Was die geheimen Zeichen im Wald wirklich bedeuten
Was für eine Farb-Orgie am Wegesrand. Das wundert so manchen Spaziergänger auf den Wanderwegen in den Frühlingswäldern. Gemeint sind damit keine Blütenmeere aus lila Leberblümchen, weißen Buschwindröschen oder gelben Schlüsselblumen unter den Bäumen, sondern Kleckserei an vielen Baumstämmen, von Menschenhand geschaffen.
In Knallrot, in Gelb, in Blau, in Orange, sogar in Pink. Mal sind es gezeichnete Schlangenlinien, Pfeile, Kreise, auch mal Buchstaben wie „Z“ oder „H“, frisch gesprayt aus der Farbdose, und nicht abwischbar.
Überall in den Wäldern sieht man diese kryptischen Markierungen an den Stämmen. Sie leuchten schon von Weitem wie in einem Schilderwald, manche sogar im Dunkeln, fluoreszierend. Sollen das lustige Graffiti sein, edle Kunst oder vielleicht doch Vandalismus?
Mysteriöse Codes?
Eine besorgte Urlauberin jedenfalls, am Frauentag unterwegs in der Schorfheide im Norden Brandenburgs, wollte sogleich „Anzeige erstatten“. Sie schickte auch uns Bilder von mit Farbe beschmierten Baumstämmen (Name der Redaktion bekannt). Auf Spurensuche am Giersee zeigt sich: Tatsächlich, auf den ersten Blick sieht es aus, als habe sich dort jemand im Wald so richtig kreativ ausgelebt und verewigt – mit Buchstaben, Wellen und mysteriösen Doppelstrichen.
Nachfrage bei Forstämtern und Waldbesitzern. Antwort: keine Sorge! Das sind wichtige „Codes“ von und für Forstleute, Holzhändler, Jäger, Waldbesitzer. Was aber bedeuten sie? Eine Wellenlinie, ein Dreieck oder der Buchstabe „H“ bedeuten: Hier steht ein geschützter Habitatbaum, der vielleicht Nistmöglichkeiten für Tiere bietet wie Höhlen für Eulen, Siebenschläfer und Fledermäuse. Oder in der Krone haben Greifvögel ihren Horst. Da lohnt sich ein Blick in die Höhe!
Andere Zeichen indes verheißen nichts Gutes, jedenfalls nicht für den markierten Baum. Ein doppelter Strich oder ein Pfeil nach unten bedeutet: Er wird bald gefällt. Bei einem Kreis hat er noch mal Glück gehabt: Er darf stehen bleiben.
Heikel wird es beim Buchstaben „Z“. Denn heutzutage wird er mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine assoziiert, „Z“ steht als Propagandasymbol auf vielen russischen Panzern. Wer das „Z“ hierzulande in der Öffentlichkeit zeigt, macht sich übrigens strafbar. Im Wald aber ist es eigentlich ein guter Buchstabe. Er steht für Zukunftsbaum, der prächtig gewachsen ist und erst bei Erntereife in ein paar Jahrzehnten gefällt wird.
Totäste, die zum Knüppel werden
Manche Symbole des Förster-Codes sollte man auch als Besucher beherzigen. Eine Rast unter dem Kronendach einer Eiche, an deren Stamm ein dickes Ausrufezeichen gesprayt ist? Keine gute Idee. Denn hier droht Gefahr – also lieber weiterlaufen. Dieser Baum ist morsch, hat eine gebrochene Krone oder ist voller dicker Totäste, die wie Knüppel herabfallen könnten.
Eine ganze Baumgruppe voller Ausrufezeichen, samt Pfeilen und auch mal mit Kreuzen markiert, ist noch viel gefährlicher: Es ist eine Tabuzone für die Schussabgabe. Das bedeutet für Besucher: Der nächste Hochsitz samt Jäger ist verdammt nah. Dann sollte man lieber in Deckung gehen oder gleich das Weite suchen.
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