Das sind die fünf höchsten Berge in Europa
Die Frage nach dem höchsten Berg Europas ist nicht ganz einfach zu beantworten. Für eine Minderheit, die den Kaukasus als Grenze zwischen Europa und Asien definiert, ist es der 5642 Meter hohe Elbrus in Russland. Doch die meisten Kartografen verorten die Südostgrenze Europas weiter nördlich, entlang der Manytsch-Niederung. Demnach ist der Kaukasus asiatisch, der Elbrus fliegt aus der Wertung – und der Mont Blanc belegt den 1. Platz.
Wir schließen uns der Mehrheitsmeinung an und stellen die fünf höchsten Berge Europas näher vor – vom höchsten (Mont Blanc) bis zum Dom in der Schweiz. Das Rekord-Quintett liegt komplett in den Alpen. Und weil es auch hier Streit darüber gibt, welche Gipfel oder Nebengipfel als eigener Berg zu zählen sind, folgen wir dem Statistikportal Statista.
1. Mont Blanc, 4807 Meter
Keine Fahne, kein Gipfelkreuz, kein Gipfelbuch – als höchster Berg der Alpen und der EU präsentiert sich der Mont Blanc „oben ohne“. Was eher untypisch für die Alpenregion ist und sich vielleicht damit begründen lässt, dass die Anrainerstaaten Frankreich und Italien noch immer über den genauen Grenzverlauf auf dem Mont Blanc streiten. Und damit über die Frage, ob der Gipfel auf 4807 Meter ganz auf französischem Territorium liegt, oder – gemäß italienischer Sichtweise – nur zu einer Hälfte, während die andere zur norditalienischen Provinz Aostatal gehört.
Die „Abstimmung mit den Füßen“ kann Frankreich allerdings ganz klar für sich entscheiden: Die Mehrzahl der jährlich etwa 30.000 Gipfelstürmer nutzt den sogenannten Normalweg vom französischen Chamonix aus. Wobei die Seilbahn zur Aiguille du Midi auf 3850 Meter Höhe den Aufstieg deutlich verkürzt; wer zudem eine Übernachtung in der Goûter-Hütte einplant – sie ist das höchstgelegene französische Schutzhaus auf 3835 Metern –, kann von dort aus innerhalb von zehn bis zwölf Stunden zum Gipfel auf- und wieder absteigen. Schneller geht's nicht.
Die Schattenseite des touristischen Erfolgs ist ein wachsender Besucheransturm; im Vor-Corona-Jahr 2019 hatte er solche Ausmaße angenommen, dass die französischen Behörden eine Reservierung für eine der drei Übernachtungshütten (Refuge du Goûter, Refuge de Tête Rousse und Refuge du Nid d'Aigle) auf dem Weg zur Vorbedingung für die Gipfelbesteigung machen.
Da die drei Hütten insgesamt „nur“ 214 Schlafplätze haben und das Wildcampen am Mont Blanc mit bis zu 30.000 Euro Geldbuße bestraft wird, ist die Zahl der Gipfelstürmer auf der Normalroute inzwischen gesunken. Nach Meinung von Yannick Vallençant, Präsident der Bergsteigervereinigung Syndicat Interprofessionnel de la Montagne, wurde das Problem aber nur verlagert: „Alle, die keine Reservierung haben, werden auf andere Routen ausweichen, die technisch schwieriger und deshalb wesentlich gefährlicher sind.“
2. Dufourspitze, 4634 Meter
160 Meter liegt die Schweizer Dufourspitze von der Grenze zu Italien entfernt. Der Berg gehört damit unstrittig zur Eidgenossenschaft, ist aber auch für die italienischen Alpenbewohner, die die Dufourspitze neben der wörtlichen Übersetzung Punta Dufour auch Monte Rosa nennen, ein Fixpunkt ihrer Region.
Und als Symbol für die guten bilateralen Beziehungen verkündet seit August 2020 eine Plakette am Gipfelkreuz auf 4634 Metern Höhe auf Italienisch und Deutsch: „Hier oben gibt es keine Regeln, es gibt Windfreiheit. Hier oben können Sie Gesichtspunkte erreichen, die es Ihnen ermöglichen, die Barrieren abzubauen, und mit einem einzigen Blick können Sie alles erfassen.“
Bergführer aus Zermatt, dem Piemont und dem Aostatal hatten gemeinsam das Gipfelkreuz mit der Plakette auf der Dufourspitze verankert. Wobei es ein italienischer Helikopter war, der das Kreuz von italienischer Seite zur Spitze brachte. Dafür wiederum steht der deutsche Text, der eine etwas holprige Übersetzung des italienischen Originals ist, ganz oben auf der Plakette.
Die Dufourspitze ist ein Beispiel dafür, wie wichtig den Alpenbewohnern Bergsymbolik ist. So erfolgte die Erstbesteigung im Jahr 1855 am Nationalfeiertag der Schweiz. Acht Jahre später, 1863, wurde er nach dem Schweizer Kartografen Guillaume Henri Dufour (1787–1875) benannt als Dank dafür, dass er die erste topografische Karte der Schweiz gezeichnet hatte. Zuvor hatte die Dufourspitze einfach „Höchster Gipfel“ geheißen.
3. Zumsteinspitze, 4563 Meter
„Zum Zeichen unseres Hierseyns“ rammte am 1. August 1820 Joseph Zumstein ein Gipfelkreuz in den Felsen des Viertausenders. Am 3. August 1821 stand Zumstein erneut auf dem Gipfel und war erfreut, das Kreuz „gut erhalten und unverrückt an seiner Stelle“ zu finden. „Kein Rostflecken beschmutzte es. Die gewöhnliche Farbe des Eisens hatte jedoch eine durchaus gleiche glänzende Bronzefarbe angenommen“, schrieb der Schweizer Erstbesteiger. Er gilt als Begründer der Gipfelkreuz-Tradition in den Alpen.
Damals steckte der Alpinismus noch in den Kinderschuhen; als erster Viertausender der Schweiz war am 3. August 1811 die Jungfrau erklommen worden. Ihre Erstbesteiger hatten lediglich eine Stange mit einem schwarzen Leinentuch in den Gipfelschnee gesteckt.
Insgesamt 48 Viertausender gibt es in der Schweiz – und 45 dieser Berge wurden erst nach der Zumsteinspitze bestiegen. Obwohl mit 4563 Metern Höhe der dritthöchste Alpengipfel, braucht es kaum Kletterkünste, um ihn zu besteigen. Der Weg führt größtenteils über leicht ansteigende Schneefelder, nur die letzten Meter sind nackter Fels.
Zwischen der Dufourspitze und der Signalkuppe aufragend, bildet die Zumsteinspitze ein markantes Dreigestirn im Monte-Rosa-Massiv – und einen Teil der Staatsgrenze zwischen der Schweiz und Italien. Für Bergsteiger hat das keinerlei Bewandtnis; sie können das Monte-Rosa-Massiv problemlos von beiden Seiten auf der sogenannten „Spaghetti-Runde“, wie sie in deutschen Bergsteigerkreisen genannt wird, in Angriff nehmen.
4. Signalkuppe, 4554 Meter
Bei der Signalkuppe, Nachbarberg der Zumsteinspitze, waren die Italiener schneller; ihnen gelang 1842 die Erstbesteigung von Alagny aus, einem Walser-Dorf im Piemont. Auf der italienischen Südseite des Monte-Rosa-Massivs starten auch heute noch die meisten Gipfelaspiranten. Doch anders als damals beginnt die eigentliche Wanderung nicht auf 1205 Meter in Alagny, sondern an der Bergstation Punta Indren auf 3260 Metern.
Von hier bis zum Gipfel der Punta Gnifetti, wie die Signalkuppe auf Italienisch heißt, müssen auf einer Länge von knapp sieben Kilometern dann noch rund 1300 Höhenmeter überwunden werden. Wer unterwegs auf eine Pause in der Mantova-Hütte (ca. 3440 Meter) und der Capanna Gnifetti (3625 Meter) verzichtet, kann in sieben Stunden auf dem Gipfel stehen und dort die verdiente Portion Spaghetti in der Capanna Regina Margherita essen. Die Schutzhütte heißt so, weil sie 1893 von der italienischen Königin Margherita (1851–1926) höchstselbst eingeweiht wurde. Sie ist Europas höchstgelegenes Gebäude.
Auf 4554 Metern stehend, thront die Hütte direkt am Rande der riesigen Monte-Rosa-Ostwand, von der Terrasse geht es senkrecht 2000 Meter nach unten. Die Sonnenauf- und untergänge in dieser Höhe sind einzigartig, die Aussicht ist fantastisch – und die Übernachtung ein exklusives Erlebnis.
Von der Margherita-Hütte sind es nur wenige Meter bis zur Landesgrenze. Dahinter beginnt das Wallis – und der Abstieg nach Zermatt. Wobei man vorher noch einen Abstecher zur Zumsteinspitze machen sollte, die nur einen Steinwurf von der Signalkuppe entfernt ist und – im Wortsinn – als Höhepunkt der „Spaghetti-Runde“ gilt. Auf Schweizer Seite führt sie entlang des Grenzgletschers zur Monte-Rosa-Hütte (2883 Meter) und weiter über den Gornergletscher nach Rotenboden und schließlich per Bahn nach Zermatt.
5. Dom, 4545 Meter
Zum Dom in den Walliser Alpen pflegen Eidgenossen, die es mit Alpensymbolik ernst nehmen, ein inniges Verhältnis. Denn es ist der höchste Viertausender, der komplett auf Schweizer Boden liegt. Weiterer Rekord: Dort gedeihen mit dem Zweiblütigen Steinbrech (Saxifraga biflora) und dem Gegenblättrigen Steinbrech (Saxifraga oppositifolia) die höchstgelegenen je gefundenen Blütenpflanzen Europas.
Neben dem hohen nationalen Wert kommt dem schroffen Massiv noch eine große sportliche Bedeutung zu, denn der Dom kann mit Skiern bestiegen und komplett abgefahren werden. Die erste Skibesteigung ist für 1917 belegt.
Das Internetportal Freeride.today bezeichnet die Abfahrt über den Hohberggletscher als „technisch mittelschwer bis anspruchsvoll, insbesondere im oberen Teil. Die Abfahrt zur Domhütte und anschließend nach Randa ist lang und erfordert Ausdauer und sichere Skitechnik.“
Die beste Zeit für Skitouren sind die Monate März bis Mai; als Ausgangspunkt für Touren fungiert die Domhütte auf 2940 Meter, von dort geht es in den Sommermonaten in gut fünf Stunden bis zum Gipfel. Eine Tour, die vor allem wegen der atemberaubenden Aussichten auf die umliegenden Viertausender, darunter Matterhorn, Weisshorn und Monte-Rosa-Massiv, sehr beliebt ist.
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