„‚Und wie geht’s so in der Karibik?‘, fragte ein Tourist aus Hamburg“, erinnert sich ein Deutscher, der seit Jahren auf Bermuda lebt. „Prima, genau wie bei Ihnen am Mittelmeer“, lautete seine Antwort. Bermuda klingt zwar nach Karibik, aber das britische Überseegebiet liegt im Nordatlantik, gut 1500 Kilometer von den Großen Antillen, also den Karibik-Inseln Kuba, Dominikanische Republik und Puerto Rico, entfernt.

Die häufig verwendete Bezeichnung Bermudas ist die Kurzform für Bermuda-Inseln, von denen es 150 gibt, darunter 20 bewohnte. Die gesamte Landmasse entspricht nur der Hälfte von Sylt und ist vulkanischen Ursprungs, der höchste Berg trotzdem nur 79 Meter hoch. Hauptinsel ist Grand Bermuda mit der Hauptstadt Hamilton, auf der 95 Prozent aller 65.000 Einwohner leben.

Warum gibt es Bermuda-Shorts?

In flagranti erwischt? Hatte der Mann keine Zeit mehr, sich anzuziehen? Von wegen! Der elegante Herr auf Bermuda trägt pinkfarbige oder zartgelbe Bermuda-Shorts – und zwar zum dunkelblauen Jackett mit weißem Hemd, Krawatte, dunkelblauen Kniestrümpfen und schwarzen Lederschuhen.

„Die britische Armee hat sie erfunden, wir haben sie modisch gemacht. Selbst im Parlament dürfen Bermuda-Shorts in der traditionellen Kombination getragen werden“, sagt David Pedro vom „English Sports Shop“ an der Front Street in Hamilton. Dort verkauft er jeden Tag bis zu 300 Stück zu 39 bis 55, maßgeschneidert ab 280 Bermuda-Dollar, der 1:1 zum US-Dollar gehandelt wird: „Die Shorts enden zehn Zentimeter über dem Knie, die Naht verläuft innen und ist leicht nach oben zugeschnitten. Zwei Taschen hinten, aber nur die rechte mit Knopf“, beschreibt Pedro die originalen Bermuda-Shorts.

So ist Mann stets korrekt gekleidet. Admiral Mason Berridge sei Dank, der im Ersten Weltkrieg, als die Briten ihr Hauptquartier in Nordamerika auf Bermuda hatten, wegen der Hitze und aus Kostengründen die langen Armeehosen von einem Schneider kürzen ließ.

Was hat es mit dem Bermuda-Dreieck auf sich?

Mit Puerto Rico und Miami an der Südspitze von Florida bildet Bermuda das berühmte Bermuda-Dreieck, genannt auch Teufelsdreieck, Hafen der verlorenen Schiffe oder Woodoo Sea. Schiffe und Flugzeuge sind in dieser riesigen Seefläche spurlos verschwunden, überirdisch starke Lichter will schon Kolumbus 1492 gesehen haben, das eine oder andere Ufo erfanden Segler.

Und von Kompassnadeln, die verrückt spielen, berichten sogar die Kapitäne großer Frachter. Teddy Tucker, 2014 verstorbener Tauchpionier, der mehr als 100 Schiffswracks im Dreieck fand, der Unterwassertrainer für Astronauten in Bermuda und einer der erfahrensten Schatztaucher der Welt war, erklärte die Unfälle „durch Stürme, Magnetismus und die frühere schlechte Ausrüstung“.

Insgesamt sollen um 1000 Schiffe im Bermuda-Dreieck untergegangen sein. 1925 verschwand das letzte Schiff aus ungeklärter Ursache. Heute können erfahrene Taucher in geführten Touren auf Wrack-Suche gehen (z. B. bermudascubagrottobay.com). PADI, die Professional Association of Diving Instructors, gibt 300 Wracks an, zu denen man tauchen kann, darunter die „Mary Celestia“, ein Schiff der Konföderierten Armee, das während des US-Bürgerkriegs gesunken ist. In ihr wurden kürzlich fünf intakte Weinflaschen von 1863 entdeckt.

Bermuda ist allerdings für ein zweites ominöses Loch bekannt, weil 14.000 Firmen, darunter wohl eine deutliche Mehrheit als Briefkastenfirmen, auf Bermuda registriert sind und ansehnliche Erlöse steuersparend im Finanzdreieck verschwinden. Über dieses Dreieck wird jedoch gern der Mantel der Verschwiegenheit gelegt, Zahlen sind Verschlusssache.

Sind Bermudas Strände wirklich rosa?

Entlang der 103 Kilometer langen Küstenlinie locken überproportional viele Weltklasse-Strände. Die Schönsten sind Elbow Beach, die am häufigsten besuchte Horseshoe Bay, Warwick Long Bay, Church Bay und die romantische East Whale Bay. Der Sand ist pudrig weiß mit leichtem rosa Schimmer, weil sich vom Wasser sehr fein zerkleinerte Korallen, Muscheln oder auch Hummerpanzer daruntermischen.

Toll ist ein Ritt an der Horseshoe Bay. Der große amerikanische Schriftsteller Mark Twain meinte einst: „Lass die Leute doch nach dem Paradies suchen. Ich für meinen Teil fahre auf die Bermudas“.

Welche Prominente zog und zieht es nach Bermuda?

In Tucker’s Town, einer grünen Landzunge im Osten, kann sogar das Milliarden schwere Herrchen sein Lieblingshündchen ohne Angst und Bodyguard alleine ausführen. Tucker’s Town ist die Reichensiedlung auf Bermuda, sicher und exklusiv.

Villen werden selten unter zehn Millionen Dollar gehandelt. So hält sich Oprah Winfrey ein 45-Millionen-Dollar-Anwesen und auch Michael Douglas hat einen Zweitwohnsitz auf Bermuda. Schon sein erster Geburtstag wurde auf den Inseln gefeiert. Mutter Diana Dill ist schließlich Staatsbürgerin von Bermuda.

Großbritanniens Ex-Premierminister Tony Blair kann hier mit Familie unbehelligt ein Eis kaufen und andere sorgen während ihrer Bermuda-Ferien für Nachwuchs: So soll Chelsea Clinton einst in der Nobelherberge „Horizons“ im Rahmen eines geselligen Beisammenseins von Bill und Hillary gezeugt worden sein. John Lennon schrieb einige seiner Songs auf Bermuda: Um die 25 sollen es gewesen sein, darunter „Woman“ und „Just like starting over“.

Wenn zu viele Touristen kommen, kann die private Zufahrtsstraße nach Tucker’s Town sogar geschlossen werden. Ansonsten darf man schon mal freundlich in die Überwachungskameras winken und staunen oder etwa im sündhaft teuren „Rosewood“ darauf hoffen, dass einer der Bermuda-Promis in der „Tucker’s Bar“ auf einen Gin Tonic vorbeikommt oder sich zum Dinner einfindet: Das Chef‘s Table Dinner kostet pro Person 350 Dollar.

Gibt es wirklich keine Autos für Touristen?

36 km/h sind bereits eine überhöhte Geschwindigkeit, denn das Limit für alle liegt bei 35. Unter 50 Bermuda-Dollar Strafe kommt man nicht davon. Pro Grundstück darf nur ein Auto zugelassen sein. Mietwagen für Touristen gibt es tatsächlich nicht.

Wer die Inseln unbedingt per Auto erkunden will, muss Taxi fahren. Ansonsten weicht man auf kleine Miet-Scooter aus (wie scootermartrentals.bm), was sehr praktisch ist, wenn es zu etwas abgelegeneren Stränden geht. Außerdem gibt es nirgends Parkplatzsorgen.

Die Mopeds sind vollautomatisch und leicht zu fahren – auch wenn man zu zweit ist. Ein Führerschein ist nicht nötig, aber man muss mindestens 18 Jahre alt sein. Dann darf man sich für 45 Dollar pro Tag an Teenager-Zeiten erinnern und den lauen Fahrtwind genießen. In zwei Stunden sind die durch Brücken verbundenen Inseln durchquert. Mehr als 50 Straßenkilometer gibt es nicht.

Was erinnert an die britische Kolonialzeit?

Das wahrscheinlich letzte Überbleibsel ist der Ducking Stool, auf den früher ungehorsame Ehefrauen gesetzt wurden und ihr Waterboarding erleben mussten. Heute ist er eine Touristenattraktion und, wie vier nicht mehr genutzte rote Telefonzellen, ein begehrtes Fotomotiv.

Auf den Rugby-Feldern wird fleißig gespielt, es herrscht Linksverkehr und an der Bushaltestelle reiht man sich brav in die Warteschlange ein.

Tipps und Informationen:

Anreise: Es gibt keine Nonstop-Flüge ab Deutschland. Mit British Airways fliegt man via London nach Bermuda – aber Vorsicht, dass in London kein Flughafenwechsel von Heathrow nach Gatwick vorgesehen ist! Verbindungen via USA sind nicht zu empfehlen, da in den USA das komplette Einreiseprocedere erledigt werden muss.

Beste Reisezeit: Von Dezember bis August mit Temperaturen von 22 bis 29 Grad; Wasser 21 bis 26 Grad. Die Hurrikan-Saison von September bis November besser meiden.

Unterkunft: Ein Doppelzimmer für unter 250 Dollar ohne Frühstück findet man kaum, Budget-Unterkünfte gibt es nicht. Wunderbar gelegen ist das großzügig angelegte Luxusresort „Cambridge Beaches“ im Villenstil, mit Spa, zwei Pools und zwei Stränden (cambridgebeaches.com, ab 800 Dollar). Bekannte Häuser wie „St. Regis Bermuda“ (marriott.com) oder „Rosewood Bermuda“ (rosewoodhotels.com) knacken leicht die 1000-Dollar-Marke – pro Nacht.

Auskunft: Bermuda Tourism Authority, gotobermuda.com

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