Es ist in der Erinnerung ein ganz besonderer Büsum-Duft von früher, der noch heute präsent ist: der Geruch nach Wellen und Seetang, nach Salz und Sonnenöl. Erinnerungsfetzen, wachgerufen durch alte Super-8-Filme und Fotos aus den 80er- und frühen 90er-Jahren, die ich im Nachlass meiner Eltern fand: Ein Krabbenkutter läuft in den Hafen ein, Kitschläden in der Fußgängerzone, eine günstige Pension mit roten Markisen und einem Zimmer mit separater Kammer, in der ein Hochbett steht, ein kleines Mädchen klettert den Deich hinauf – das bin ich.

40 Jahre später bin ich zurückgekehrt an den Urlaubsort meiner Kindheit, um zu sehen und zu riechen, was sich verändert hat in Büsum. Schon auf den ersten Blick fällt auf: Der Deich, der den Hafen mit der Perlebucht auf mehr als zwei Kilometern verbindet, ist nicht mehr derselbe. Und zum Klettern gar nicht mehr geeignet. Er ist breit und flach, seine Anmutung modern.

„Unser neuer Klimadeich“, sagt Robert Kowitz, der neue Tourismus-Chef des in Schleswig-Holstein zwischen Friedrichskoog und St. Peter-Ording an der Nordsee liegenden Hafenstädtchens. Auch eine Art Rückkehrer: Vor 25 Jahren hatte Kowitz in Büsum seine Ausbildung gemacht, zog dann in die Welt hinaus und kam vor einem Jahr als Geschäftsführer zurück. „In den vergangenen Jahren hat sich viel getan. Rund 60 Millionen Euro hat die Gemeinde allein in den Tourismus investiert, dazu kamen etliche private Aktivitäten.“

Nicht nur der Deich wurde so gebaut, dass er nirgendwo mehr als sechs Prozent Steigung hat. Auch das Freizeitzentrum Watt‘n Hus wurde modernisiert, neben dem Tourismus-Service gibt es heute hier Kino, Restaurant, Kinderclub und einen Lesesaal, alles barrierefrei.

Und das früher schlichte Büsumer Wellenbad heißt heute „Meerzeit“ und wurde vor zwei Jahren für 22 Millionen Euro komplett nachhaltig umgebaut, inklusive Wellness-Oase mit Whirlpools am Deich und einer Saunalandschaft mit Aussicht von einer Dachterrasse aufs Meer. Ein Blick hinein zeigt: Das Herz des Bades ist geblieben – ein 25 Meter langes Meerwasser-Wellenbecken, in dem alle 30 Minuten die Brandung tobt.

Büsum ist kein Schnäppchenjäger-Paradies mehr

Draußen auf dem Deich reihen sich weiße Strandkörbe im Gras. Solche Möbel gab es damals schon, aber nicht so hell gestrichen und so einladend. Von hier geht der Blick hinüber zur Perlebucht.

Neben der modernen Infrastruktur fällt auf: Es gibt immer noch Familien, die hier Ferien machen, so wie wir früher. Aber man sieht auch viele ältere Urlauber. Für Büsum sei es ein Balance-Akt, sagt Kowitz, „den Stammgästen weiterhin gerecht zu werden und sich zugleich einem jungen Publikum zu öffnen, das für ein paar Tage Auszeit an die Nordsee kommt“.

Das erklärt auch die Vielfalt an Hotels, die es in den 1980er-Jahren noch gar nicht gab – heute hat man die Wahl zwischen dem luxuriösem „Lighthouse & Spa“ über das kultige „Hotel Bretterbude“ bis zum traditionellen „Nordica Friesenhof“. Außerdem ein Nebeneinander von Ferienwohnungen, Privatvermietern, Camper-Parkplätzen und Schlafstrandkörben.

Das Publikum hat sich stark verändert. Früher kamen rund 60 Prozent der Gäste aus Nordrhein-Westfalen – vor allem jene Menschen, die günstigen Urlaub suchten. Heute sind Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holsteiner mit je 20 Prozent paritätisch vertreten, hinzu kommen Urlauber aus Hamburg, Süddeutschland, auch aus dem Ausland. Und die gehobene Hotellerie zeigt: Büsum ist längst kein Schnäppchenjäger-Paradies mehr.

Feinster Strand an der einst tristen Perlebucht

Auf dem Weg über den Deich kommen Erinnerungen hoch an damals. Wir kamen vom Land und konnten uns keinen teuren Urlaub leisten. Monate vor Abfahrt wurde eine gelbe Plastikmappe mit Faltkarte und Ausflugstipps vom ADAC abgeholt, für die Reisevorbereitung abends am Küchentisch. Was für eine wochenlange Vorfreude!

Dann ging es im VW Jetta gen Norden. Rasch vorbei an Hamburg, dem viel zu großen Abenteuer, hinauf nach Büsum, in das Zimmer mit dem Hochbett in der separaten Kammer. Wir hatten Halbpension gebucht – mit abgepackten Wurstpackungen, Schmelzkäseecken, Tischmülleimer und Kaffee in Thermoskannen am Morgen und einem Drei-Gang-Essen am Abend.

Wenn am Tag die Ebbe kam, ging es hinüber in eine Bucht, die steinig, trist und teerig war: besagte Perlebucht. Heute ein Ort, an dem das Herz aufgeht: feinster Sandstrand, klares Wasser, Strandkörbe, Surfschule, Tretbootverleih, Spielplatz und weiße Bänke mit Blick aufs Meer.

Auf dem Rückweg über den Deich sieht man sie überall, diese Bänke mit den hohen Lehnen. Auf der einen ein betagtes Ehepaar, Hand in Hand. Auf einer anderen eine junge Frau, die lachend in ihr Smartphone spricht. Dazwischen spielende Kinder. Büsum scheint die Sache mit dem demografischen Wandel im Griff zu haben.

Statt Butterfahrten Touren nach Helgoland

Das wirkt auch im Ort so, wo aus einem gediegenen Restaurant Jazz-Musik klingt, während ein paar Häuser weiter „Büsums beste Fischsuppe“ angepriesen wird, zu der Schlager von Roland Kaiser und Helene Fischer erklingen. In der Alleestraße, der Haupteinkaufsmeile, blitzt beim Anblick von Souvenirläden, Fischbrötchenständen und dem Angebot von Eiergrog wieder die Erinnerung auf.

Am Hafen wurde hingegen aufgerüstet: Wo früher Butterfahrten günstige Einkäufe ermöglichten, gehen heute Touren zu Seehundsbänken und nach Helgoland los, außerdem exklusive Touren in den Sonnenuntergang inklusive Barbecue an Bord.

Am Abend noch ein Spaziergang in ein Wohngebiet mit Einfamilienhäusern, zehn Minuten von der Perlebucht entfernt, in dem es – früher wie heute – viele Ferienwohnungen und Frühstückspensionen gibt. Dort finde ich den Parkplatz wieder, auf dem damals unser Auto stand.

Dahinter gibt es noch immer die günstige Pension mit roten Markisen. Hinter der Haustür eine geflieste Treppe, die so herrlich kühl in heißen Sommern war. Oben war ich in Zimmer Nummer 12 mit der separaten Kammer, in der bis heute ein Hochbett steht. Die kleine Zeitreise macht mich richtig glücklich.

Mein Fazit nach vier Jahrzehnten: Büsum ist der Spagat zwischen früher und heute gelungen, trotz Modernisierung bietet der Ort viel Atmosphäre – nicht zuletzt, weil es noch immer nach Wellen und Seetang, nach Salz und Sonnenöl duftet.

Tipps und Informationen:

Anreise: Mit der Bahn: Von Hamburg-Altona aus fährt der DB Regio in zwei Stunden nach Heide, weiter mit der Nordbahn in einer halben Stunde nach Büsum. Mit dem Auto: von Hamburg auf der A23 über Itzehoe Richtung Heide. An der Abfahrt Heide-West weiter auf der B 203 bis nach Büsum.

Unterkunft: Cool: „Hotel Bretterbude“, Doppelzimmer ab 68 Euro, bretterbude-buesum.de. Edel: „Lighthouse Hotel & Spa“, Doppelzimmer ab 139 Euro, hotel-lighthouse.de. Außergewöhnlich: Übernachten im Schlafstrandkorb, buchbar über die Tourismus-Zentrale, 64 Euro (buesum.de/nordseeurlaub/strand-und-baden/schlafstrandkorb).

Freizeittipp: Das Wellenbad „Meerzeit“ bietet mehrere Pools, Saunen und eine 450 Quadratmeter große Dachterrasse mit Blick auf die Nordsee, buesum.de/meerzeit

Weitere Auskünfte: Tourismus Marketing Service Büsum, buesum.de

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