Ein durchschnittliches Gefälle von elf Prozent, 23 Kurven, sagenhafte 14 Kilometer Länge: Die Bramberger Rodelstrecke ist ein echter Renner, erst recht nach der rund 630.000 Euro teuren Optimierung vor einigen Jahren. Damals wurde die jährlich von bis zu 140.000 Rodlern genutzte Abfahrt stellenweise verbreitert, sicherheitstechnisch verbessert und es wurden neue Ruhe- und Wartezonen eingerichtet.

Zusammen mit der täglichen rund sieben Stunden dauernden Pistenpräparierung wurde dieser Aufwand mit dem Internationalen Gütesiegel in Doppelgold belohnt. Ist die Bahn dadurch aber auch langweiliger geworden? Und lohnen sich die 18 Euro für die Bergfahrt?

Klarheit soll eine (erneute) Testfahrt schaffen. Die beginnt entweder an der Talstation in Neukirchen am Großvenediger – was noch eine kurze Wanderung von der Bergstation zum Startpunkt bedeutet – oder in diesem Fall an der Smaragdbahn in Bramberg. Genauer gesagt, in einem der Sportgeschäfte nebenan. Dort können sich Gäste, die keinen eigenen Schlitten dabeihaben, einen leihen. Zehn Euro und eine superfixe Ausleihprozedur später hält jeder aus unserer Gruppe einen rasanten roten Rennrodel in Händen. Mit dem geht es rein in die Achtergondel und rauf auf über 2100 Höhenmeter.

Die Wellen der Rodelbahn sorgen für ein Kribbeln im Bauch

„Weltweit ist keine andere Rodelstrecke länger als unsere, zumindest nicht mit Beleuchtung“, hatte Rudi Göstl, Vorstand der Oberpinzgauer Fremdenverkehrsförderungs- und Bergbahnen-Aktiengesellschaft und verantwortlich für die Rodelbahn, vorab gesagt. Denn die etwa gleich lange Strecke im Schweizer Grindelwald ist nur tagsüber benutzbar – oder mit Stirnlampe. In der Wildkogel-Arena hingegen sorgen Dutzende von Laternen in regelmäßigen Abständen für Erleuchtung – und das bereits in der angehenden Dämmerung. Das sieht man bereits bei der Auffahrt mit der Smaragdbahn.

Beim Ausstieg fällt sofort die beleuchtete „Wildkogel Alm“ ins Auge, davor stehen viele Rodel und Schlitten. In der Hütte tummeln sich zahlreiche junge Leute in ausgelassener Stimmung. Es wird geredet, Schnaps getrunken, getanzt und Pizza schnabuliert, wirbt man doch mit dem Slogan „höchstgelegene Pizzeria in den Alpen“.

Das Ambiente wirkt verlockend, doch die vor der Tür offiziell beginnende Rodelbahn übt eine noch größere Anziehungskraft aus. Also raus aus der Hütte und rauf auf den Rennrodel. Nach einem etwas breiteren Stück am Anfang geht es weiter auf einem Ziehweg, der sich in weiten Serpentinen talwärts schlängelt. Er wurde zum Glück immer so breit gespurt, dass man auch zu zweit oder dritt nebeneinander fahren kann und nie ernsthaft Angst haben muss, den streckenweise imposanten Abhang herunterzurauschen. Dennoch: Vor uns haben es zwei Fahrer geschafft, dass sich ihr Schlitten in die angehende Dunkelheit verabschiedet.

Wir hingegen machen weiter Tempo. Für Freudensprünge sorgen die vielen „Schneewellen“, die durch unsere Vorgänger ordentlich ausgeprägt sind. Das fordert Gerät und Knochen, erzeugt aber auch ein wunderbares Kribbeln im Bauch. Während wir die eine oder andere Familie mit Kindern überholen, ziehen in einer Kurve zwei ehrgeizige Rodler vorbei. Ob sie die Rekordzeit knacken wollen? Keine 20 Minuten sollen die Schnellsten bis ins Tal brauchen, Normalfahrer kommen auf 40 bis 50 Minuten reine Fahrzeit.

Eine rasante Abfahrt mit Blick auf das Pinzgau

Quasi ohne Unterbrechung sausen wir Kurve um Kurve bergab und haben dabei nicht nur eine Menge Spaß, sondern auch großartige Blicke auf weite Teile des Pinzgaus mit seinen versprenkelten Lichtern im Tal. Die Aussicht ist aber auch bei Tageslicht attraktiv. „Die Rodelbahn wird mittlerweile sogar stärker tagsüber frequentiert“, sagte Rudi Göstl. „Vor allem von Familien mit Kindern – und von Skifahrern.“ Insbesondere jene, denen die roten Talabfahrtspassagen zu schwer sind, weichen gern mal auf die leichtere Umfahrung aus, die eben identisch ist mit der Rodelstrecke.

Wird es einem auf der gemeinsam genutzten Talabfahrt zu voll, lässt man den kurzfristigen Schwung an Leuten vorbeiziehen und legt eine Pause ein – zum Beispiel im „Kurventreff“, einer netten Outdoor-Bar samt Liegestühlen und wärmendem Feuer. Uns aber zieht es weiter, denn wir wissen, dass ein paar Kurven später eine andere Gelegenheit zur Einkehr auftaucht.

Die „Zwischenzeit“ wurde 2012 vom weltgrößten Skitestportal skiresort.de zur besten Après-Ski-Hütte gekürt. Auch Jahre später steppt hier der Bär, überall wird geschäkert, gespeist – und gestaunt. Kult-Wirt Harry Schwab hat kuschlige Sitznischen kreiert, mit viel Nippes und Spruchtafeln. „Die Leute brauchen was zum Schauen“, sagt Harry, lacht und zeigt auf den ausgestopften Kopf eines Arenastiers, aus dessen Nüstern Disconebel wabert.

Nach zwei Getränken an der netten Outdoor-Bar geht es beschwingt weiter. Auf ein etwas steileres Stück folgt schließlich das furiose Finale im weiten Auslauf der großzügig beleuchteten Senningerwies’ neben der Talstation der Smaragdbahn. Die liegt auf 826 Meter, also fast genau 1300 Meter tiefer als der Rodelstartpunkt. Also wirklich: Diese Bahn ist alles andere als langweilig – und ihr Geld tatsächlich wert.

Weitere Informationen:

Bergbahnen Wildkogel: wildkogel-arena.at

Öffnungszeiten der (beleuchteten) Rodelbahn: tgl. 8–22 Uhr (Montags nur bis 18.30 Uhr), bis Mitte März in Betrieb

Preis: 18 Euro für eine Gondelbergfahrt (tgl. bis 16.15 Uhr, Freitags bis 18.30 Uhr), ca. zehn Euro für Leihschlitten

Event-Tipp: Beim Champions-Night-Race treffen am 22. Februar Welt-, Europa- und Staatsmeister aus sechs Ländern bei einem k.o.-Parallelslalom aufeinander. Gestartet wird in Minuten-Intervallen, wobei die gesamte Rennstrecke für Fans frei einsehbar ist.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke