Für Urlaub auf Kreta ist im Frühling die beste Zeit
Im „Kafenio O Skoteinianos“ scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Wände sind über und über mit Bildern von Köpfen der griechischen Geschichte und Mythologie bemalt. Selbst die Stuhllehnen zieren Figuren aus der griechischen Sagenwelt. In der Ecke steht eine alte Musikbox.
Giannis Diamantis ist allein. Der alte Mann schlurft hinter der Theke hervor, begrüßt seine Gäste und bietet ihnen einen Kaffee an. In der hinteren Ecke steht sein ungemachtes Bett. Er erzählt auf Griechisch von seiner verstorbenen Frau und deutet auf Fotos. Das sei er in seiner Jugend – und das als Soldat.
Das Café liegt in Mochos, einem traditionellen Bergdorf oberhalb der Nordostküste Kretas inmitten von Olivenhainen und Weingärten. Nur ein paar Kilometer von Malia entfernt, im Sommer einer der beliebten Küstenorte mit Bars und Discos für feierwütige Touristen – und in einer anderen Welt. Um den Dorfplatz gruppieren sich mehrere kaum besuchte Restaurants und Cafés und die Kirche, die der Verkündigung der Jungfrau Maria gewidmet ist.
Das Dorf existiert seit dem 9. Jahrhundert. Die meisten Bewohner sind Bauern. Viele leben heute von Touristen, die auf dem Weg zur Lassithi-Hochebene hier einen Stopp einlegen oder im Sommer in der kühlen Bergluft zum Abendessen von der Küste hochkommen.
Eine besondere Höhle auf der Lassithi-Hochebene
Die Hochebene ist ein Plateau auf 800 Meter Höhe, umsäumt von kargen Bergen. Seit Jahrtausenden wird hier Landwirtschaft betrieben. Auf den Feldern sprießen die ersten Pflanzen, die Obstbäume zeigen zartes Grün. Im Sommer kommen Touristen in Bussen, um die wenigen verbliebenen Windräder zu fotografieren, die das Wasser aus versteckten Höhlen im Kalkstein pumpen.
Und um die Höhle des Zeus bei Psychro zu besichtigen, wo der Göttervater geboren sein soll. Vom Parkplatz führt ein gepflasterter Weg in Serpentinen hinauf zum Höhleneingang auf rund tausend Meter Höhe. Von dort geht es über steile Betontreppen hinab in die Dunkelheit. Vorbei an moosbewachsenen Felsen und bizarren Stalaktiten erreicht man den Höhlengrund. „Hier hat man viele Opfergaben gefunden“, erzählt Georgios einer Gruppe von Wanderern.
Von der Lassithi-Hochebene geht es zurück auf die Hauptstraße gen Osten nach Agios Nikolaos. Das heutige Touristenzentrum an der Mirabello-Bucht wird häufig als eine der schönsten Städte Kretas bezeichnet. Grund ist die Lage auf einer hügeligen Halbinsel mit einer fjordartigen Hafenbucht, die durch einen 30 Meter langen Kanal mit dem dunkelgrünen Voulismeni-See verbunden ist.
An der Uferpromenade laden Tavernen und Cafés zur Rast ein und mittwochs lohnt ein Besuch des nahegelegenen Marktes, wo Obst, Oliven und Kleidung angeboten werden. Eine Allee mit Boutiquen und Läden führt in die Oberstadt mit ihren steilen Gassen.
Die Insel Spinalonga hat eine düstere Vergangenheit
Auf der Panoramastraße geht es in steilen Kurven nach Elounda. Von der Straße bietet sich ein einmaliger Blick auf die Traumbucht und die vorgelagerte Insel Spinalonga. Einst ein Fischerdorf, eingebettet zwischen kargen Bergen und dem blauen Meer, gilt Elounda heute als Zufluchtsort der Reichen. Luxusresorts ducken sich an die Hänge, oft nur mit schmalen Stränden.
Der lebhafte Touristenort hat einen großen Hafen, in dem Fischerboote, Segelyachten und Ausflugsschiffe dümpeln. Mehrmals täglich fahren Boote nach Spinalonga mit ihren Ruinen einer venezianischen Festung, deren mächtige Mauern noch gut erhalten sind. Von 1903 bis 1957 war die Insel eine Leprakolonie, auf der die Kranken aus ganz Kreta zusammengetrieben wurden und die niemand verlassen durfte.
Heute erinnern verfallene Häuser und Läden an das Leben der Verbannten. Infotafeln beschreiben die ergreifende Vergangenheit der unbewohnten ehemaligen Quarantäne-Insel. An der Küste gegenüber befindet sich Plaka, der einstige Fährhafen nach Spinalonga, von dem aus die Kranken versorgt wurden. Heute warten am Kiesstrand einige gemütliche Tavernen auf Gäste. Nördlich des Ortes sind weitere Hotelanlagen im Bau.
Wer zurück Richtung Elounda rechts abbiegt, erreicht auf einer schmalen und kurvigen Straße die Dörfer Fourni und Kastelli. Unterwegs bietet sich ein fantastischer Blick über die karge Küste und das Meer. Dann geht es bergab Richtung Neapolis zurück auf die Schnellstraße nach Malia und weiter nach Heraklion.
Der Palast von Knossos lockt im Sommer Massen
Rund 50 Kilometer sind es bis zu Kretas größter und beliebtester Sehenswürdigkeit: der Palast von Knossos. Die Anlage der sagenhaften minoischen Könige liegt ein paar Kilometer südöstlich der Inselhauptstadt. Allein schon die Größe des Parkplatzes zeigt, wie enorm der Besucheransturm im Sommer sein muss.
Auch die Ausmaße der Ausgrabungen sind gewaltig: 22.000 Quadratmeter und über tausend Räume auf vier Etagen. Der erste Palast entstand 2000 vor Christus. Um 1700 vor Christus wurde die Palastanlage vermutlich durch ein Erdbeben zerstört, aber wieder aufgebaut. Von hier aus sollen der sagenhafte König Minos und seine Nachfolger die Insel und das östliche Mittelmeer beherrscht haben.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Ruinen freigelegt, sie waren damals eine Sensation. Denn sie waren der Beweis, dass es lange vor der klassischen Antike eine hoch entwickelte Kultur in Griechenland gab.
Dass der Palast heute mit seinen roten Säulen und knallblauen Wänden ein wenig an Disneyland erinnert, hat er Sir Arthur Evans zu verdanken. Während andere Archäologen ihre Funde möglichst genau im Originalzustand belassen, rekonstruierte Evans den Palast mit viel Fantasie. Er zog Zwischendecken ein, stellte neue Säulen auf und malte die Räume mit knalligen Farben aus. Gemälde, die nicht in sein Bild passten, entfernte er einfach. Trotzdem oder gerade wegen der Umgestaltung ist Knossos heute eine beliebte Sehenswürdigkeit.
Ein Bummel durch die Altstadt von Heraklion
Originale Altertümer finden Besucher im Archäologischen Nationalmuseum in Heraklion. Ansprechend präsentiert und kunstvoll beleuchtet lassen sich – neben vielen anderen Schätzen – das minoische Fresko der Stierspringer, die Statue der vollbusigen Schlangengöttin oder der kunstvoll bemalte Steinsarkophag von Agia Triada bewundern.
Nach dem Museumsbesuch bietet sich ein Bummel durch die Altstadt an. Herz der Stadt ist der Morosini-Brunnen mit einer von vier steinernen Löwen getragenen Wasserschale. In der Marktstraße werden typische Souvenirs wie Schwämme, Teppiche, Taschen und Gewürze angeboten. Überall laden Straßencafés zum Verweilen ein.
Eine von ehemaligen Palästen aus dem 19. Jahrhundert gesäumte Straße führt zum malerischen Fischerhafen und zur Mole mit der wuchtigen, venezianischen Festung. Über eine Rampe erreicht man den Innenhof mit seinen zinnenbewehrten Mauern mit herrlichem Blick auf den Hafen und die Stadt.
Tipps und Informationen für Kreta:
Anreise: Heraklion wird von zahlreichen Airlines wie Aegean Airlines, Condor, TUIfly zu tagesaktuellen Preisen angeflogen.
Klima: Im April hat es 20 Grad, die Luft ist noch klar. Ab Mitte Mai liegen die Höchstwerte bei rund 25 Grad. Das Meer erreicht bis zu 20 Grad.
Pauschalreisen: Angebote bei TUI (tui.de): Im „Hotel Stelios Gardens“ kosten im Mai sieben Nächte für zwei Personen im Superior Studio mit Flug ab München ab 466 Euro pro Person. In Elounda kosten sieben Nächte im Doppelzimmer mit Flug im „Elounda Alikes Suites & Studios“ 583 Euro pro Person. Bei Dertour (dertour.de) gibt es eine Woche im „Sentido Kyknos Beach Hotel“ in Malia für 605 Euro pro Person im Doppelzimmer all-inclusive mit Flug.
Mietwagen: Unabhängig ist man mit einem Mietwagen. Das Angebot ist riesig. Günstiger ist es meist, bereits in Deutschland zu buchen, etwa bei billiger-mietwagen.de.
Literatur-Tipp: „Kreta“ von Eberhard Fohrer, Michael Müller Verlag, 2025, 29,90 Euro
Weitere Auskünfte zu Kreta: visitgreece.gr/islands/crete/
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