Seit drei Jahren leben in einer zur Notunterkunft umfunktionierten Schule im polnischen Breslau 200 ukrainische Geflüchtete. Die Fotografin Katerina Kouzmitcheva begleitet sie.

Als der Krieg in der Ukraine begann, wurde die leerstehende Schule in der Grochowa 13, ganz im Südwesten Breslaus, schnell gefüllt: Die Nachbarn brachten Matratzen in die einstigen Klassenzimmer. In die ehemalige Umkleide der Turnhalle wurde ein Fernseher mit Playstation für die Kinder angebracht. Und die Erwachsenen richteten sich im Innenhof ein, ein Rückzugsort zum Rauchen.

Die alte Schule war ein Provisorium in der Not und gab vielen Menschen in kurzer Zeit einen warmen Schlafplatz. Nicht länger als zwei Wochen sollten sie bleiben, dann weiterziehen zu einer Gastfamilie oder in eine eigene Wohnung.

Doch drei Jahre nach Kriegsbeginn leben immer noch rund 200 Menschen in der Unterkunft, zu zehnt in einem Zimmer, einige von ihnen schon seit Monaten.

"Für die Bewohner ist die Zeit eingefroren"

Während die meisten anderen Notunterkünfte in Breslau bereits geschlossen wurden, bleibt die Schule in der Grochowa 13 weiterhin geöffnet – und wird zur dauerhaften Unterkunft für Menschen, die krank oder alt sind, oder sich auf dem überfüllten polnischen Wohnungsmarkt schlicht keine eigene Wohnung  leisten können.

Die Fotografin Katerina Kouzmitcheva sagt: "Für die Bewohner der Schule ist die Zeit eingefroren. Sie sind zwischen Himmel und Erde, kennen ihr Schicksal nicht, sehnen sich nach ihren Lieben und einer baldigen Rückkehr nach Hause."

Kouzmitcheva kommt seit zwei Jahren regelmäßig in die Unterkunft und dokumentiert mit ihrer Kamera das Leben in der alten Schule. Sie will dabei vor allem den emotionalen Zustand der Bewohner festhalten. Manchmal komme sie nach zwei Wochen wieder und eine Familie, die sie eng begleitet hat, sei auf einmal weg.

Zehn Meter unter der Erde gehen Kinder in Saporischschja zur Schule, während über ihnen Raketen einschlagen. "Das Geräusch der Drohnen ist so schlimm", erzählt ein Schüler.
Eine Schule tief unter der Erde: Wie Kinder in Saporischschja trotz Krieg lernen

Ihre Dokumentation nennt Kouzmitcheva "Limbo". Sie sagt: "Als Migrant bist du ständig in der Schwebe, alles ist ungewiss. Du verlässt dein Zuhause und kommst an einem neuen, fremden Ort an."

Die Fotografin verließ selbst vor fünf Jahren ihre belarussische Heimat und ging zum Studieren nach Polen. Doch dann wurde in Belarus 2020 gewählt, darauf folgten heftige Proteste und Streiks, Kouzmitchevas Heimat entwickelte sich unter Lukaschenko immer mehr zu einem totalitären Staat. Die Fotografin ist nun selbst eine Migrantin in Polen.

  • Ukraine
  • Polen
  • Ukrainekrieg
  • Breslau
  • Fotografie

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke