hatte das Urteil bei Sky als "falsch" bewertet, Kiel und St. Pauli schlossen sich Union an, legten ebenfalls Berufung ein. Ob eine unmittelbare Betroffenheit der beiden Klubs vorliegt, wird auch am Freitag in der Sitzung unter Leitung von Oskar Riedmeyer, Vorsitzender des DFB-Bundesgerichts, entschieden. Beisitzende sind Arno Heger und Ex-Bundesligaprofi Carsten Ramelow.
St. Pauli jedenfalls begründete seinen Schritt in der "Bild"-Zeitung unter anderem mit den "Folgen für den Wettbewerb und unbeteiligte Dritte". Träte das Urteil in Kraft, hätte der VfL zwei wertvolle Zähler mehr auf dem Konto und würde sich mit 17 Punkten vor dem 24. Spieltag am 1. FC Heidenheim (15 Punkte) vorbei auf den Relegationsrang 16 schieben.
Für den Tabellen-13. Union (24 Punkte) ist die Lage derzeit noch nicht ganz so brenzlig. Doch in einer bislang mehr als durchwachsenen Saison sind auch die Köpenicker darauf bedacht, nicht tiefer in den Abstiegskampf hineingezogen zu werden. Ein Sieg vor Gericht würde dabei helfen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke