Kanadas Eishockey-Ikone Wayne Gretzky bringt sein Heimatland gegen sich auf. Seine Nähe zu Donald Trump ist vielen schon länger ein Dorn im Auge, doch rund um das emotional höchst aufgeladene 4-Nations-Turnier bricht der Ärger über Gretzky richtig los.

Donald Trump bemühte sich vermeintlich um Deeskalation. Aber weil Donald Trump eben Donald Trump ist, ging dieser Versuch schief. Weil sein sehr guter Freund Wayne Gretzky, der beste Eishockeyspieler der Geschichte, in seinem Heimatland Kanada massiv angegangen wird, rief Trump zu Milde auf. Ausgerechnet er, der außer dem Dampfhammer kein anderes Werkzeug zu beherrschen scheint. In einem skurrilen Beitrag voller Provokationen auf der von ihm gegründeten Social-Media-Plattform "Truth Social" lobte der US-Präsident Gretzky und betonte, er wolle nicht, dass sich die Kanadier wegen ihrer Freundschaft gegen den Hall of Famer wenden.

"Wayne ist mein Freund, und er möchte mich glücklich machen und ist deshalb etwas zurückhaltend, wenn es darum geht, dass Kanada ein eigenständiges Land bleibt, anstatt ein geschätzter und schöner 51. Staat (Anmerk. d. Red.: der USA) zu werden, der viel niedrigere Steuern, ein freies und mächtiges Militär, KEINE ZÖLLE zahlt und eine boomende Wirtschaft hat", schreibt Trump. Mit diesen aggressiv formulierten Sätzen, die politisch brisante Botschaften enthalten, hatte er den nördlichen Nachbar schon in den Wochen zuvor mächtig provoziert.

Doch dabei belässt er es nicht. In seinem Beitrag bei "Truth Social" eskaliert der amerikanische Präsident noch weiter. Erneut verspottet er Justin Trudeau, den Premierminister Kanadas, als Gouverneur und schoss dann weiter: "Wayne ist der großartigste Kanadier von allen, und deshalb mache ich ihn zu einem Free Agent, weil ich nicht möchte, dass irgendjemand in Kanada etwas Schlechtes über ihn sagt. Er unterstützt Kanada so, wie es ist, wie er es sollte, auch wenn es bei weitem nicht so gut ist, wie es als Teil des größten und mächtigsten Landes der Welt, der guten alten USA, sein könnte!" Sollte Trump seinen Freund, der in Kanada ein Nationalheld war, eine heilige Figur, "Mr Canada", damit wirklich verteidigen wollen?

Pulverfass fliegt beim Hassduell in die Luft

Ein netter Versuch, aber das Kind (Gretzky) war längst durchs Eis gebrochen. Es geht nicht um irgendetwas: Eishockey ist für die Kanadier, was Fußball für die Deutschen ist. Und Gretzky ist der erfolgreichste Scorer der NHL, der bislang einzige Spieler, der mehr als 2000 Punkte gesammelt hat (2857), und ebenjener hat sein Heimatland Kanada gegen sich aufgebracht, wegen seiner Nähe zum US-Präsidenten, wegen seines Schweigens zu den aberwitzigen Plänen von Trump und weil er zuletzt beim höchst emotionalen 4-Nations-Turnier den Daumen in falsche Richtung hob.

Es klingt wie ein Elefant, der eigentlich eine Mücke ist. Doch seit Donald Trump wieder an der Macht ist, ist jede noch so kleine Geste im Dunstkreis des US-Präsidenten ein potenzielles Pulverfass. Ganz besonders, wenn sie von einem Übervater gezeigt wird. Gretzky ist so einer. Am vergangenen Donnerstag flog das Pulverfass in die Luft. Die 64 Jahre alte Eishockey-Legende war vor dem ersten Bully zum Ehrenkapitän seines Heimatlandes ernannt worden, trug aber anders als US-Ikone Mike Eruzione - Kapitän des "Miracle on Ice"-Teams (Olympia-Gold 1980) - keine Farben seines Landes. Und zeigte dann auch noch der US-Bank den erhobenen Daumen. Eine Geste, die auch in nicht aufgewühlten Zeiten für Wirbel gesorgt hätte. So aber wurde sie zu seiner Riesensache.

