Der frühere Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann hat den Zeitpunkt der Bekanntgabe von Thomas Müllers bevorstehendem Aus bei den Münchenern kritisiert. Die Entscheidung käme „einfach ein paar Wochen zu früh. Ich meine, spiele die Saison zu Ende und sag da, wir setzen uns zusammen auf einen Kaffee nach dem letzten Spiel, hoffentlich nach dem Champions-League-Finale. Das wäre die bessere Variante gewesen“, sagte der Ex-Bundestrainer bei Sky.

Dass der Wirbel um die Trennung zum Saisonende Folgen für den Titelkampf in der Bundesliga und das Viertelfinal-Duell in der Champions League mit Inter Mailand an diesem Dienstag (20.45 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) hat, glaubt Klinsmann nicht. „Der FC Bayern kommt ja immer mit großem Tamtam klar. Also es ist ja nie Ruhe beim FC Bayern. Und egal, wann etwas passiert, die drehen dann den Schalter um und konzentrieren sich auf das Wesentliche“, sagte er.

Das treffe auch auf Müller zu, „deswegen ist er ja so ein bisschen der FC Bayern“. Klinsmann, der Müller am 15. August 2008 im Duell gegen den HSV (2:2) zum Bundesligadebüt verholfen hat, wünscht sich „wirklich von Herzen, dass das jetzt noch mal ein richtiges Aufleben des Thomas Müllers gibt in diesen entscheidenden Wochen“.

Danach sollte Müller nach Klinsmanns Meinung die Karriere woanders fortsetzen. Der Stil des Angreifers sei „zeitlos“, deswegen könne er „locker noch drei, vier, fünf Jahre kicken“.

„Thomas Müller gönnt man alles“, schwärmt Klinsmann

Klinsmann könnte sich gut einen Wechsel in die US-Liga MLS vorstellen. „Wenn Thomas sich nach der Saison Gedanken über seine Zukunft macht, denke ich schon, dass die MLS eine Rolle spielen kann“, sagte er: „Thomas würde da reinpassen. Ich glaube, er hätte Freude und Spaß hier zu spielen (Klinsmann wohnt in den USA, in Huntington Beach/Kalifornien, Anmerkung der Red.). Hier gibt es ein anderes Umfeld und ein ruhigeres Privatleben. Ich hoffe, das spielt in seinen Gedanken eine Rolle.“

Klinsmann jedenfalls schwärmte von Ur-Bayer Müller, der seit der D-Jugend beim Rekordmeister spielt: „Wenn man über Thomas redet, weiß man gar nicht, wo anfangen soll. Er hat so eine große Karriere hingelegt und ist ein top Typ, dem man alles gönnt.“ Müller agiere „wie ein Schachspieler, denkt immer zwei Züge voraus. Dazu hatte er das Auge für den Mitspieler. Ihm ging es nicht nur darum, selbst die Tore zu machen. Das ist ein Spielstil, der in den letzten 15 Jahren einzigartig ist. Das zeichnet ihn weltweit aus“.

Wenn er über Müller nachdenke, komme ihm meist als Erstes eine Episode in Erinnerung, erzählte Klinsmann: „Ich erinnere mich vor allem an die Momente, wo ich ihn das erste Mal sehen durfte. Uli Hoeneß hatte mir damals gesagt, ich soll mir jemanden aus der zweiten Mannschaft anschauen. Da war mein großes Idol Gerd Müller Assistenz-Trainer. Gerd hat gesagt, ich habe einen, der ist richtig gut. Der heißt Thomas und mit Nachnamen so wie ich. Da waren auch Holger Badstuber, Mehmet Ekici und Diego Contento dabei. Die vier habe ich mitgenommen. Thomas und Holger waren immer mehr bei uns und haben dann knapp anderthalb Jahre später bei der WM gespielt.“

Im Duell mit seinem anderen Ex-Klub Inter Mailand sieht Klinsmann Müller und die Bayern aber nicht im Vorteil. „Ich denke, dass es mit dem Pech der ganzen Verletzungen beim FC Bayern schon total schwer wird“, sagte er: „Inter hat eine Mannschaft aufgebaut über die letzten sechs, acht Jahre, die auf jeder Position wirklich doppelt besetzt ist, mit Hochkarätern.“ Der italienische Meister sei „eine harte Nuss“ und habe „ein bisschen mehr den Favoritenstatus für dieses Viertelfinale als der FC Bayern“.

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