Diese Grandhotels versprechen eine besondere Auszeit
Künstler-Hotspot: „Waldhaus Sils“, Sils Maria, Engadin
Donna Leon, David Bowie und Gerhard Richter machten hier Urlaub, ebenso Marc Chagall, Thomas Mann und Albert Einstein – seit seiner Eröffnung im fernen 1908 lockt das „Waldhaus Sils“ Intellektuelle, Schriftsteller und Künstler an. Das mag an der märchenhaften Lage zwischen Lärchen, hohen Bergen und glitzernden Seen hoch über dem Engadiner Dorf Sils Maria liegen, vor allem aber an der Inhaberfamilie Dietrich Kienberger, die es in fünfter Generation sehr persönlich und individuell leitet, und es geschafft hat, das „Waldhaus“ in ein zeitgeistorientiertes Resort zu verwandeln, ohne ihm den Charme des klassischen Grandhotels zu nehmen.
Da wäre zunächst mal der Look: Karl Koller, Star-Hotelarchitekt seiner Zeit, legte das Interieur mit großzügiger Platzverschwendung und zurückhaltender Eleganz an. Das Belle-Époque-Treppenhaus mit weißen Marmorstufen, diagonal verlegtem schwarz-weißen Marmor auf den Podesten und an schweren Ketten hängenden Jugendstilleuchten zählt zu den schönsten der Schweiz, die Hotelhalle ist sechs Meter hoch, die Gesellschaftsräume punkten mit Stuckdecken, die Bar mit Mahagoni-Vertäfelung, viele der Möbel sind original erhalten. Keine Suite, kein Zimmer – insgesamt 140 – ist identisch gestaltet.
Ein großer Pluspunkt ist die Kultur: Das „Waldhaus“ war schon immer eine Art Literatur-Hotel, hier werden Lesungen zelebriert und Bucherfolge gefeiert. Viele Verleger und Autoren, die das Hotel besuchten, schenkten Bücher, die Hausbibliothek ist sehenswert wie auch der bald hundertjährige Lesesalon mit seiner original erhaltenen Einrichtung. Dazu leistet sich das Hotel ein kleines, feines Hausorchester, das am Nachmittag mit Klassik aufwartet und mit Jazz am Abend (waldhaus-sils.ch, Doppelzimmer ab 554 Euro).
Design-Liebe: „Bellevue Parkhotel & Spa“, Berner Oberland
Eigentlich hätte es dieses Hotel gar nicht geben dürfen. Denn die Schweiz verhängte nach dem Ersten Weltkrieg einen Baustopp für Hotels, um das darbende Gastgewerbe zu schützen. Das auf 1400 Metern oberhalb von Adelboden schwebende und von knorrigen Ahornbäumen umgebene „Bellevue Parkhotel“ erhielt allerdings eine Sondergenehmigung, weil es kurz vorher abgebrannt war. Ein Glücksfall. Genauso wie die Tatsache, dass sich niemand beschwerte, dass der ursprüngliche Holzbau durch ein modernes weißes Steingebäude ersetzt wurde, das heute Architekturliebhaber aus der ganzen Welt anzieht.
In den vergangenen zehn Jahren wurde das 50-Zimmer-Hotel von den renommierten Basler Architekten Buchner Bründler komplett renoviert. Sie befreiten das Erdgeschoss von den kleinen 70er-Jahre-Fenstern und setzten Panorama-Glasscheiben ein, spielten mit unterschiedlichen Deckenhöhen, bedeckten die Böden mit hellem Fischgrätparkett und Kelim-Teppichen, richteten die Räume mit Mid-Century-Mobiliar und Design-Klassikern von Fritz Hansen, Charlotte Perriand oder Carlo Mollino ein.
Für die Gastlichkeit im Haus sind seit drei Generationen die Frauen der Inhaberfamilie zuständig. Aktuell zeigt Direktorin Franziska Richard Präsenz und aufrichtiges Interesse am Wohl ihrer Gäste. In der Küche sorgt Jürgen Willig immer wieder für feine Überraschungen, nach Möglichkeit auf Basis der hervorragenden Produkte der Region: Adelbodner Biokalb, Stör aus Frutigen, Pilze aus umliegenden Wäldern.
