Hansi Flick wird in Spanien als Goldmacher gefeiert
Es gab nicht wenige Zweifler, die dem Deutschen in Barcelona ein rasches Scheitern prophezeiten. Als Hansi Flick im Sommer 2024 seinen Dienst beim ruhmreichen FC antrat, begleiten auch einige kritische Stimmen den Ex-Bundestrainer bei seiner zweiten Auslandsmission nach einem Engagement 2006 als Assistent von Giovanni Trapattoni bei Red Bull Salzburg.
Doch inzwischen hat Flick die anfängliche Skepsis vollends beiseiteschieben können. Im hoch verschuldeten und von Skandalen erschütterten Klub formte der 60-Jährige aus einem relativ wüsten Kader schnell eine der derzeit erfolgreichsten und spannendsten Fußballmannschaften in ganz Europa. Barcelona ist plötzlich ein Favorit auf den Champions-League-Titel.
Dass die Generalprobe für das Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN und im WELT-Liveticker) gegen Borussia Dortmund misslang, schadete Flicks Ruf überhaupt nicht. Der Tabellenführer der spanischen Primera División verlor beim 1:1 gegen Betis vor eigenem Publikum zwar zwei wertvolle Punkte im Kampf um den Titel, womit auch eine Serie von neun Siegen am Stück riss. Die vielen Lobeshymnen auf den 60-Jährigen verstummten aber auch am Wochenende nicht.
Ein furchterregendes „Monster“
Flick wird nicht nur in Barcelona, wo zuletzt unter anderem namhafte Trainer wie Ronald Koeman und Vereinsidol Xavi Hernández scheiterten, euphorisch gefeiert. Auch in Madrid, der Heimat von Erzrivale Real, gilt er als einer der Stars der aktuellen Saison in La Liga. Für das Hauptstadt-Fachblatt „AS“ ist Flicks Team ein furchterregendes „Monster“. Medien bezeichnen den Trainer unter anderem als Alchemisten (Goldmacher) und als Magier.
Der Deutsche holte in der Heimat gewaltige Erfolge mit dem FC Bayern, galt trotz sechs Titeln inklusive Champions League aber häufig eher als blass. Das Vorrundenaus bei der WM 2022 in Katar schadete Flicks Image dann so enorm, dass im September 2023 als Bundestrainer Schluss war.
Bei Barcelona erlebt Flick nun gerade den nächsten Fußballfrühling. Auch sein stets freundliches und besonnenes Auftreten am und außerhalb des Spielfelds wird gelobt. Die Spanier sehen in ihm einen echten Gentleman.
Seine Schützlinge lieben ihn
Laut Kenner der Kabine wird Flick auch von seinen Schützlingen respektiert und geliebt. „Er zieht alle Fäden (...) Im Klub hat sich viel verändert, deshalb klappt jetzt auch alles“, sagte jüngst Abwehrmann Ronald Araújo, obwohl der Nationalspieler aus Uruguay unter Flick kein Stammspieler mehr ist.
In der Tat klappt derzeit sehr viel in Barcelona: Die Katalanen spielen nicht nur schön und offensiv, sondern auch effektiv: Sie sind das einzige Team der fünf größten Ligen Europas, das dieses Jahr keine Niederlage erlitten hat. Seit 22 Pflichtspielen sind sie unbesiegt. Der große Pep Guardiola schaffte 28 in der Saison 2010/11. Den Rekord hält Trainer Luis Enrique mit 39 (2016-2017).
Dem Team um Ex-Bundesliga-Star Robert Lewandowski, Raphinha, Dani Olmo, Frenkie de Jong sowie den Jungstars Lamine Yamal (17), Pau Cubarsí (18), Gavi (20) und Pedri (22) gelangen große Siege in dieser Saison. Dauerrivale Real wurde einmal mit 5:2 und einmal mit 4:0 besiegt. Das 4:1 gegen Flicks Ex-Klub Bayern in der Champions League war ebenfalls imposant.
„Träumen ist erlaubt“
Auch ohne Torwart Marc-André ter Stegen, der nach langer Verletzungspause vorsichtig ins Training zurückkehrt, zeigt man meist souveräne Leistungen. Barça gewann den spanischen Supercup, führt die Liga-Tabelle an, steht im spanischen Pokalfinale – und will in der Champions League erstmals seit 2019 wieder ins Halbfinale einziehen. Dort könnten Flick und Lewandowski ein Wiedersehen mit dem alten Münchner Arbeitgeber erwarten.
Gegen Dortmund spricht die Statistik für Flick. Als Trainer gewann er alle sechs Vergleiche mit dem BVB – unter anderem zuletzt in der Königsklassen-Vorrunde auswärts mit 3:2. Der Coach, kein Freund großer Töne, heizte dieser Tage die Euphorie mit einem eher bescheidenen Satz an. „Träumen ist erlaubt“, antwortete er auf die Frage, ob das Triple aus Liga, Pokal und Champions League möglich sei. Aber er schob sofort hinterher: „Wir müssen jedoch fokussiert bleiben.“
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