Alle neu bei "Miles & More": Ab Juni werden Prämienflüge flexibel berechnet, die gesammelten Meilen verlieren an Wert. Ist es also Zeit, sie schnell noch loszuwerden?

Herr Lindner, in Kürze ändert das Vielfliegerprogramm "Miles & More" die Berechnung für Prämienflüge. Was genau wird anders werden?
Das hängt davon ab, bei welcher Airline die Meilen eingelöst werden sollen. Ab dem 3. Juni geben Lufthansa, Lufthansa City, Austrian und Swiss die festen Meilenwerte für Prämienflüge auf. Das heißt, die "Kosten" orientieren sich dann am Ziel, der Nachfrage und der Reisezeit. Bei anderen Fluggesellschaften, die über das Programm gebucht werden können, ändert sich erst einmal nichts.

Die Preise für Prämienflüge werden also variieren. Profitieren die Kunden davon, oder ist es für sie ein Nachteil?
Vermutlich werden die meisten Teilnehmer mehr Meilen für Flüge ausgeben müssen als bisher. Ich schätze, zwischen zehn bis 25 Prozent in den Premiumklassen – je nach Strecke.

Die gesammelten Meilen verlieren also an Wert?
Ja. Aber soweit wir wissen, bleiben die Meilenwerte von einer Reihe von Strecken auch mehr oder weniger gleich. In der Economy werden manche Preise sogar nach unten gehen.

Moritz Lindner ist Gründer und CEO der Luxusreiseplattform Reisetopia Dort berichtete er zu Beginn über die geschickte Nutzung von Loyalitätsprogrammen wie etwa "Miles & More" © Sabrina Wagner Berlin

Es braucht jetzt also niemand noch schnell seine gesammelten Meilen raushauen?
Es gibt da grob gesagt zwei Varianten: Wer jetzt schon weiß, dass er zum Beispiel im Herbst nach Kanada will, sollte seine Meilen ruhig jetzt dafür ausgeben. Kommt etwas dazwischen, fallen Stornierungs- oder Umbuchungskosten in Höhe von 50 Euro an. Und wenn die Tickets bis dahin teuer geworden sind, lacht man sich ins Fäustchen. Wird es dagegen tatsächlich günstiger, kann man einfach auf den günstigeren Flug umbuchen.

Und wer noch keine konkreten Pläne hat, behält seine Meilen?
Genau. Es macht keinen Sinn, sie jetzt auf Teufel komm raus für einen Flug nach New York auszugeben, obwohl man sie eigentlich für den Australien-Urlaub in zwei Jahren sparen will. Die Meilen werden nicht plötzlich wertlos, sondern nur etwas weniger wert. Das ist wie bei der normalen Inflation.

Also alles halb so schlimm?
Wie gesagt, die neuen Preise werden stark von Reiseziel und -zeit abhängen. Südostasien dürfte grundsätzlich teurer werden, dafür gibt es den Trip nach Venedig in der Sauren-Gurken-Zeit günstiger als jetzt. Familien mit kleinen Kindern und Menschen, die an bestimmte Daten gebunden sind, profitieren eher nicht von den Änderungen. Interessant wird zu beobachten sein, wie und ob sich die Verfügbarkeiten der Verbindungen ändern werden. Prämienflüge sind ja alles andere als leicht zu bekommen.

Vielflieger-Programm Große Änderungen bei "Miles & More" – was Kunden jetzt tun sollten

 

Das Meilen-Guthaben lässt sich auch für Upgrades ausgeben oder für Produkte aus den Shops. Wie sieht es hier aus?
Hier ändert sich nichts. Aus meiner Sicht sind Upgrades in der Regel aber auch weniger attraktiv als die Buchung von Prämienflügen mit Meilen. Ein Beispiel dazu aus meinem privaten Umfeld: In meiner Familie wollte jemand ein Business-Class-Update für die Strecke Berlin – Zürich – New York – Tampa haben. Das gibt es für 70.000 Meilen, gilt aber nur für die Teilstrecke von Zürich nach New York. Als Prämienflug hätte die Verbindung 56.000 Meilen gekostet, aber komplett in der Business-Class – für 14.000 Meilen weniger.

Warum ändert "Miles & More" das System?
Viele andere Fluggesellschaften haben in den vergangenen Jahren ebenfalls auf flexible Meileneinlösungen umgestellt. Air France-KLM zum Beispiel. Manche Strecken wurden dadurch teurer, andere blieben günstig. Dafür findet man im Vergleich zu früher aber auch verfügbare Flüge. Man kann es auch richtig schlecht machen, wie zum Beispiel "Delta Sky Miles" in den USA. Da kostet jetzt ein Business-Class-Flug von Deutschland in die USA auf einmal teilweise exorbitante 400.000 Meilen. Das Programm wird mittlerweile als "Delta Sky Pesos" verspottet, weil die Währung Meilen so wertlos geworden ist.

Und das wird bei der Lufthansa nicht passieren?
Ich habe Vertrauen in die Leute bei "Miles & More", weil sie verstehen, dass es wichtig ist, einen gewissen Gegenwert anzubieten, um die Kunden nicht komplett zu vergraulen. Das haben die mit dem Status-Programm gut gemacht und auch mit der Einführung des umsatzbasierten Meilen-Sammelns. Auch ab Juni wird das Vielfliegerprogramm noch attraktiv sein. Nicht immer und nicht überall – genauso wie jetzt. 

Verraten Sie, wie viele Meilen Sie gesammelt haben?
Ich bin da ganz offen: Ich habe gerade zwei First-Class-Flüge eingelöst, deshalb sind es "nur noch" 650.000 bei Miles & More. Ein wirklich netter Wert. Und ich habe noch über American Express knapp zwei Millionen Meilen.

  • Lufthansa

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