Regionalität kann auch im Spa des Hauses erlebt werden. Zu den Signature Treatments zählt das „Edelweiss Detox Ritual“: Auf eine Massage mit Seidenhandschuhen folgen ein Peeling und eine Massage mit Edelweiß-Öl – damit man den Duft der symbolträchtigsten Schweizer Blume ein paar Stunden lang wie ein Parfum auf der Haut trägt (bellevue-parkhotel.ch, Doppelzimmer ab 450 Euro).
Abseits: „Grandhotel Giessbach“, Brienz, Berner Oberland
Im Winter kann man hier zwar nur mit dem Auto vorfahren. Den Rest des Jahres aber bietet sich die ungleich stilvollere Anreise über den Brienzersee an. Im Moment, in dem an der historischen Schiffslände das Schiff verlassen wird, beginnt das Erlebnis Giessbach und damit der Aufenthalt in einem der ungewöhnlichsten Grandhotels der Schweiz.
Vom Seeufer aus fährt die älteste Standseilbahn Europas 650 Meter in die Höhe und überquert dabei die spektakulären Giessbach-Wasserfälle. Dann sind es nur noch ein paar Stufen bis zum Eingang des 1875 eröffneten Hotels, das gute 100 Jahre später beinahe abgerissen worden wäre, hätte das nicht der visionäre Franz Weber mit einer damals höchst ungewöhnlichen Spendenaktion und einer Stiftung erfolgreich verhindert. Heute leitet seine Tochter Vera Weber das in zehnjähriger Arbeit sorgfältig restaurierte Belle-Époque-Hotel, das mit Wow-Aussicht auf See, Berge und Wasserfall punktet.
Die 75 Zimmer und Suiten, die Salons und die Lobby wurden ganz unterschiedlich mit von Privatleuten geschenkten Originalmöbeln aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eingerichtet – Biedermeier, Belle Époque, Art déco, eine so eklektische wie spannende Mischung. Rund ums Hotel sorgt ein 22 Hektar großer Naturpark mit Wald und Wiesen für gute Luft und tiefe Ruhe, auch der Schiffsanleger, die Standseilbahn und der Wasserfall gehören zur Domaine Giessbach.
Viele Gäste, vor allem die Stammkunden, verlassen dieses gut verborgene Paradies nur selten. Warum auch? Sie können im Sommer im Naturpool mit Seerosen baden, im Winter durch die verschneite Parklandschaft wandern und ganzjährig in den zwei exzellenten Hotelrestaurants essen. Abends finden immer mal Klavier- oder Jazz-Konzerte in einem der prächtigen Salons statt – die Giessbach-Sessions sind auch bei Nicht-Hotelgästen beliebt. So wie auch der gut gemischte „Giessbach Mule“ aus Wodka, Limettensaft und Ingwer (giessbach.ch, Doppelzimmer ab 193 Euro).
Retro-Ferien: „Hotel Val Sinestra“, Sent, Engadin
Wer hier nicht zur Ruhe kommt, dem ist nicht zu helfen. 1912 eröffnet als Sanatorium für Menschen, die an Hautkrankheiten, Schwächezuständen, Blutarmut und Bleichsucht litten, steht das „Val Sinestra“ inmitten wilder, unberührter Natur auf 1500 Meter Höhe im Unterengadin, also im äußersten Südosten der Schweiz. Und obwohl das hübsche Dorf Sent nur fünf Schotterstraßenkilometer weiter liegt, ist die Lage so einsam, abgelegen und verwunschen, dass man dem Jottwede-Gefühl kaum entkommen kann.
Eine eingeschworene Gemeinde ist hier zu Gast, viele Besucher kommen Jahr für Jahr wieder, denn Häuser mit einem so authentischen Retro-Feeling sind selten. Wie eine Festung steht das gewaltige Bauwerk auf einem Felsen, zehn Stockwerke hoch, mit Rund- und Spitztürmen sowie einer fast originalgetreu erhaltenen alten Bäderetage.
Wer es gut meint mit dem Hotel, erkennt dort die Magie von Thomas Manns „Zauberberg“ und die ursprüngliche Atmosphäre eines Kurbetriebs, der auf der Wirkung der sechs hier sprudelnden arsen- und eisenhaltigen Mineralquellen basierte. Die anderen freuen sich über die grandiose Natur, die Abwesenheit von Massentourismus und die günstigen Preise der 68 schlicht-schönen Zimmer mit Waschbecken, aber meist ohne eigene Toilette und Dusche.
1972 wurde der Kurbetrieb eingestellt, 1978 das Kurhaus verkauft. Peter Kruit, der als Bauingenieur beauftragt worden war, die Bausubstanz des leer stehenden Komplexes zu begutachten, erwarb die marode Immobilie, renovierte sie umsichtig und eröffnete sie ein Jahr später als „Hotel Val Sinestra“.
Das Haus wird im Stil einer Jugendherberge geführt: Die Gäste machen ihre Betten selbst und räumen nach dem Essen den Tisch ab. Morgens gibt es ein gesundes, reichhaltiges Frühstücksbuffet, am Abend eine vegetarische Mahlzeit, die im wunderschönen Belle-Époque-Speisesaal an einfachen Holztischen verspeist wird (sinestra.ch, ab 118 Euro pro Person im Doppelzimmer inklusive Halbpension mit Lunchpaket).
Für Freigeister: „Hotel Castell Zuoz“, Zuoz, Graubünden
Castell? Na ja. Zum Gebäude Jahrgang 1913 gehört zwar auch ein Burgturm, doch davon abgesehen wirkt der markante Kasten, der in Toplage auf einer Aussichtsterrasse über dem Engadiner Bergdorf Zuoz thront, eher wie ein Bunker. Hinter den dicken Mauern treffen allerdings Tradition auf Moderne, Bündner Heimatstil auf urbanen Zeitgeist, Design-Klassiker auf zeitgenössische Kunst – und bilden ein so einzigartiges wie faszinierendes Spannungsverhältnis.
Freizeitmöglichkeiten bietet die Gegend mehr als genug. Man kann wandern, Rad fahren, Golf spielen, durch das malerische Dorf bummeln oder die nahe gelegenen Orte Pontresina, Celerina und St. Moritz erkunden.
Doch man kann auch entspannt einfach nur im „Hotel Castell Zuoz“ bleiben. Die von Nicolaus Hartmann als Kurhaus entworfene Anlage wurde etappenweise renoviert und verfügt heute über 68 Designerzimmer. Dazu kommen die legendäre „Rote Bar“ mit Kunst von Pipilotti Rist und der aus rohem Lärchenholz gefertigten Sonnenterrasse des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata. Und die Tradition: Restaurant und Lounge sind in einem prächtigen Saal aus der Gründerzeit mit üppiger Stuckdecke untergebracht.
Ein Highlight ist das in den ehemaligen Kurräumen untergebrachte Hamam, das mit einer sinnlichen Lichtarchitektur in massiven Gemäuern fasziniert. Das Felsenbad von Tadashi Kawamata – ein „Reflecting Pool“ in einer Holzplattform – bildet mit seiner kleinen finnischen Sauna unter freiem Himmel eine schöne Ergänzung zum Dampfbad.
Für Geselligkeit und geistige Abwechslung sorgen Kunstführungen und Art-Weekends, Kino-, Musik- und Theaterabende sowie eine gut sortierte Kunst- und Architekturbibliothek. Kulinarisch werden Gäste mit der innovativen Regionalküche von Rüdiger König verwöhnt.
Jede Saison gibt es zudem ein Pop-up-Restaurant. In diesem Winter steht es unter dem Motto „Fondue, Tom Kha Gai“ – serviert wird ein thailändisch-scharfes Menü auf Kokossuppenbasis mit Blick auf die Schweizer Bergwelt (hotelcastell.ch, Doppelzimmer ab 394 CHF)
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