„Ich habe keinen Zweifel daran, Weltmeister werden zu können“
Oscar Piastri hat in der Formel-1-Saison 2025 bisher eine beeindruckende Leistung gezeigt. Nach einer starken Vorsaison mit McLaren, in der das Team den Konstrukteurstitel gewann, ist der 24-Jährige fest entschlossen, in diesem Jahr um den Fahrertitel zu kämpfen. Beim Rennen in Bahrain (17 Uhr, Sky) startet der Australier von der Pole-Position und will diese wie in China zum Sieg nutzen.
Frage: Herr Piastri, kennen Sie Ihren Spitznamen im Fahrerlager?
Oscar Piastri: Nein, ich habe nur gehört, dass ich von den italienischen Fans das „Ice Kid“ genannt werde.
Frage: Im Fahrerlager sind Sie als eiskalter Engel bekannt. Sie wirken so harmlos, fahren aber aggressiv.
Piastri: Wow. (lacht) Ich würde mich zwar selbst nicht so nennen, aber ich verstehe, warum Leute es tun. Ich kann damit gut leben. Er klingt irgendwie gefährlich. Das mag ich.
Frage: Während andere Fahrer am Teamradio fluchen, wirken Sie nüchtern und emotionslos.
Piastri: Das ist stückweise kalkuliert. Für mich ist der Sinn des Radios der Austausch von Informationen. Ich werde nicht schneller, wenn ich meinen Renningenieur anschreie. Zumal ich weiß, dass sie die Lautstärke des Funks weit aufgedreht haben, weil ich eben nicht so laut und emotional bin wie andere Fahrer. Wenn ich dann mal schreie, haben 20 Leute einen Hörsturz. Das heißt aber nicht, dass ich keine Emotionen habe.
Frage: Sondern?
Piastri: Ich habe ganz viele davon. Der Unterschied zu den anderen Fahrern ist, dass ich in neun von zehn Fällen den Radio-Knopf nicht drücke, sondern einfach für mich in meinen Helm schreie. Nur, weil es einen Knopf gibt, muss ich den nicht drücken. Das zu unterlassen lässt mich fokussierter auf mein Rennen sein.
Frage: Ist diese Einstellung ein Vorteil im Titelrennen?
Piastri: Nicht zwingend ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz, aber vorteilhaft für mich. Ich bin am schnellsten, wenn ich ruhig bin. Dann habe ich den maximalen Fokus. Aber es gibt auch Fahrer, die brauchen diese dauerhaften Emotionen als Antreiber.
Frage: Stichwort Konkurrenz. Wer ist Ihr größter Gegner im WM-Kampf?
Piastri: Lando. (Teamkollege Norris, die Redaktion)
Frage: Warum Norris und nicht der amtierende Weltmeister Max Verstappen?
Piastri: Zum einen hat er als WM-Führender derzeit faktisch die besten Karten auf den Titel, zum anderen ist unser Auto das beste der Formel 1.
Frage: Wie ist Ihr Verhältnis?
Piastri: Es sollte keiner erwarten, dass wir gemeinsam in den Urlaub fahren, aber wir verstehen uns gut, lachen viel. Beste Freunde sind wir trotzdem nicht. Es ist ein kollegiales Verhältnis, wobei wir natürlich wissen, dass wir am Ende Einzelkämpfer sind. Ich werde also nicht zu ihm gehen und sagen: „Schau mal hier, wenn du das machst, bist du noch mal 0,1 Sekunden schneller.“
Frage: Ein Freund von Norris ist Verstappen. Wie gut sind seine Karten im Titelrennen?
Piastri: Natürlich darf man Max nicht abschreiben. Er ist viermaliger Weltmeister und hat vergangenes Jahr den Titel gewonnen, obwohl er materiell einen Nachteil hatte.
Frage: Viele Experten sehen Norris mental nicht als stark genug an.
Piastri: Lando ist ein ausgezeichneter Fahrer. Ich glaube, dass er das Potenzial hat, Weltmeister zu werden.
Frage: Trifft das auch auf Sie zu?
Piastri: Ja. Daran habe ich keinen Zweifel.
Frage: Was braucht es, um Weltmeister zu werden?
Piastri: Grundvoraussetzung ist natürlich der Speed. Aber man muss auch dem Druck – der eigenen Erwartung, der vom Team und der von Medien und Fans – standhalten. Und natürlich muss man rücksichtslos sein, ohne über das Ziel hinauszuschießen. Es gibt keine Freunde auf der Strecke, aber es gibt Limits. Die Balance muss stimmen.
Frage: Tut sie das bei Ihnen?
Piastri: Dieses Jahr schon. Ich bin jetzt in meiner dritten Saison und habe das Gefühl, dass ich fahrerisch endlich da bin, wo ich sein möchte. In den ersten beiden Jahren habe ich Dinge gehabt, die nicht perfekt waren. Aber das musst du eben sein.
Frage: Zum Beispiel?
Piastri: Vor allem das Reifen-Management war ein Thema. Ich habe sie teilweise zu Beginn des Rennens zu sehr beansprucht, sodass ich hinten raus in Schwierigkeiten gekommen bin.
Frage: Ihre Entwicklung wird auch von anderen Top-Teams wie Mercedes und Red Bull genau beobachtet. Letztere warben in der Vergangenheit bereits öffentlich um Sie.
Piastri: Das ist natürlich schmeichelhaft, aber letzten Endes interessiert mich das überhaupt nicht. Ich sehe meine Zukunft bei McLaren. Deswegen habe ich kürzlich meinen Vertrag vorzeitig über 2026 hinaus verlängert.
Frage: Und das, obwohl die Formel 1 nächstes Jahr eine Regel-Revolution erfährt. Ob McLaren dann noch das beste Auto hat, ist völlig offen.
Piastri: Richtig, aber man weiß ja bei keinem Team, wie gut es sein wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir weiterhin vorn mitfahren werden. Die Entwicklung, die wir durchgemacht haben, ist unglaublich. Anfang 2023 waren wir Letzter, jetzt sind wir die mit dem besten Auto – und das ohne Regel-Revolution. Diese Reise wollen wir jetzt mit dem Gewinn beider WM-Titel krönen.
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