Seit 2012 bewertet der Gay Travel Index, wie homofreundlich oder -feindlich ein Reiseziel ist. In der aktuellen Ausgabe für 2025 werden über 200 Länder und Regionen unter die Lupe genommen. Schwule, lesbische, bisexuelle, queere und Transgender-Menschen (LGBTQ) bekommen damit eine wichtige Entscheidungshilfe an die Hand. Allein in Europa wird die Zahl reisefreudiger Queers auf 23 Millionen geschätzt.

Welche Länder sind homofreundliche Reiseziele?

2025 teilen sich gleich fünf Länder den 1. Platz: Malta, Spanien, Portugal, Island und Kanada. Unmittelbar dahinter folgen Deutschland und Neuseeland, die – bei gleichem Punktestand – zusammen auf dem sechsten Rang stehen.

Während diese Platzierung für Neuseeland eine Verschlechterung darstellt (2024 stand das Land auf Platz 1), konnte sich die Bundesrepublik unter der Ampel-Regierung des amtierenden Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) um zwei Plätze verbessern. 2024 hatte Deutschland noch Platz 8 des Rankings innegehabt.

Der Grund für Deutschlands Aufstieg im Index ist das vor wenigen Wochen in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz. „Dafür erhielt Deutschland zwei Punkte im Index“, sagt Dirk Baumgartl, Chefredakteur des „Spartacus Traveler“ in Berlin und Co-Autor des Gay Travel Index.

Wie kommt der Gay Travel Index zustande?

Der Kriterienkatalog für das Nationen-Ranking umfasst 18 für die LGBTQ-Community relevante Punkte wie Antidiskriminierungsgesetze, Ehe für alle, Adoptionsrechte, Konversionstherapie (fälschlich „Homo-Heilung“ genannt), Zensur, Restriktionen für HIV-Infizierte, Strafverfolgung. Für jede Kategorie werden maximal drei Pluspunkte (sehr gut), respektive bis zu drei Minuspunkte (sehr schlecht) vergeben.

Ländern, die Homosexualität mit dem Tode bestrafen, werden allerdings bis zu fünf Punkte abgezogen. Steht die Todesstrafe im Gesetz, wird aber nicht verhängt (so wie in Katar und in den Vereinigten Arabischen Emiraten), gibt es einen Punkt Abzug.

Wo ist das Gefährdungsrisiko besonders hoch?

Ganz am Ende des Rankings – und damit als besonders homofeindlich gekennzeichnet –, stehen Afghanistan, Tschetschenien, der Iran und Jemen. Diese muslimischen Länder teilen sich seit Jahren die letzten Plätze.

Für queere Reisende problematischer ist es allerdings, dass auch attraktive Reiseländer wie Tansania und Malaysia (beide Platz 199) sowie Ägypten, Tunesien und Marokko (gemeinsam auf Platz 189) unverändert am unteren Ende der Skala rangieren.

Selbst Saudi-Arabien – es fährt seit 2019 eine Art Tourismuskampagne und wirbt auf der weltgrößten Reisemesse ITB 2025 massiv um Besucher –, hält an der Todesstrafe für homosexuelle Handlungen fest und verharrt im Ranking auf Platz 212.

Für Baumgartl ist das Ranking deshalb auch „ein moralischer Kompass, der die Entscheidung aller Menschen für oder gegen ein Reiseziel beeinflussen kann und sollte“.

Wer gehört zu den Aufsteigern im Index?

Island hat sich innerhalb eines Jahres von Platz 8 auf Platz 1 vorgearbeitet und kann sich nun rühmen, ein besonders queer-freundliches Reiseziel zu sein. Ihre Platzierungen erheblich verbessert haben auch Griechenland (von Platz 38 auf 15), Thailand (von Platz 54 auf 41) und Curaçao (von Platz 70 auf 58), nachdem in diesen drei Ländern die Ehe für alle Gesetz wurde.

Welche Länder wurden herabgestuft?

Georgien – von Platz 109 auf jetzt 162. Die unter russischem Einfluss stehende Kaukasusrepublik verlor etliche Punkte durch ihre queer-feindliche Gesetzgebung.

Auch in Europa „sind homophobe Einstellungen nach wie vor verbreitet und die Strafgesetzgebung einiger Länder antiquiert“, sagt Dirk Baumgartl. Reisende, die sich der queeren Community zugehörig fühlen, sollten vor allem in Russland (Platz 206), Georgien (Platz 162) und der Türkei (Platz 144) Vorsicht an den Tag legen.

Zum Vergleich: Obwohl China ebenso autoritär regiert wird wie Russland und die Türkei, ist der kommunistische Staat deutlich liberaler, was die Rechte der LGBTQ-Gemeinschaft angeht – und steht deshalb im Mittelfeld auf Platz 99.

Wie ist die Situation in den USA?

Gespalten. Seit der Wahl des US-Präsidenten Donald Trump begann die neue Regierung, „die Rechte von Transpersonen auf nationaler Ebene massiv einzuschränken“, kritisiert Baumgartl. Parallel dazu führten einige Bundesstaaten transfeindliche Gesetze ein, darunter South Carolina, Ohio, Arkansas, Louisiana und Texas.

Wegen der Unterschiedlichkeit der einzelnen Bundesstaaten wird für die USA deshalb ein separates Ranking erstellt. So markiert der Staat New York mit der gay-freundlichen Metropole New York City die Spitze, gefolgt von Kalifornien, Nevada, Oregon und Washington.

Am anderen Ende – und damit als tendenziell gay-unfreundlich klassifiziert –, finden sich Alabama, Arkansas, South Carolina, Montana und Oklahoma wieder. Diese Bundesstaaten stehen auch deshalb in der Kritik, weil sie die umstrittene Konversionstherapie zulassen, mit der Homosexualität „geheilt“ werden soll.

Das bei europäischen Reisenden besonders beliebte Florida schneidet mit Platz 33 ebenfalls nur mittelprächtig ab. Grund dafür ist vor allem das als „Don’t say gay“ bekannte Gesetz. Es verbietet, bestimmte Themen wie sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität bis zur zwölften Klassenstufe im Unterricht zu behandeln.

Im Gesamtklassement rutschen die Vereinigten Staaten von Platz 41 auf Platz 48 im Gay Travel Index 2025 ab.

Bewertet der Index auch den Einfluss der Religionen?

Ja, wenn religiöse Überzeugungen Einfluss auf die gegen Homosexuelle gerichtete Gesetzgebung haben, schlägt sich das im Index nieder. So erhalten Länder, in denen der Hinduismus, das Judentum sowie streng evangelikale Richtungen dominieren, einen Punkt Abzug. Mit zwei Minuspunkten wird der Einfluss des Islam und der christlichen Orthodoxie (etwa in Russland und Georgien) am schlechtesten bewertet.

Null Punkte, also eine neutrale Bewertung, werden vergeben, wenn die Religion keinen Einfluss mehr auf die Gesetzgebung hat, so wie im katholischen Westeuropa.

Und Pluspunkte? Die sind in der Kategorie Religion selten, sagt Baumgartl: „Denn keine der drei großen Glaubensrichtungen Christentum, Judentum und Islam ist per se schwulenfreundlich und verdient Pluspunkte. Eine Ausnahme haben wir bei St. Lucia gemacht, weil sich der dortige Erzbischof dafür ausspricht, Homosexualität zu entkriminalisieren. Dafür bekam die Insel einen Pluspunkt.“

Welche Länder setzen bewusst auf Gay-Tourismus?

Laut Gay Travel Index 2025 hat sich die Zahl der Länder, die gezielt LGBTQ-Gäste umwerben, von 13 auf aktuell 26 verdoppelt. In Europa sind das neben Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Beispiel Malta, Portugal, Spanien, Norwegen, Belgien, Finnland und Schweden.

Auch Brasilien, die USA, Japan, Thailand sowie Französisch-Polynesien und die Cookinseln im Pazifik machen zielgerichtete Werbung für LGBTQ-Reisende durch Anzeigen, Influencer-Kampagnen oder Event-Sponsoring.

Wo können Homosexuelle die Ehe eingehen?

In über 50 Ländern weltweit können Menschen mit gleich- oder queer-geschlechtlicher Identität heiraten oder eine standesamtlich beglaubigte Partnerschaft eingehen. Die rechtliche Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren ist in Europa fast flächendeckend die Norm (in Deutschland gilt die Ehe für alle seit 2017), und auch in Nord- und Südamerika inzwischen Usus.

In Asien erlauben drei Länder gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung – Taiwan, Nepal und seit 2024 auch Thailand. Verboten ist die Homo-Ehe in den muslimischen und den meisten afrikanischen Ländern sowie im Vatikan, in Russland, Georgien und Armenien.

Warum ist der Gay Travel Index für alle Reisenden wichtig?

Nicht nur in Ländern, in denen Homosexualität unter Strafandrohung steht, kann es für schwule Reisende unangenehm oder gefährlich sein. Deshalb enthält der Gay Travel Index auch die Kategorien feindselige Einheimische und Morde, die vor allem Brasilien, Mexiko und Puerto Rico sowie den afrikanischen Staaten Uganda, Tansania, Kenia, Sambia und Südafrika Minuspunkte einbrachten.

„In solchen Ländern mit hochgradig intoleranter Bevölkerung müssen auch nicht-queere Menschen damit rechnen, wegen einer Tasche, eines Schals oder eines Kleidungsstücks in Regenbogenfarben attackiert zu werden. Deshalb geht der Gay Travel Index alle Reisenden etwas an“, sagt Baumgartl.

Erstellt und verantwortet wird der Gay Travel Index von Spartacus, eine der ältesten Marken für die internationale LGBTQ-Reise-Community, und präsentiert wird das Ranking in diesem Jahr erstmals von der Buchungsplattform Booking.com. Weitere Informationen unter spartacus.travel/blog/spartacus-gay-travel-index.

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