„Hat meine Familie und mich sehr befremdet“ – Lübcke-Witwe kritisiert Merz scharf
Am Tag vor der Bundestagswahl sagte der CDU-Vorsitzende und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in seiner Rede im Münchner Löwenbräukeller in Richtung der Demonstranten vor der Tür: „Ich frage mal die Ganzen, die da draußen rumlaufen, Antifa und gegen Rechts: Wo waren die denn, als Walter Lübcke in Kassel ermordet worden ist von einem Rechtsradikalen?“ Dafür wurde der 69-Jährige vom politischen Gegner vielfach kritisiert – der Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck zum Beispiel warf ihm am Wahlabend „eine Lüge“ vor.
Nun hat sich die Witwe des im Juni 2019 von einem Rechtsextremisten ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke geäußert – und dabei sehr deutliche Worte gefunden. In einer Stellungnahme gegenüber der „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen“ teilte Irmgard Braun-Lübcke mit: „Die Aussage von Friedrich Merz am Samstag beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss der CSU und CDU in München hat meine Familie und mich sehr befremdet und ich möchte sie so nicht stehen lassen.“
Sie verweist darauf, dass es entgegen der Darstellung von Merz „nach der Ermordung meines Mannes ein starkes gesellschaftlich breites Bekenntnis zu unserer Demokratie und ihren Werten gab“. Tausende Menschen seien in Wolfhagen, Kassel und in sehr vielen weiteren Orten in Deutschland auf die Straße gegangen – ob linke, liberale oder konservative Demokraten: „Gemeinsam haben sie sich klar gegen Gewalt, Hass und Hetze sowie eindeutig für Demokratie, Freiheit und Menschlichkeit positioniert. Dies gab uns als Familie sehr viel Kraft und zeigte, wir sind nicht allein, du bist nicht allein, wir treten gemeinsam ein für den Bestand unserer Demokratie.“
Zugleich appellierte Irmgard Braun-Lübcke, gerade in diesen Zeiten, in denen die Demokratie unter Druck geraten ist, so zu handeln, wie es ihr Mann vorgelebt habe: „Heute, in dieser schwierigen Zeit, in der so Vieles, was bisher selbstverständlich war, ins Wanken gerät oder keine Gültigkeit mehr hat, sind wir alle mehr denn je gefordert, insbesondere die Politik, die Menschen zusammenzuführen und gemeinsam für Werte einzutreten, wie es mein Mann getan hat.“
Lübcke wurde in der Nacht zum 2. Juni 2019 an seinem Wohnhaus im nordhessischen Wolfhagen-Istha aus nächster Nähe erschossen. Im Januar 2021 verurteilte das Oberlandesgericht Frankfurt am Main im Mordprozess den Rechtsextremisten Stephan Ernst zur Höchststrafe. Dem Urteil zufolge erschoss er Lübcke aus einer rechtsextremen Gesinnung heraus.
Den Mitangeklagten Markus H. verurteilte das Gericht wegen eines Waffendelikts, sprach ihn aber vom Vorwurf der psychischen Beihilfe frei. Der Mord an Lübcke sorgte bundesweit für Entsetzen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke