Belgien: Fliegende Glocken und viel Schokolade

Die Belgier bekommen es eher mit fliegenden Glocken als mit hoppelnden Hasen zu tun. Denn im Volksglauben treten die Klangkörper am Gründonnerstag eine große Reise nach Rom an, um sich den päpstlichen Segen zu holen.

Die Geschenke, die sie bei ihrer Rückreise am Karsamstag mitbringen, leeren sie in Heunester, die von den Kindern in Belgien vorsorglich gebastelt werden. Um die Geschichte der fliegenden Glocken zu untermauern, werden sie in vielen Kirchen in Belgien von Gründonnerstag bis zur Osternacht nicht geläutet.

Der Tag der Auferstehung sowie Ostermontag stehen dann überwiegend im Zeichen des Schlemmens, was in Belgien bekanntlich mit viel Schokolade zu tun haben kann. Die Geschichte der fliegenden Glocken wird auch in Frankreich und anderen Regionen am Leben erhalten.

England: Tanzende Männer und Hot Cross Buns

Wird Weihnachten gerne kitschig und üppig gefeiert, geht es bei den Briten zu Ostern etwas ruhiger zu. Für Kinder werden Ostereier versteckt, und selbst der Osterhase hat es bis auf die Insel geschafft. That’s it, könnte man meinen.

Doch es wird auch ordentlich getanzt. Tradition ist es, den Morris Dance aufzuführen. Dabei werfen sich meist junge Männer in schwarz-rote Hosen, schmücken sich frühlingshaft mit Bändern und Glöckchen, und die Show geht los.

Während der Tanz an sich auch zu anderen Festen gepflegt wird, werden die Hot Cross Buns, spezielle Osterbrötchen, nur zu diesem Anlass gebacken. Auch der bis ins Mittelalter zurückverfolgbare Simnel-Kuchen mit Trockenobst und Marzipan zählt zu den Ostertraditionen.

Schweden: Osterhexen und Eier aus Pappe

Zu Ostern wird in Schweden das Haus mit dem traditionellen Påskris, einem Birkenzweig, behangen und mit Eiern, Federn oder kleinen Kükenfiguren geschmückt. Für die Kinder gibt es einen besonderen Spaß, sie ziehen als Osterhexe, die Påskkärringar, verkleidet von Haus zu Haus und sammeln Godis, Süßigkeiten, ein.

Das Papp-Osterei, in dem die süße Beute verschwindet, wird natürlich anschließend versteckt und darf erst am Ostersonntag gesucht werden. Dem Kirchgang kommt keine große Bedeutung zu, Ostern gilt inzwischen eher als weltliches Fest.

Traditionell ist das Ostermahl dennoch: Köttbullar (Hackfleischbällchen), Hering, Lachs und belegte Eihälften in jeglicher Darbietungsweise dürfen seit Ewigkeiten nicht fehlen. Dazu wird Påskmust, eine Art Malzbier getrunken, das es nur zu Ostern gibt.

Italien: Osterkuchen und Milchlämmer

Prunkvolle Prozessionen und leidenschaftliche Passionsspiele stehen dieses Jahr in Italien wieder im Mittelpunkt der Osterfeierlichkeiten. Grundsätzlich gilt: Je weiter südlich, desto spektakulärer sind sie inszeniert.

In Rom darf der Besuch der Papstmesse auf dem Petersplatz am Ostersonntag zum Glück wieder stattfinden. Nach dem Segen „Urbi et Orbi“ geht’s nach Hause zum opulenten „pranzo di Pasqua“, dem Osteressen mit der Familie. Das besteht meist aus Abbacchio (Milchlamm), und natürlich der Colomba, dem italienischen, der Friedenstaube nachempfundenen Osterkuchen.

Wer das Fest lieber mit Freunden anstatt mit der Familie verbringt, der findet in dem gerne zitierten italienischen Sprichwort Absolution: „Natale con i tuoi, Pasqua con chi vuoi“ („Weihnachten mit der Familie, Ostern mit wem Du magst“). Und weil es am Sonntag zu Hause so schön war, wird der Ostermontag, liebevoll „Pasquetta“ genannt, gerne für (kalorienreiche) Ausflüge ins Umland genutzt.

Spanien: Feuerwerkspuppe und Prozessionen

Das sprichwörtliche spanische Temperament zeigt sich auch zu Ostern. Prozessionen mit lebensgroßen Figuren zählen genauso zur spanischen Ostertradition wie emotionsreiche Wiedervereinigungsszenen zwischen dem auferstandenen Jesus Christus und seiner Mutter Maria. Mancherorts wird am Ostersonntag das Osterfeuer entzündet.