So schrieb etwa TSN-Reporter Dave Naylor bei X: "Ich möchte das nur sachlich zum Ausdruck bringen … der Ehrenkapitän Kanadas in diesem Spiel unterstützt öffentlich einen politischen Führer, dessen Position darin besteht, dass Kanada als Nation nicht existieren sollte." Terry Jones, ein Sportjournalist, der fünf Jahrzehnte lang über die Oilers berichtete, sagte, Trumps erklärte Ambitionen gegen Kanada (51. Staat) hätten die Forderungen nach Klarheit über Gretzkys Ansichten dringlicher gemacht. Doch die Legende schweigt. Er hat seine politischen Zugehörigkeiten nicht öffentlich besprochen, was die Debatte um seine Haltung nochmal verschärfte.

Mit "Make America Great Again"-Hut fotografiert

Die Verbindungen von Gretzky, der seit Jahren in den USA lebt, zu Trump sorgen seit längerer Zeit für Irritationen bei vielen Kanadiern. So waren er und seine Frau im Januar bei Trumps Amtseinführung dabei. Zudem wurde Gretzky mehrmals mit Trump in dessen Mar-a-Lago-Resort in Florida und auch auf Trumps Wahlsiegparty mit einem "Make America Great Again"-Hut fotografiert. Vor seiner Amtseinführung nannte Trump Gretzky einen großartigen Freund. "Ich sagte: Kandidieren Sie für den Premierminister, Sie werden gewinnen", sagte Trump. "Aber Gretzky sagte: Werde ich für den Premierminister oder den Gouverneur kandidieren? Ich sagte: Ich weiß es nicht, machen wir es zum Gouverneur." Dass MAGA-Fan Gretzky den Kanadiern nach dem Sieg beim 4-Nations-Turnier Hüte überreichte mit der Botschaft "sei großartig" macht die Sache nur noch skurriler.

"Ihr könnt uns nicht unser Land nehmen - und auch nicht unser Spiel", schrieb Kanadas scheidender Premier Justin Trudeau - von Trump schon da als 'Gouverneur Trudeau' bezeichnet - nach dem emotionalen Triumph auf X. Conor McDavid, NHL-Superstar, ausgerechnet von den Edmonton Oliers und der entscheidende Torschütze im Finale, befand: "Es ist zwar kein olympisches Gold, aber für unser Team bedeutet es die Welt. Alle haben so hart gekämpft. Das war etwas Besonderes."

Autobahn soll umbenannt werden

Das Finale war für die Kanadier wegen Trumps Provokationen das politisch umstrittenste Eishockeyspiel seit mehr als einem halben Jahrhundert, als Kanada in der Summit Series 1972 gegen die Sowjetunion antrat. "Die Leute werden argumentieren, dass Sport kein Ort für Politik ist, aber Sport ist der Ort, um viele der politischen Probleme anzusprechen, mit denen wir konfrontiert sind, weil er die Alternative zum Krieg ist", sagte Jennifer Walinga, Professorin für Kommunikation und Kultur an der Royal Roads University in Victoria, gegenüber CBC.

In Edmonton fordern einige Fans der Oilers nun sogar, dass eine Autobahn, die Gretzkys Namen trägt, wieder umbenannt wird. Der Capilano Drive wurde 1999 zum Wayne Gretzky Drive, als Hommage an seine Jahre mit vier Stanley-Cup-Triumphen. Der Organisator der entsprechenden Petition, Grant Prete, sagte, seine Meinung über Gretzky habe sich verschlechtert, seit im November ein Foto von Gretzky mit einem MAGA-Hut zu sehen sei. Über 9000 Menschen haben die Petition unterschrieben, es werden täglich mehr.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke