Von Austern bis Zeeland – das Nordsee-ABC
Austern
Sie schmecken wie ein Tag am Meer. Im Wattenmeer lassen sich ganz einfach frische Austern sammeln, für den Eigenbedarf ist das auch erlaubt. Man findet sie bei Ebbe überall, geflüchtet aus Muschel-Farmen in den Niederlanden und vor Sylt.
Es ist die Pazifische Auster, die sich in der Nordsee pudelwohl fühlt. Eigentlich hätte sie sich nach Angaben der Schutzstation Wattenmeer hier gar nicht vermehren können, weil sie dafür 22 Grad warmes Wasser braucht, doch die Weichtierchen sahen das anders und nutzen jeden besonders heißen Sommer, um munter unzählige Eier zu legen. Mittlerweile siedeln gut eine halbe Milliarde Austern vor den Küsten Schleswig-Holsteins und Niedersachsens.
Die ursprünglich heimische Europäische Auster wurde vor gut 100 Jahren fast ausgerottet, bei Helgoland versucht man, sie wieder anzusiedeln. Empfehlenswert sind geführte Austernsafaris, etwa bei den dänischen Nordsee-Inseln Fanø und Rømø oder auch zur Austernbank vor Tossens bei Wilhelmshaven.
Fressfeinde, bis auf ein paar Gourmets, hat die Pazifik-Auster nicht, denn für den Charaktervogel des Watts, den Austernfischer, ist ihre Schale leider zu dick zum Knacken.
Blanker Hans
So nennen die einheimischen Küstenbewohner die tosende Nordsee bei Sturmflut. Wo der Begriff herkommt, ist nicht gesichert. Die spannendste Erklärung ist jene Sage, nach der der Deichgraf von Rungholt, einem im 14. Jahrhundert untergegangen Städtchen, vom Deich auf die Nordsee blickte, sich übermütig umdrehte und blankzog, also dem Meer seinen Allerwertesten zeigte.
Der Frevel blieb nicht ungesühnt: Am 16. Januar 1362 rollte eine Wasserwalze auf Rungholt zu, verschlang die Hafenstadt sowie weite Teile der Küste und mit ihr Tausende Menschen. Seither hat sich der Blanke Hans an der Küste für alle Zeiten Respekt verschafft.
Cuxhaven
Bis 1937 war die Stadt Hamburgs Außenposten an der Nordsee, dann fiel sie durch einen Gebietstausch an Preußen, heute ist sie ein Highlight des niedersächsischen Küstentourismus: Es ist das größte deutsche Seeheilbad (mit Thalassozentrum und Wannenbädern mit Meerwasser).
Man kann vom Strand aus mit bloßem Auge die großen Pötte bestaunen, die die Elbmündung zum Hamburger Hafen hochschippern, wer will, kann zweimal täglich (bei Ebbe, wenn das Watt frei liegt) über den Meeresgrund spazieren, eine Schiffstour nach Helgoland unternehmen, das einzigartige Wrack- und Fischereimuseum erkunden oder das Nichtstun mit Meerblick in einem der gut 2000 Cuxhavener Strandkörbe genießen.
Einer wurde zu Deutschlands kleinster Sauna umgebaut, wo man auf knapp zwei Quadratmetern Schwitzwellness betreiben kann.
Dünen
Sie bestehen aus Meeressand, den die Brandung an den Strand gespült hat, und aus winzigen Sandkörnern, die rund ums Jahr vom Wind angeweht wurden. Dünen prägen weite Teile aller Nordseeküsten, darunter die 40 Meter hohe Råbjerg Mile in Dänemark und die bis zu 30 Meter hohen Sandberge in List auf Sylt, Europas größtem Wanderdünengebiet.
Für die Dünen gilt dasselbe wie für die Strände: Sie stehen unter Schutz. Auf Sylt etwa drohen auf das Bauen von Sandburgen und das Buddeln von Strandlöchern seit 2024 bis zu 1000 Euro Strafe. Und in den Dünen wandern? Das ist überwiegend verboten, die Strafen dafür potenzieren sich mit jedem Schritt.
Umso bemerkenswerter ist es deshalb, dass mit dem Kniep auf Amrum eine gut zehn Kilometer lange und bis zu zwei Kilometer breite Sandbank öffentlich zugänglich ist. An den Kniep schließt sich ein ebenso mächtiger Dünengürtel an – auch er darf auf vorgegebenen Wegen betreten werden.
Ebbe & Flut
Schwipp, schwapp, hin und her. Wer kennt das nicht: Kaum hat der Bade-Urlaub begonnen, schon ist das Wasser wieder weg. Erfreulicherweise ist es aber spätestens sechs Stunden und 15 Minuten später wieder da. Die Gezeiten sind an der Nordsee besonders stark, zweimal am Tag schwappt eine gigantische Flutwelle vom Atlantik durch den Ärmelkanal und zwischen Schottland und Norwegen vorbei in die Deutsche Bucht.
Dabei schwankt der Tidenhub, also der Unterschied zwischen Niedrig- und Hochwasser. Am geringsten ist er mit gut einem Meter an der niederländischen Küste und an den dort vorgelagerten Inseln, am höchsten mit bis zu vier Metern an der Mündung der Elbe bei Cuxhaven.
Wattwanderer sollten die Strömungen nicht unterschätzen: Das Wasser kommt schneller angegurgelt, als man laufen kann, aus Prielen werden reißende Flüsse und schneiden den Rückweg ab. Deshalb, so rät die Wasserwacht, sollte man nie allein loslaufen, lieber in einer Gruppe, und immer ein Handy mit Gezeiten-Kalender-App dabeihaben.
Besonders beliebt ist eine Wanderung auf der großen nassen Wüste zur Insel Neuwerk, dort kommt man auch an Rettungsbaken vorbei, sie sehen aus wie Volieren auf Stelzen. Dort hinauf können sich Wattspaziergänger retten, wenn sie vom Wasser überrascht werden, und Leuchtkugeln in den Himmel schießen, damit die Feuerwehr mit Booten oder Watt-Unimogs anrückt. Das kommt allerdings zum Glück fast nie vor.
Fischbrötchen
Gebeizte Makrele oder Nordseekrabben, Räuchermatjes oder saurer Rollmops, Fischfrikadelle oder Brathering, mit Zwiebel und Gewürzgurke oder lieber ohne? Die Auswahl an Fischbrötchen ist entlang der deutschen Nordseeküste enorm, in fast jedem Ort und auf fast jeder Insel werden sie als gesundes lokales Streetfood angeboten.
Seit 2011 wird die maritime Delikatesse alljährlich mit dem Weltfischbrötchentag gefeiert, in diesem Jahr am 3. Mai.
Gummistiefel
Manchmal saugt sich ein zu locker sitzender Stiefel im Watt fest, und man hüpft zerrend herum, bis der widerspenstige Schlick mit einem lauten Schmatzgeräusch seine Beute wieder hergibt. Gummistiefel sollten also lieber ganz fest sitzen, und besser sollten sie aus Naturkautschuk statt aus Plastik sein. Beim Ausziehen braucht man meist einen Stiefelknecht.
Auch wenn Wattwanderungen stilecht im gelben Friesennerz und farblich passenden Gummistiefeln beliebt sind, bieten sich im Sommer Neopren-Surfschuhe oder spezielle Beachies an – Wattsocken mit Sohle. Barfuß im Watt macht zwar am meisten Spaß, aber wer sich schon einmal an scharfkantigen Muschelschalen die Ferse aufgesäbelt hat, setzt auf Schuhwerk.
Halligen
Touristen aus Gegenden südlich des Mains, die die Halligen fälschlicherweise als Inseln bezeichnen, wird verziehen. Sie müssen nicht wissen, dass die Halligen ein norddeutsches Phänomen sind, die aus Resten früheren Festlandes und aus Marschboden bestehen, der auf älteren Mooren liegt, und dass sie meist keine schützenden Deiche haben.
Weshalb sie gelegentlich von der Nordsee überspült werden – dann ragen nur noch die höchsten Erdhügel, die sogenannten Warften, aus dem Meer heraus. Was uns heute romantisch dünkt, nervte frühere Halligen-Bewohner offenbar zunehmend: Sie zogen um, überließen die Erdhügel sich selbst und damit dem Meer. So sank die Zahl der Halligen von einst über 100 auf heute gerade noch sieben, die rund ums Jahr bewohnt sind.
