Der russische Botschafter in Berlin, Sergej Jurjewitsch Netschajew, hat die geplanten Ausgaben Europas für Verteidigung als Sicherheitsrisiko für sein Land bezeichnet. Europa sei „eine Art Kriegspartei, weil die Militarisierung Westeuropas auf vollen Touren läuft“. Auf die Frage der Journalistin Anne Will nach dem Verhältnis von Deutschen und Russen sagte er in der ARD-Dokumentation „Angst vor Krieg. Die Deutschen in der Zeitenwende“: „Wir betrachten uns bis jetzt nicht im Kriegszustand. Bis jetzt nicht. Ich weiß nicht, ob es dazu kommt.“

Die Sorge vieler Deutscher, dass Russland nach der Ukraine ein weiteres europäisches Land angreifen könne, begründete er damit, dass „die Menschen angesteckt sind von einer militaristischen Psychose, einer Hysterie, die in verschiedenen europäischen Staaten so stark aufgestockt wird wie nie zuvor. Was haben wir Deutschland angetan?“ Er glaube nicht, dass die Deutschen Angst vor Russland haben müssten. Aus seiner Sicht gehe es für Russland um seine Existenz. Den Zerfall der Sowjetunion sei für ihn persönlich „eine Tragödie“ gewesen.

Anne Will geht in dem 45-minütigen Film der Frage nach, was „Zeitenwende“ für die Menschen in Deutschland konkret bedeutet. Laut einer für diesen Film erhobenen repräsentativen Umfrage von Infratest Dimap machen sich 56 Prozent der Deutschen große oder sehr große Sorgen, dass es wieder zu einem großen Krieg in Europa kommen könnte. 67 Prozent vertrauen nicht mehr auf den militärischen Schutz der USA.

„Unsere Angst vor Krieg ist ja gut, denn Krieg ist etwas Schlechtes. Ich will, dass wir Sorge haben, dass wir alles dafür tun, dass es keinen Krieg gibt“, erwiderte der amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius in der Dokumentation Kritikern seiner Politik. „Aber das heißt eben nicht, dass man sich wie ein kleines Kind bei Gewitter die Decke über den Kopf zieht und sagt, das wird schon irgendwie vorbeigehen, sondern dass man sich wappnet.“

Die ARD hat das Interview mit dem russischen Botschafter in der vollen Länge von 30 Minuten in die Mediathek gestellt, weil es „nach unserer Meinung einen interessanten Einblick in die russische Denkweise und Propaganda bietet“. In einer Gesprächssendung könnten nicht alle Falschaussagen richtiggestellt werden. Deshalb habe die ARD hier eine Einordnung zu den Aussagen im Interview veröffentlicht.

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