Dabei wird eine Puppe, die Judas darstellen soll, mit Feuerwerkskörpern gefüllt und lautstark verbrannt. Das Ostermahl besteht je nach Region aus Stockfisch oder Lamm. Auf Mallorca zum Beispiel dürfen die würzigen Panades, Teigtaschen mit Fleisch- oder Fischfüllung, oder die süßen Robiols, ein halbmondförmiges Schmalzteiggebäck, dabei nicht fehlen.

Frankreich: Mit Süßkram gefüllte Kirchenglocken

Warum die Glocken von Gründonnerstag bis Ostersonntag schweigen, hat in Frankreich mehrere Erklärungen: entweder vor Trauer über die Kreuzigung Jesu Christi, die erst mit der Auferstehung zu Ende ist, oder weil sie am Gründonnerstag nach Rom aufbrechen.

Dort lassen sie sich vom Papst segnen und packen für die Kinder zu Hause Geschenke ein. Über Frankreich wird den prall gefüllten Glocken die süße Last dann zu schwer, und sie lassen überall Schokolade und kleine Geschenke fallen, um pünktlich am Ostersonntag ihren Dienst in den französischen Kirchtürmen wieder anzutreten.

Griechenland: Nägel schlagen und Lamm-Innereien

In Griechenland wird aus Ostern gleich eine ganze Woche, nämlich die Große Woche. Sie beginnt am Großen Montag und endet am Großen Samstag um Mitternacht mit der Auferstehung Christi.

Während dieser Zeit steht alles möglichst lebensecht im Zeichen der Leidensgeschichte von Jesus Christus. Das Hämmern von Nägeln während der Kreuzigung in der Freitagsmesse – symbolische Handlung, um das Leid zu repräsentieren – ist nichts für zarte Gemüter.

Ertönt am Gründonnerstag und Karfreitag noch lautes Wehklagen über die Schmerzen des Heilands, so wird am Großen Samstag um Mitternacht lautstark die Auferstehung gefeiert. Anschließend geht’s nach Hause, wo die traditionelle Suppe aus Lamm-Innereien und das Osterbrot warten.

Am Ostersonntag zieht die ganze (Groß-)Familie nach Möglichkeit ins Freie zu einem ausgiebigen Grillfest. Dann ist in Griechenland bei Lamm, rot gefärbten Eiern und Mezedes, kleinen Happen, der Kummer der vorherigen Tage vergessen.

Ungarn: Gesegnetes Fleisch und begossene Damen

In Ungarn sind Gottesdienste und deren Besuch zu Ostern wichtig. Daneben gibt es zahlreiche Passionsspiele, Osterfeuer und vor allem viel, viel zu essen.

Da am Ostersonntag auch für die Ungarn die Fastenzeit endet, nehmen viele Kirchgänger das lange vermisste Fleisch mit in die Kirche, um es segnen zu lassen. Anschließend wird es im Kreise der Familie mit zahlreichen weiteren, meist deftigen Köstlichkeiten und einer Menge Alkohol verspeist.

Ein alter Osterbrauch in Ungarn ist das Begießen der Frauen, locsolás genannt. Um symbolisch ihre Fruchtbarkeit zu fördern, werden Frauen von Männern mit Wasser aus Eimern bespritzt. Üblicherweise sind die Beteiligten bei Festen in Trachten gehüllt. Manchmal wird das Ritual auch mit ein paar Spritzern Parfum vollführt. Je nachdem, wie die Herren den Brauch umsetzen, bekommen sie ein besonders hübsches Osterei von den Damen geschenkt.

Irland: Nackte Füße und begrabene Heringe

Strenggläubige Iren essen am Karfreitag wenig bis gar nichts und gehen, wenn überhaupt, nur barfuß auf die Straße. Am Ostersamstag werden in den Kirchen an einer gesegneten Kerze hundert weitere Kerzen entzündet. Am Ostersonntag gibt es nach der Messe das traditionelle Osteressen aus Lauchsuppe und Lamm im Familienkreis.

Vielerorts in Irland finden Heringsbegräbnisse statt, weil die fetthaltigen Fische in der Fastenzeit zu häufig auf dem Speiseplan standen. Für die Kinder gibt es riesengroße Schokoladeneier, die mit weiteren Süßigkeiten gefüllt sind.

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