Was unternimmt eine Touristin, die gegen 21 Uhr in einer milden marokkanischen Nacht allein in der Medina unterwegs ist – und Lust hat auf ein Glas Wein? In der Altstadt von Essaouira sitzen um diese Uhrzeit ausschließlich einheimische Männer, rauchen und trinken Tee – denn Alkohol ist draußen offiziell verboten. Unter den wenigen Bars, die eine Lizenz dafür haben, ist die „Villa Maroc“, ein stilvolles Riad mit Blick auf Hafen, die Ausläufer der Sahara und den Atlantischen Ozean.

In der Bar sitzen zwei Touristen und spielen Karten. Offenbar Briten. Der Ältere, lange graue Locken, Shorts, der Jüngere, dunkler Typ. Ich bestelle ein Glas Rotwein.

Silberlocke lächelt in meine Richtung. „Vater und Sohn?“, frage ich. „Sieht man das?“, fragt Silberlocke zurück. Man fühle es, antworte ich und erzähle ihm melancholisch, dass auch ich mal mit meinen Söhnen in Essaouira gewesen sei, die mir damals gerade ein paar Sorgen machten. Er stellt sich als Robert vor und erzählt offen von Krisen, die man mit Söhnen durchlebe – und von Versöhnungen. Und dass diese Marokko-Reise die Idee seines Sohnes gewesen sei, ein Vater-Sohn-Projekt.

Dann crashen ein paar französische Gäste unseren Deep-Talk. Sie loben schmeichlerisch Roberts Arbeit. Er bedankt sich höflich. „Welche Arbeit?“, will ich wissen. Er sei Comedian, antwortet Robert. Wow, sage ich, britischer Humor sei immer noch der beste. Meine Denkfabrik rattert – wer er wohl ist? Mr. Bean kann es nicht sein, den hätte ich erkannt! Ob er Ricky Gervais kenne? „A bit rude“ findet Robert den, sein Sohn pflichtet ihm bei. Ich frage nach britischen Comedys: „Baby Reindeer“? „Fleabag“? Robert zuckt mit den Schultern.

Und dann, etwas unvermittelt, fragt er, ob ich auch Rockmusik möge – oder nur Comedy? „Geht so“, sage ich. Denn ich hätte als Journalistin mal Bücher über Rockbands geschrieben, die dann meine Bude zerlegen wollten. „Eine Journalistin!“, ruft Robert und lacht.

Den Ex-Lead-Sänger von Led Zeppelin nicht erkannt

Dann bietet er – mehrfach – an, mich durch die Medina zu begleiten, schließlich sei es spät. Nicht nötig, lehne ich ab. Tatsächlich habe ich keinen Schimmer, ob mein Riad zu Fuß überhaupt erreichbar ist. Außerdem: Was würde meine Wirtin denken, wenn ich in der ersten Nacht mit einem Briten in Shorts und Flipflops vor ihrem Tor stünde? Typisch Europa, zwei leicht alkoholisierte Best Ager? Wir verabschieden uns herzlich, ehe ich blendend gelaunt in die Nacht hinaustrete.

Als ich zwei Tage später in der „Villa Maroc“ nach Robert, dem Comedian, frage, heißt es: Der Musiker und sein Sohn seien abgereist. Ich bin traurig und enttäuscht.

Aber wieso Musiker?

Jetzt spuckt Google ein klares Ergebnis aus:

Roberts Nachname ist Plant, Ex-Lead-Sänger von Led Zeppelin, eine Rock-Legende. Und ich habe ihn nicht erkannt!

Noch tagelang erzähle und schreibe ich Freunden und meiner Familie, wie ich mich in Marokko um den Heimweg mit „Stairway-to-heaven-Plant“ gebracht habe. Einer meiner Söhne antwortet: „Mama, bestimmt meintest du ‚Highway to hell‘!“

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