US-Präsident Trump erklärt der Welt den Handelskrieg. Die Reaktionen reichen von Schock bis Coolness. Manche glauben, das Problem werde sich irgendwann von selbst lösen.

US-Präsident Donald Trump sagt mit einem gewaltigen Zollpaket Handelspartnern auf aller Welt den Kampf an. Es könnte der Auftakt zu einem globalen Handelskrieg sein: Die Europäische Union und China kündigten bereits Gegenmaßnahmen an, suchen aber zugleich den Dialog.

"NZZ": "Er träumt von einem Amerika, das wirtschaftlich völlig unabhängig wird – allen Stahl selbst gießt, alle Möbel, Autos und Schiffe selbst baut. (…) Ein solcher Protektionismus wird die USA nicht in ein neues goldenes Zeitalter führen, sondern ihre Konsumenten und Produzenten teuer zu stehen kommen. Wichtig wird nun sein, wie die betroffenen Staaten auf Trumps Kehrtwende reagieren. Lassen sie sich provozieren und üben Vergeltung nach dem Prinzip "Auge-um-Auge, Zahn-um-Zahn", droht ein globaler Rückfall in den Merkantilismus. Ein solcher könnte leicht eine ernsthafte Weltwirtschaftskrise auslösen.

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Um dies zu verhindern, sollte Europa jetzt möglichst auf Gegenzölle verzichten, das von den USA mit Füßen getretene Welthandelssystem achten und den Freihandel mit Gleichgesinnten ausbauen. Die EU und die Schweiz könnten hier eine Vorreiterrolle einnehmen und ihre Wirtschaftsbeziehungen zu anderen vom amerikanischen Protektionismus getroffenen Ländern in Asien (inklusive China) und Lateinamerika stärken."

Washington wird leiden

"Xinhua": "Indem es den Handel in ein allzu simples 'Wie du mir, so ich dir'-Spiel verwandelt, zerlegt Washington ein globales Handelssystem, das auf Effizienz, Spezialisierung und gegenseitigem Nutzen beruht, und schadet damit sowohl der US-Wirtschaft als auch insgesamt der Weltwirtschaft.

Ironischerweise sind die offensichtlichsten Opfer von Trumps Protektionismus wahrscheinlich die Amerikaner selbst. Trotz der Versprechen, das verarbeitende Gewerbe wiederzubeleben, haben protektionistische Maßnahmen Ineffizienzen verfestigt und die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. (...) Washingtons Zoll-Besessenheit versagt nicht nur darin, US-Branchen wiederzubeleben, sondern wirft sie sogar zurück. Noch beunruhigender für die amerikanischen Politiker ist die Tatsache, dass dieser Ansatz die Gefahr birgt, dass die Vereinigten Staaten ins Abseits geraten, während die Weltwirtschaft ohne sie voranschreitet."

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Was Donald Trump jetzt noch stoppen könnte

"Financial Times": "Während das Weiße Haus auf eine Art von neuer amerikanischer Autarkie zuzutaumeln scheint, stellt sich die entscheidende Frage, ob Trump in der Lage sein wird, diese aggressive Handelspolitik über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, oder ob er sie unter dem Druck der Wirtschaft, des Marktes, der Politik und sogar der Justiz schließlich rückgängig machen wird. (...) der wichtigste Faktor, der Trump und sein Team dazu bringen könnte, ihre Handelspolitik zu überdenken, könnte ein rein politischer sein. Ein Einbruch der Zustimmungswerte für den Präsidenten oder Befürchtungen auf dem Capitol Hill, dass die Mehrheiten der Republikaner in beiden Häusern des US-Kongresses bei den Zwischenwahlen 2026 gefährdet sind, könnten ein Umdenken auslösen."

"Die Presse": "Die transatlantische Zinsdifferenz wächst, der Euro wertet gegenüber dem Dollar ab, europäische Waren werden für US-Kunden deshalb billiger und die Wirkung der Zölle verpufft zum Teil. China, das den Wechselkurs seiner Währung zentral steuert, wird nicht tatenlos zusehen, während die USA und Europa ein Rennen um die günstigere Währung starten. (...) Einen Währungskrieg gewinnt, wer sich gar nicht darauf einlässt. Europa muss an seiner fundamentalen Wettbewerbsfähigkeit arbeiten, neue Handelsabkommen schließen und den Finanzmärkten beweisen, dass es ein Stabilitätsanker in einer unsicheren Welt ist."

"La Repubblica": "Der "Tag der Befreiung" von Donald Trump ist ein Tsunami von Zöllen, der die Reste der Globalisierung hinwegfegt und eine Phase wirtschaftlicher Unsicherheit einleitet, die Allianzen kippen, Konflikte auslösen und die Versorgungsketten des Welthandels stören kann. Mit einer Flut von Auswirkungen, die in das Leben eines jeden von uns eindringen werden. 

Es ist die Ankündigung einer Offensive auf globaler Ebene. Aber es ist ein Weg, der nach Einschätzung der Geschäftsbank Goldman Sachs in den USA in diesem Jahr zu mehr Inflation, weniger Wachstum und höherer Arbeitslosigkeit führen wird. (...) Befürchtet wird, den Fehler des Smoot Hawley Tariff Acts zu wiederholen, jenes Kongressgesetzes, das Präsident Hoover 1930 unterzeichnete und mit dem Zölle von bis zu 20 Prozent auf etwa 20.000 importierte Produkte eingeführt wurden. Das führte zu einer Verschärfung der Großen Depression, von der die Amerikaner ohnehin schon geplagt waren."

"El Economista": "Europa ist der Zolloffensive von (US-Präsident) Donald Trump nicht schutzlos ausgeliefert. Es stimmt, dass die Handelsbilanz zwischen den USA und der EU einen Überschuss von etwa 150 Milliarden Euro zugunsten Europas zeigt. Bei den Dienstleistungen sind die Rollen jedoch vertauscht. Hier ist es Europa, das ein großes Defizit von etwa 110 Milliarden gegenüber der größten Volkswirtschaft der Welt aufweist. Ein Großteil dieses Betrags ist darauf zurückzuführen, dass die europäischen Unternehmen in den Bereichen Kommunikation, Industrie und Gesundheitswesen auf die von den großen US-Technologieunternehmen angebotenen Dienstleistungen angewiesen sind.

Europa ist somit zu einem entscheidenden Markt für die sogenannten Magnificent Seven geworden. Die Besteuerung dieser Unternehmen, die auch dem derzeitigen Amtsinhaber im Weißen Haus sehr nahe stehen, ist das beste Druckmittel Brüssels gegenüber den USA. (...) Europa verfügt über ein wichtiges Arsenal im Zollkrieg, den der Chef der Republikaner führt. Es ist daher dringend notwendig, dass Brüssel entschlossen reagiert und Trump mit denselben Waffen antwortet. (...) Dies geschah bereits in Trumps erster Amtszeit, woraufhin Washington seine Absicht, Exporte zu besteuern, zurückzog."

DPA cl
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