Inseln
Sylt kennt wohl jeder – entweder aus eigener Urlaubsanschauung oder von dem populären Aufkleber in Form des länglichen Umrisses der beliebtesten deutschen Nordseeinsel. Bekannt sind natürlich auch Helgoland, Deutschlands einziges Hochsee-Eiland, und die meistbesuchte Ostfrieseninsel Norderney.
Weiter westlich und nördlich wird es dagegen exotischer: Wer hat schon mal von Mandø, Vlieland, Fair Isle oder Utsira gehört? Erstere ist Dänemarks kleinste Nordseeinsel mit gerade mal 35 Bewohnern, Zweitere zählt zu Hollands Westfriesischen Inseln und war früher ein Piratenversteck. Fair Isle ist die abgelegenste britische Insel, die 2024 gerade mal von 1200 Touristen besucht wurde, Eiland Nummer vier gehört zu Norwegen und zählt mehr Vogelarten (317) als Einwohner (208).
Wer im nächsten Urlaub kaum bekannte Gefilde kennenlernen will, braucht nicht auf andere Kontinente zu reisen – die Nordsee bietet jenseits der Klassiker ebenfalls viel Neuland.
Jütland
So heißt das dänische Festland nördlich von Schleswig-Holstein – mit der zweitgrößten Stadt Dänemarks (Aarhus), dem höchsten „Berg“ des Landes (Møllehøj, 171 Meter), der ältesten königlich dänischen Burg (Koldinghus von 1268), einem beeindruckendem Unesco-Welterbe (Runensteine von Jelling), der größten dänischen Wanderdüne (Råbjerg Mile, 40 Meter hoch) und dem längsten Fjord des Königreichs (Limfjord, 179 Kilometer).
Kein Wunder, dass die Halbinsel Jütland bei Touristen beliebt ist und Zehntausende Ferienhäuser Jütlands Nordseeküste säumen.
Kreuzfahrt
Beliebte Starthäfen für Nordseekreuzfahrten ab Deutschland sind Hamburg und Bremerhaven. Von dort geht es auf Kurztrips zu den friesischen Inseln und nach Helgoland unter dem Motto „Moin Nordsee“ oder auf große Fahrt: etwa nach Westen Richtung Amsterdam, hoch in den Norden entlang der englischen und schottischen Küste oder dem norwegischen Festland mit Oslo und Stavanger, wo die Nordsee sich mit der Ostsee vermengt.
Nordeuropa ist bei deutschen Kreuzfahrern das beliebteste Ziel, noch vor dem Mittelmeer. Das mag auch daran liegen, dass man entspannt mit der Bahn oder dem Auto anreisen kann. Viele Reedereien, von Aida bis TUI Cruises, von Hurtigruten bis Hapag-Lloyd, cruisen im Sommer mit mehreren Schiffen durch die Nordsee.
Topziel ist ganz klar das norwegische Königreich mit seinen Fjorden. 1,5 Millionen Kreuzfahrt-Passagiere, die von ausländischen Häfen ankamen, wurden 2024 in Norwegen gezählt, davon stammten die meisten aus Deutschland mit 688.000, gefolgt von Briten und nordamerikanischen Gästen.
Leuchttürme
Sie sind meist rot-weiß gestreift und die Wahrzeichen entlang der europäischen Nordseeküsten – von Amrum über Northumberland bis hoch ins norwegische Vestland weisen Hunderte Leuchtfeuer und -türme Seefahrern den Weg, warnen weithin sichtbar vor Klippen und Untiefen.
Auch im Tourismus spielen sie eine wichtige Rolle: In manchen kann man ein Apartment für den Urlaub mieten (etwa im Signalturm Wilhelmshaven oder im Leuchtturm Dagebüll), der Leuchtturm auf Amrum ist der höchste begehbare an der Nordseeküste (42 Meter, 297 Stufen), während sein markanter, rot-weiß geringelter Counterpart Westerheversand bei St. Peter-Ording zu den meistfotografierten Attraktionen an der Waterkant zählt.
Der älteste steht auf Neuwerk – der Turm, ursprünglich als Wehrturm errichtet, wurde 1310 fertiggestellt. Da die Insel zu Hamburg gehört, ist das maritime Bauwerk Hamburgs ältestes Gebäude.
Möwen
Sie lieben schlecht beaufsichtigte Fischbrötchen. Die Silbermöwe mit dem kräftigen gelben Schnabel und den rosa Beinen ist, neben der kleineren Lachmöwe, die frechste aller Möwen an der Nordsee. Aus Freude über deren geschickte Flugmanöver werfen Urlauber den Vögeln gern Brotkrusten oder anderes Futter zu.
Nun, Möwen als Allesfresser lernen so schnell, dass sie gern grob nachhelfen, wenn aus ihrer Sicht der Nachschub nicht schnell genug hochgeworfen wird. Den Tieren kann man also keinen Vorwurf machen – woher sollen sie wissen, wann ein Urlauber in Fütterungslaune ist und wann er sein Brötchen doch lieber selbst essen will?
Nordseekrabben
Eigentlich ist sie, zoologisch gesehen, eine Garnele, dank ihres langen Schwanzes, aber hierzulande heißt sie nun mal Nordseekrabbe, obwohl echte Krabben kurze Schwänze haben. Auf Platt werden die graubraunen Krusten-Tierchen Granat oder auch Porren genannt.
Sie gilt als die Delikatesse der Nordsee schlechthin, als Krabbenbrötchen, als Halligbrot (mit Schwarzbrot und Rührei), als Porrenpann (Krabbenpfanne). Heute werden jedes Jahr mehr als 30.000 Tonnen Nordseekrabben mit Grundschleppnetzen im Nationalpark Wattenmeer gefischt, es gibt, anders als bei Fischen, keine begrenzten Fangquoten.
Ihr Bestand ist auch nicht gefährdet, denn sie schnappt als Fleischfresserchen nach allem, was sie vor die langen Antennen bekommt: von Plankton über Schnecken und Flohkrebse, Würmchen über Aas bis zu eigenen kleinen Artgenossen. In der Nordsee legt ein Weibchen bis zu 26.000 Eier im Jahr, für genügend Nachschub auf dem Teller ist also gesorgt.
Ostfriesentee
Selbst Kaffeetrinker werden beim Genuss von Ostfriesentee schnell nervös. Warum die Nordlichter den ohnehin starken Schwarztee aus Assam noch mit Puls-treibenden Java-, Sumatra- und Darjeeling-Sorten zur Ostfriesenmischung aufputschen, lässt sich nur vermuten.
Da in Deutschland keine Teesträucher gedeihen, war es vielleicht Experimentierfreude. Wobei das Ergebnis den Ostfriesen so gut mundet, dass sie 300 Liter davon durch ihre Kehlen rinnen lassen, pro Person und Jahr. Zum Vergleich: Im restlichen Deutschland liegt der Pro-Kopf-Teekonsum bei ungefähr 69 Litern.
Plattdütsch
Die niederdeutsche Sprache ist vom Osten der Niederlande bis nach Usedom verbreitet, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sprach man auch in Pommern und Ostpreußen Plattdeutsch. Zur Zeit der Hanse war es die wichtigste Sprechsprache, wurde aber vom Hochdeutschen verdrängt. Zum Glück beherrschen noch viele Leute auf dem flachen Land vor allem entlang der Nordseeküste dieses schöne Idiom, insgesamt gut zwei Millionen.
Bekannteste Vokabel dürfte Moin sein, das viel sinnlicher klingt als das schnöde Hallo, aber es gibt auch herrliche Wörter wie Ackerschnacker (für Handy) und Gaffeltang (was Ohrwurm, aber auch zänkisches Weib bedeuten kann). Für Plattschnacker ein Fest sind die Asterix-Comics, von denen es inzwischen sechs Bände op Plattdütsch gibt.
Quallen
Was man als Strandurlauber über Quallen wissen sollte: Solange noch Glibber sichtbar ist, nicht drauftreten! Denn die Nesselzellen von Feuerquallen können noch intakt sein und bei Berührung einen brennenden Schmerz und Ausschläge auslösen. Beim Baden sollte man Körperkontakt ebenfalls vermeiden.
Hierzulande werden Quallen zumeist als eklig empfunden. In Asien ist das anders: Dort gelten Quallen als Aphrodisiakum und mit ihrem Glibber verbessern sie die Textur von Speisen.
Robben
An der Nordseeküste leben zwei Robbenarten: der Seehund und die Kegelrobbe. Öfter sieht man den Seehund, der in Kolonien bei Ebbe auf Sandbänken ruht, etwa vor Büsum, auf Borkum, Norderney und Langeoog und auf der Nebeninsel Düne bei Helgoland.
2024 wurden im Wattenmeer 23.772 Seehunde gezählt, wobei sich ihre Zahl an den deutschen Küsten erhöht hat: In Schleswig-Holstein stieg ihre Zahl um sieben Prozent, in Niedersachsen und Hamburg sogar um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auf Helgoland sank sie um 22 Prozent, die Kolonie dort ist mit 56 Tieren aber ohnehin klein. Eine Erklärung haben die Biologen dafür bislang nicht, allerdings könnten Kegelrobben den Seehunden den Lebensraum streitig machen: Ihre Zahl nimmt nämlich kontinuierlich im Wattenmeer und vor Helgoland zu – mit nun gut 11.000 Tieren. Auf den Sandbänken wird es also enger.
Strandkorb
Strandkorbtechnisch gesehen leben die Deutschen in zwei Ländern – mit Oststrandkörben hier und Weststrandkörben dort. Wobei die Westmodelle eindeutig die bequemeren sind, denn dank einer Kippvorrichtung, die das Rückteil um 90 Grad absenkt, kann man sich in ihnen viel besser ausstrecken. Die an der Ostseeküste stehenden Körbe lassen sich dagegen nur um bis zu 45 Grad absenken, sie fallen deshalb in die Kategorie Halblieger, während Nordsee-Strandkörbe als Volllieger punkten.
Äußerlich sind die Unterschiede geringer, Ostsee-Strandkörbe haben eine abgerundete Form, während Nordsee-Strandkörbe eckiger sind, um der rauen Nordsee Kante zu zeigen.
Tote Tante
Ideal zum Aufwärmen nach einem langen Strandspaziergang ist „Tote Tante“ – so nennt man an der Nordsee, vor allem in Nordfriesland, warmen Kakao mit einem ordentlichen Schuss Rum, verfeinert mit Schlagsahne und Schokoraspeln.
Der skurrile Name soll zurückgehen auf eine Föhrerin, die in die USA ausgewandert war, dort starb, aber auf ihrer Geburtsinsel begraben werden wollte. Weil den Verwandten die offizielle Überführung zu teuer war, ließen sie die Asche der Verstorbenen in einer Kakaokiste nach Föhr transportieren. Das gelang. Die Tante wurde in ihrer alten Heimat beigesetzt, zum Leichenschmaus gab es heißen Kakao mit Rum und Sahne.
U-Boote
In der Regel sieht man sie nicht, wenn sie heimlich tief durch die Nordsee schleichen. Für Military-Fans lohnt deshalb ein Besuch in Bremerhaven: Dort liegt im Museumshafen das U-Boot „Wilhelm Bauer“ (ehemals U 2540) des Typs XXI mit Elektromotoren aus dem Zweiten Weltkrieg. Es wurde im Mai 1945 in der Flensburger Förde versenkt, später geborgen und unter dem neuen Namen „Wal“ ab 1958 als Versuchsboot für die Bundesmarine eingesetzt, bis es 1980 mit einem Zerstörer kollidierte.
Heute kann man durch das restaurierte U-Boot spazieren, und weil Filmcrews dort so gern Weltkriegsdramen drehen, wurde während der Corona-Pandemie der Turm wieder so hergestellt, wie er bei der Indienststellung 1945 ausgesehen hatte.
Doch selbst mitten auf der Nordsee taucht überraschend mal ein U-Boot auf, wie im Sommer 2024 das 100 Meter lange, russische U-Boot „Tambov“ der nuklear betriebenen Viktorklasse – vor den entgeisterten 6000 Passagieren des Kreuzfahrtschiffs „MSC Euribia“ zwischen Dänemark und Norwegen.
Vogelinseln
Mellum, Memmert, Scharhörn und Trischen sind unbewohnte deutsche Nordseeinseln, die von unzähligen Seevögeln bevölkert werden, darunter Silbermöwen, Austernfischer, Säbelschnäbler und die stark bedrohte Zwergseeschwalbe. Allenfalls Vogelwarte oder ein Inselvogt leben zeitweise auf den geschützten Eilanden, um sich um Naturschutz zu kümmern und um das Betretungsverbot zu überwachen.
Lediglich das im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer liegende Scharhörn kann unter strengen Vorgaben von Urlaubern regelmäßig besucht werden, im Rahmen geführter Wattwanderungen von der Insel Neuwerk aus – nur nach Rücksprache mit dem Vogelwart vor Ort, nur außerhalb der Brutzeit und abhängig von Ebbe und Flut (Buchungen über den Verein jordsand.de).
Die schleswig-holsteinische Vogelinsel Trischen ist für Besucher zwar tabu, aber der jeweilige Vogelwart, der von März bis Oktober dort wohnt, versorgt Interessierte per Blog mit aktuellen Informationen und Fotos (blogs.nabu.de/trischen/).
Wattenmeer
Es ist eine Landschaft der horizontalen Linien; wer das Watt vom Ufer aus betrachtet, sieht eine Abfolge farbiger Bänder. Der Blick aus der Vogelperspektive ist noch surrealer: Gewellte Sandbänke und geflutete Priele zeichnen filigrane Muster in den Schlick.
Er ist der Lebensraum der „Small Five“ des Wattenmeers – Herzmuschel, Nordseegarnele, Strandkrabbe, Wattwurm und Wattschnecke, an denen sich die „Flying Five“ des Nordens laben – Silbermöwe, Brandgans, Ringelgans, Austernfischer, Alpenstrandläufer. Und der Mensch? Er ehrt diese außergewöhnliche Naturlandschaft als Welterbe.
Xaver
Der Name Xaver dürfte an der Nordseeküste nicht sonderlich beliebt sein, denn so hieß einer der heftigsten Orkane, der im Dezember 2013 starke Verwüstungen in Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Dänemark anrichtete und mindestens 13 Todesopfer forderte.
Xaver fegte zum Teil mit 174 km/h über das platte Land, zerstörte Stromleitungen, riss Bäume und Häuser weg, sorgte für gesperrte Flughäfen und löste schwere Sturmfluten aus: Strände, Dünen, Deiche wurden weggespült, Halligen meldeten „Land unter“, in Hamburg wurde mit 6,08 Metern über Normalnull der zweithöchste Wasserstand seit Beginn der Messungen 1825 registriert. Die Stadt kam zum Glück glimpflich davon, denn die Hochwasserschutzanlagen sind auf Sturmfluten bis 7,50 Meter ausgerichtet.
Yorkshire-Pudding
Was dem Norddeutschen sein Fischbrötchen ist dem Engländer der Yorkshire-Pudding. Diese Spezialität ist die bekannteste vom britischen Ufer der Nordsee. Erfunden wurde sie in der Grafschaft Yorkshire, 1747 tauchte der Name erstmals in einem Kochbuch auf.
Sie ist nicht das, was man bei uns unter Pudding versteht: In Britannien rührt man ihn aus einem Teig aus Mehl, Milch, Eiern und Salz zusammen, backt ihn in der Pfanne oder im Ofen goldgelb aus (wobei er mindestens zehn Zentimeter hoch sein sollte), serviert ihn als Beilage zu Steaks oder Braten und gibt Bratensoße in die typische Mulde. Den Briten gilt die Delikatesse als immaterielles Kulturerbe – seit 2007 begehen sie am ersten Sonntag im Februar den National Yorkshire Pudding Day.
Zeeland
Sie ist ein Flickenteppich aus Poldern und Deichen, Inseln und Halbinseln, Siedlungen und Feldern, durchzogen von den breiten Flussarmen des Rhein-Maas-Schelde-Deltas – die südlichste Provinz der Niederlande, Zeeland, bekannt vor allem für ihre schmucken historischen Städte wie Middelburg, Vlissingen und Goes. Zu weiten Teilen liegt die bei Touristen beliebte Küstenregion auf und unter dem Meeresspiegel, deshalb prägt der Kampf gegen das Wasser seit Jahrhunderten Land und Leute.
Mit dem 1997 vollendeten, gigantischen Sturmflutwehr der Deltawerke, das die meisten Flussarme von der Nordsee abtrennt, hat sich die Lage deutlich entspannt. Die insgesamt mehr als 200 Kilometer langen Hochwasserschutzanlagen sind eine der größten technischen Sehenswürdigkeiten an der Nordsee, die Zeeländer bezeichnen sie gern als „achtes Weltwunder“.
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