Der ehemalige Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, hat in einem Interview mit „Table Today“ über den Ursprung des Corona-Virus und Reformbedarf beim RKI gesprochen. Im Gespräch mit dem Journalisten Michael Bröcker sagte Wieler, es sei „problematisch“, dass das RKI „weisungsgebunden an die Politik“ sei.

„Hier gibt es aber einen sehr einfachen juristischen Trick“, so Wieler. „Man könnte ein RKI zu einer Anstalt des öffentlichen Rechts machen, wie zum Beispiel das Bundesinstitut für Risikobewertung.“ Das würde laut Wieler zu „größerer Unabhängigkeit“ führen.

Auf die Frage, ob Wieler sich „nicht immer getraut habe“, „öffentlich das zu sagen zur Politik, was Sie gerne sagen würden“, antwortete Wieler: „Das ist korrekt, ja.“ Wieler betonte gleichzeitig, es brauche spezielle Einrichtungen wie das RKI mit dem gesetzlichen Mandat zur Politikberatung.

„Generiertes“ Virus aus dem Labor als wahrscheinlicher Pandemie-Ursprung

Wieler präzisierte gegenüber „Table Today“ zudem frühere Aussagen über den Ursprung des Corona-Virus. „Nach dem jetzigen Kenntnisstand halte ich momentan die These, dass das Virus im Labor generiert wurde und dann durch einen Laborunfall in die Umwelt gelangt ist, für die wahrscheinlichere.“ Ob die Aufklärung über den Virus-Ursprung „jemals gelingt“, so Wieler, „hängt wirklich daran, ob die chinesischen Wissenschaftler, also auch der Staat, wirklich alle Informationen freigibt, die vorhanden sind.“

Damit schließt sich Wieler Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienst (BND) an, der einen Laborunfall ebenfalls für wahrscheinlich hält. Zu dieser Bewertung kam der deutsche Geheimdienst nach Informationen von „Zeit“ und „Süddeutscher Zeitung“ bereits im Jahr 2020. Die Labor-These wurde vom BND mit einer Wahrscheinlichkeit von „80-95“ Prozent bewertet.

Dennoch sei, so Wieler, sowohl die These eines Ursprungs durch Übersprung von Mensch auf Tier als auch die eines Labor-Ursprungs plausibel. Keine der kursierenden Thesen sei „eindeutig widerlegt oder eindeutig bewiesen.“

Was die Vorbereitung der Bundesrepublik auf eine kommende Pandemie angeht, zeigt sich Wieler skeptisch. „Momentan bin ich da am Zweifeln“, so Wieler. Die Umsetzung der „Nationalen Reserve Gesundheitsschutz“ sei ins Stocken geraten. Zurzeit gebe es etwa nicht genügend Maskenvorräte – „ein Beleg, das offensichtlich nicht genug daraus gelernt wird.“

„Ich bin kein Medienprofi gewesen vor der Pandemie“

Wieler räumte zudem ein, im Umgang mit den Medien während der Pandemie Fehler gemacht zu haben. „Ich bin kein Medienprofi gewesen vor der Pandemie“, sagte der Wissenschaftler. Mittlerweile sei er deutlich versierter im Umgang mit Journalisten.

Er räumte zudem ein, dass er als RKI-Präsident für mehr Transparenz hätte sorgen müssen. „Was ich auch im Nachhinein anders machen würde, ich würde die Einblicke in die Arbeitsweise des Robert-Koch-Instituts transparenter darstellen wollen.“ Es sei eine „betrübliche Erkenntnis“, so Wieler, dass fehlende Kommunikation oft als Versuch der Verheimlichung gewertet werde.

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