Plötzlich geht es um Weihnachtsbäume: Gysi redet die Abgeordneten schwindelig
Los geht's: Der neue Bundestag konstituiert sich, die 21. Wahlperiode beginnt. Eröffnet wird die erste Sitzung traditionell vom Alterspräsidenten, in diesem Fall von Gregor Gysi: Der Linken-Politiker kommt auf knapp 31 Dienstjahre als Bundestagsabgeordneter. Mit welchen Worten wird er die neue Legislatur (ab 11 Uhr) einleiten und das auf nunmehr 630 Abgeordnete gedeckelte Parlament begrüßen?
Für den Bundestag gibt es heute ein straffes Programm
Auch auf der Tagesordnung: die Wahl des Bundestagspräsidiums. Die voraussichtliche Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, CDU, wird nach ihrer Wahl einzeln über ihre Stellvertreterinnen und Stellvertreter abstimmen lassen. Deren Zahl ist nicht vorgeschrieben, laut Geschäftsordnung ist aber aus jeder Fraktion mindestens ein Vizepräsident oder eine Vizepräsidentin vorgesehen – bisher ist die AfD jedoch 26 Mal mit ihren Kandidierenden gescheitert.
Was darüber hinaus auf der Tagesordnung steht, lesen Sie hier.




In der Unionsfraktion, direkt neben der künftigen Parlamentspräsidentin Julia Klöckner, sitzt der sachsen-anhaltische Abgeordnete Sepp Müller und liest. Demonstrativ. Er schaut sich sogar um, ob man ihn auch ja sieht. Und was liest er da? Ein Buch des Historikers Hubertus Knabe. Titel: "Die Täter sind unter uns: Über das Schönreden der SED-Diktatur." Wenig subtiler Protest gegen den Redner Gysi.Link kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenNico Fried

Gregor Gysi spricht ernste Themen an, darunter Armut, Ökologie und besonders lange die aus seiner Sicht nicht vollendete deutsche Einheit. Das Problem: Es ist weniger die Rede eines Alterspräsidenten, als die Rede eines Linken-Fraktionsvorsitzenden. Gysi nutzt die Gelegenheit, endlich einmal eine halbe Stunde im Bundestag reden zu können, ohne dass man ihn unterbricht. Also sagt er alles, was er immer schon mal sagen wollte – und vieles, was er schon sehr oft gesagt. Gysis Resterampe: Alles muss raus.Link kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenFlorian Schillat



Jenseits der Linken-Fraktion hält sich die Begeisterung über Gysis Rede in Grenzen. Hier und da klatschen noch ein paar Sozialdemokraten mit, unter ihnen die parlamentarische Geschäftsführerin Katja Mast.
In der Union, aber auch bei den Grünen regt sich kaum eine Hand. Unions-Fraktionsvize Jens Spahn hält bereits Schwätzchen. Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat den Saal um 11:40 Uhr erstmal verlassen.Link kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenClara SuchyGysi spricht sich in seiner Rede für eine Zweistaaten-Lösung für Israel und Palästina aus. "Israel muss souverän, unabhängig und sicher sein", sagt er. "Wir haben aufgrund unserer Geschichte eine besondere Verantwortung dafür."
Deutschland müsse aber auch an die Palästinenser denken. "Sie haben ebenfalls ein Recht auf ein Zuhause", sagt der Alterspräsident des aktuellen Bundestages. Palästinenser seien weder Staatsbürger Israels noch hätten sie einen eigenen Staat, so Gysi. "Es gibt für sie keine Aussicht auf eine zivile Zukunft, für die es sich zu kämpfen lohnt." Terrororganisationen wie die Hisbollah und die Hamas könnten nur mit einer solchen Perspektive überwunden werden.Link kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenFlorian Schillat

"Ich finde den Wettbewerb, wer am meisten bei den Ärmsten kürzt, unwürdig." Gemeint sind offenbar die Diskussionen um das Bürgergeld, das insbesondere die Union reformieren will. Link kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenFlorian Schillat


Es brauche eine neue Sicherheitsarchitektur. Allerdings verknüpft der Linkspolitiker seine Worte mit einer Mahnung: Nicht alle seien der Meinung, dass Deutschland (und Europa) massiv aufrüsten müssten, um den Frieden zu sichern. Begriffe wie "Kriegstreiber" oder "Putinversteher" verbieten sich, findet Gysi: Jeder wolle den Frieden sichern, wenn auch auf unterschiedlichen Wegen.Link kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenNico Fried

Drei Kabinettsmitglieder sitzen auf der Besuchertribüne hinter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: Der grüne Landwirtschafts- und zuletzt auch Bildungsminister Cem Özdemir von den Grünen hat nicht mehr für den Bundestag kandidiert, weil er in Baden-Württemberg Nachfolger von Winfried Kretschmann als Ministerpräsident werden will.
Jörg Kukies, Finanzminister, hat nicht kandidiert, anders als Wolfgang Schmidt (beide SPD), der sich erstmals um ein Bundestagsmandat beworben hatte, aber als Direktkandidat in Hamburg scheiterte. Schmidt hatte auch den ersten Listenplatz der Hamburger SPD inne. Sollte ein Hamburger SPD-Abgeordneter vorzeitig aus dem Bundestag ausscheiden, würde Schmidt nachrücken. Dies könnte schon recht schnell der Fall sein, falls ein Abgeordneter in die Regierung von Hamburgs wiedergewähltem Bürgermeister Peter Tschentscher wechseln würde.Link kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenFlorian Schillat

Gysi dankt Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin in der letzten Legislatur, für ihre "kluge und faire" Leitung. Auch früheren Abgeordneten, die teils auf den Besucherrängen sitzen, dankt Gysi für ihre Arbeit. Das gibt fraktionsübergreifenden Applaus. Link kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenPhil Göbel

Sein neues Amt für eine endlose Rede zu missbrauchen, habe er aber nicht vor, so Gysi in einem Beitrag auf "X". Aber "eine gute halbe Stunde" wolle er schon sprechen.Gregor Gysi on Twitter / X#Konstituierung #Bundestag #Alterspräsident 48? Nein, ich werde das Amt nicht für eine Dauerrede missbrauchen. Aber eine gute halbe Stunde werde ich schon sprechen. #RheinischePost https://t.co/bGTJ6NY0hN pic.twitter.com/cqFW3kvaMk— Gregor Gysi (@GregorGysi) March 24, 2025x.comLink kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenFlorian Schillat

"Hören Sie gut zu", mahnt Linkspolitiker Christian Görke die AfD-Fraktion, "Sie werden viel lernen."
Gemeint: Die bevorstehende Rede von Alterspräsident Gregor Gysi, einem "waschechten Ossi", sagt Görke. Der Antrag der AfD-Fraktion wird erwartungsgemäß abgeschmettert.
Nun ist Gregor Gysi auch offiziell Alterspräsident des Bundestags – nimmt den Auftrag an – und begrüßt auf der Besuchertribüne erstmal Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff (CDU) und den ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU). Link kopierenAuf Facebook teilenAuf X teilenPer E-Mail teilenMehr ladenTickarooLive Blog Software
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