Hier schwimmen Urlauber mit den größten Fischen der Welt
Let’s go! Auf ein Handzeichen von „Swimguide“ Peter lassen wir uns mit Flossen, Maske und Schnorchel ins Wasser gleiten. Bilden mitten im pazifischen Ningaloo Reef ein zweireihiges Spalier. Halten gespannt die Köpfe über Wasser und lassen uns per Handzeichen von Peter mitten im Ozean feinjustieren. Daumen nach unten, wir tauchen ab. Der Puls steigt rasant an.
Schon wenige Sekunden später sehen wir nur noch Punkte und geraten in einen unbeschreiblichen Taumel aus Glückshormonen und Adrenalinkicks. Rhincodon typus, ein Walhai, mit bis zu 18 Metern Länge der größte Fisch unserer Meere, schwimmt oder besser schwebt mit weit geöffnetem Maul seelenruhig an uns vorbei.
Wow, der getüpfelte Gigant scheint kein Ende nehmen zu wollen. Und durch die Tauchermaske hindurch erscheinen Objekte ohnehin noch ein Drittel größer. Sonnenstrahlen brechen sich auf seinen spiegelnden, mit Tausenden Tupfen verzierten Flanken. Fast wirkt es, als wäre der Riesenfisch von den Aborigines handbemalt worden. Ein magischer Moment mit märchenhafter Aura. Betört von dieser unglaublichen Begegnung krabbeln wir sprachlos zurück an Bord.
Ein Schnellkurs zum Ningaloo-Riff und dem Walhai
Damit die Schwimmsafari so traumwandlerisch funktioniert, wurden wir natürlich vorab vom Bootsteam gebrieft. Bekamen schon während der Bustour von Exmouth zum kleinen Hafen einen Crash-Kurs zum Ningaloo-Riff und dem Walhai.
„Die Fische werden bis zu 18 Meter lang, zwölf Tonnen schwer und unglaubliche 100 Jahre alt. Sie ernähren sich ausschließlich von Plankton und Kleinstlebewesen, die sie auf ihren Tausende Kilometer langen Streifzügen in tropischen und subtropischen Zonen aus dem Wasser filtern. Zur Zeit der Korallenblüte, zwischen März und Juli, finden sie am Ningaloo Nahrung in Hülle und Fülle. Wichtig für uns: Sie reisen mit einer maximalen Geschwindigkeit von fünf Kilometern pro Stunde, sind also sehr gemütlich unterwegs“, hatte Peter über das Mikrofon erklärt.
Kaum an Bord holt Jenny erst einmal einen plüschigen Walhai, ein Spielzeugboot und ein paar Strandkiesel, die uns Schwimmer darstellen sollen, aus einer Box. „Wenn wir es schaffen, den Walhai sanft zu begleiten, können wir eine Weile mit ihm schwimmen. Wenn wir ihm den Weg versperren, taucht er ab, und zwar bis zu 1000 Metern, dann dauert es, bis wir ihn wieder sehen.“
Die Unterwasser-Fotografin Heather Doran erklärt uns mit den Steinchen ein Rotationsprinzip, damit jeder auch zu seinem persönlichen Profibild mit Walhai kommt. Nach zwei Probedurchgängen sind wir bereit. Das internationale Team aus England, den USA, Israel und Australien hat sichtbar Spaß an seinem Job. Es sind allesamt Überzeugungstäter, darunter Tauchlehrer, Meeresbiologen, Ozeanografen, die süchtig sind nach diesen unbeschreiblichen Erlebnissen mit den Giganten des Meeres.
Ein Paradies vor der Küste von Australien
Kein Wunder, denn das Ningaloo Reef an Australiens Westküste, das weltweit größte Saumriff, gilt als eines der letzten intakten Meeresparadiese unserer Erde. Mehr als 500 unterschiedliche tropische Fischarten, 250 Korallenarten, Seekühe, Schildkröten und Mantarochen leben hier. Bereits 2011 wurde die Ningaloo Coast südlich von Exmouth mit dem Ningaloo Reef und dem Cape-Range-Nationalpark ins Weltnaturerbe der Unesco aufgenommen.
Am Ningaloo Reef, was in der Sprache der Aborigines „Tiefes Wasser“ bedeutet, trifft man besonders zuverlässig auf Walhaie. Die Erfolgsquote, sie bei einer Whale Shark Swim Tour zu sichten, liegt bei über 95 Prozent. Zu verdanken ist dies zu einem großen Teil den sogenannten Spotter-Plane-Piloten, die aus der Luft nach Walhaien Ausschau halten und den Ausflugsschiffen die Position der Tiere durchgeben. Ohne sie bliebe es in dem circa 5000 Quadratkilometer großen Areal wohl die berühmte Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.
Tiffany Klein, Inhaberin von Ningaloo Aviation, ist eine der wenigen Pilotinnen. Bereits im Februar hat sie aus ihrem Cockpit den ersten Walhai erspäht: „Obwohl die Zahl der Walhaie im Laufe der Saison schwankt, sehen wir oft mehr als 30 Tiere an einem Tag. Es ist erstaunlich, sie aus der Luft zu sehen. Sie sehen so anmutig und entspannt aus, wenn sie am Riff auf und ab schwimmen.“ Tiffany ist die erste Frau, die Walhaie bei der Paarung dokumentieren konnte, sie fotografierte auf ihren Flügen sogar auch schon ein Albino-Walhai-Baby.
Auswirkungen des Tourismus auf die Tiere
Dani Rob, die seit 19 Jahren in Exmouth lebt und als Marine Program Officer das Walhai-Schwimmen von Anfang an begleitet, erklärt die Regularien: „Auf allen Touren werden Daten für die Forschung gesammelt. Jedes Tier, mit dem geschwommen wird, wird katalogisiert.“ Seit 1997 wurden 1770 Individuen am Ningaloo Reef identifiziert.
Seit Jahren ist die Zahl der Anbieter in Exmouth und Coral Bay, die Touren zum Schwimmen mit Walhaien durchführen dürfen, vom Department of Biodiversity, Conservation and Attractions (DBCA) durch ein Lizenzsystem auf 15 begrenzt. Auch die Zahl der Schwimmer im Wasser ist auf maximal zehn Menschen pro Walhai begrenzt. Ein Teil der Einnahmen aus den Touren fließt in die Forschung.
Nun hat ein Team von Wissenschaftlern der Murdoch University in Perth Walhaie, die das Ningaloo Reef besuchen, erstmals mit einer Art „Fitbit“-Tracker versehen, um die Auswirkungen des Tourismus auf die Tiere datenbasiert zu untersuchen. Dr. Brad Norman, Direktor der gemeinnützigen Meeresforschungsorganisation Ecocean, erklärt: „Wir haben Biotelemetrie benutzt, um die Bewegungen und das Verhalten der Walhaie in Anwesenheit und Abwesenheit von Menschen zu untersuchen.“
Die Ergebnisse der Studie, die im Journal of Sustainable Tourism veröffentlicht wurde, zeigen: Die Schnorcheltouren haben kaum Auswirkungen auf die sanften Riesen des Ozeans. Schon länger weiß man, dass sich einzelne Individuen nur wenige Tage pro Jahr am Riff aufhalten, bevor sie weiterziehen. Allein dadurch ist der Kontakt mit Menschen schon äußerst begrenzt.
Die von den getaggten Walhaien übermittelten Daten zeigen, dass einzelne Tiere im Durchschnitt maximal 62 Minuten mit Touristen im Wasser verbringen. Dies entspricht gerade einmal vier Prozent ihres gesamten Tages. Auch wenn sich der Energiebedarf der Tiere, die länger als sieben Meter sind, beim Zusammentreffen mit Besuchern laut Daten etwas erhöht, bleibt es ein sehr geringer Anteil ihres täglichen Energiebedarfs.
Dr. Samantha Reynolds, die die Studie im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität von Queensland leitete, hebt hervor: „Obwohl die Interaktion mit dem Menschen natürlich immer eine gewisse Auswirkung auf die Tiere hat, kann Tourismus, wenn er so gut gemanagt wird wie der Walhai-Tourismus am Ningaloo Reef, nicht nur für Anbieter und Besucher, sondern auch für die Tiere nachhaltig sein.“
Doch zurück zu unserer Walhai-Safari. Wir sehen Buckelwale springen und Meeresschildkröten im hellblau-leuchtenden Wasser des Küstensaums vorbeigleiten. Stehen ganze viermal Spalier für die garantiert lebenslang unvergessliche Begegnung mit dem Walhai. Und freuen uns umso mehr, dass wir hier am Ningaloo-Riff guten Gewissens mit den harmlosen Riesenfischen auf Tuchfühlung gehen können.
Weitere Informationen:
Allgemeine Auskünfte: Auf der deutschsprachigen Website von Tourism Western Australia: westernaustralia.com/de/. Dort finden sich auch die im Text genannten 15 lizenzierten Ausflugsunternehmen, die Schwimmen mit Walhaien in Exmouth anbieten.
Veranstalter: Ein komplettes sechstägiges Reisepaket ab/bis Perth bietet der deutsche Spezialveranstalter Pacific Travel House ab 2595 Euro: pacific-travel-house.com/6-tage-walhai-schnorcheltour-ningaloo-reef-deutschsprachig-gefuehrte-tour-westaustralien_l1t3r633.html
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Tourism Western Australia. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.
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