Nach Terroranschlag – Indien ordnet Ausreise aller pakistanischen Staatsbürger an
Im Streit um den tödlichen Angriff auf Touristen in der Region Kaschmir hat Pakistan indische Diplomaten ausgewiesen und weitere Strafmaßnahmen gegen Neu Delhi angekündigt. Die Regierung in Islamabad erklärte am Donnerstag mehre indische Diplomaten zu unerwünschten Personen, die das Land sofort verlassen müssten, wie das Büro des pakistanischen Regierungschefs Shehbaz Sharif mitteilte. „Alle pakistanischen Staatsangehörigen, die sich derzeit in Indien aufhalten, müssen Indien vor Ablauf der Visa verlassen“, erklärte das Außenministerium am Donnerstag in Neu Delhi.
Außerdem sollen alle Visa für indische Staatsbürger mit Ausnahme von Sikh-Pilgern annulliert werden, die Grenze soll geschlossen und der Handel ausgesetzt werden. Ein wichtiger Vertrag mit dem Nachbarn über die Nutzung der Flüsse in der Himalaja-Region wurde auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. In der Region kam es zu Protesten. Zudem wies Indien pakistanische Diplomaten aus und schloss einen Grenzübergang. Der Staatssekretär im Außenministerium, Vikram Misri, sprach von „grenzüberschreitenden Verbindungen“ bei dem Anschlag. Er warf Pakistan vor, Terrorismus zu unterstützen.
Vertrag über Wassernutzung des Indus
Der Indus-Wasservertrag werde so lange außer Kraft gesetzt, „bis Pakistan glaubhaft und unwiderruflich der Unterstützung des grenzüberschreitenden Terrorismus abschwört“, sagte Staatssekretär Misri. Die Regierung in Islamabad hatte zuvor jede Beteiligung an dem Anschlag zurückgewiesen.
Das 1960 unter Vermittlung der Weltbank ausgehandelte Vertrag regelt die Wassernutzung des Indus und seiner Nebenflüsse. Der Indus ist der wichtigste Fluss Pakistans. Aus der chinesischen Region Tibet kommend fließt der Indus durch Ladakh, das bis 2019 noch offiziell zum indischen Teil Kaschmirs gehörte.
26 Tote bei Terroranschlag
Bei dem Anschlag auf einer Bergwiese in einer beliebten Urlaubsgegend nahe der Stadt Pahalgam im Unionsterritorium Jammu und Kaschmir wurden am Dienstag 26 Menschen getötet, mindestens 17 weitere verletzt. Die meisten von ihnen waren indische Feriengäste. Die Regierung stuft den gezielten Angriff auf Touristen als Terrorakt ein. Indische Medien berichteten, eine islamistische Terrorgruppe mit möglichen Verbindungen zu Pakistan habe den Anschlag für sich reklamiert.
Kaschmir steht seit Jahrzehnten im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen beiden Ländern, die jeweils einen Teil der Region kontrollieren. Beide beanspruchen das ganze Gebiet für sich. Die beiden Atommächte führten bereits zwei Kriege um die Herrschaft über das Himalaja-Tal.
In der Stadt Jammu kam es am Mittwoch zu antipakistanischen Protesten. Die Teilnehmer forderten, dass Terroristen mit Gewalt aus der Region zu vertrieben werden sollen, wie indische Medien berichteten.
Die Suspendierung des Wasservertrags könnte Pakistan besonders hart treffen
Unter den Maßnahmen, die am Abend (Ortszeit) auf einer Sondersitzung des Sicherheitskabinetts des indischen Premierminister Narendra Modi beschlossen wurden, wird die Suspendierung des Wasservertrags als ein Schritt gesehen, der das Nachbarland besonders empfindlich treffen könnte.
Zudem wurden die Militärberater in der pakistanischen Auslandsvertretung in Neu-Delhi zu unerwünschten Personen erklärt. Sie sollen das Land verlassen. Der Umfang der indischen Gesandtschaft in Islamabad soll zudem von 55 auf 30 Menschen reduziert werden. Ferner soll der wichtigste Grenzkontrollposten auf indischer Seite mit sofortiger Wirkung geschlossen werden. Pakistanische Staatsbürger dürfen nicht mehr ohne Visum nach Indien einreisen. Am Donnerstag will der Nationale Sicherheitsausschuss in Pakistan unter Vorsitz von Regierungschef Shebaz Sharif über die Maßnahmen Indiens beraten.
Nach dem Anschlag gab es Medienberichten zufolge Hunderte Festnahmen im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs. Wie der Sender NDTV und andere indische Medien unter Berufung auf Informanten berichteten, wurden in der Region im Kontext des Anschlags bislang etwa 1500 Personen festgenommen, um sie zu möglichen Verbindungen zu den Tätern zu befragen. Darunter hätten sich auch Personen befunden, die bereits früher wegen militanten Verhaltens aufgefallen seien, hieß es.
Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh drohte den Tätern und ihren vermeintlichen Hinterleuten mit einer raschen Reaktion. Es werde eine „laute und deutliche Antwort für die Verantwortlichen“ sein, sagte er.
Suche nach Angreifern ist in vollem Gang
Die Suche nach den Angreifern lief währenddessen auf Hochtouren. Nach Angaben der indischen Streitkräfte beteiligten sich die Armee und die Polizei an der Suchaktion. Die Sicherheitsmaßnahmen im gesamten Kaschmir-Tal seien verstärkt worden, berichtete die Zeitung „Greater Kashmir“. Die Polizei in Kaschmir veröffentlichte am Mittwoch zur Unterstützung der Fahndung Phantombilder von drei mutmaßlichen Angreifern.
Kaschmir steht seit Jahrzehnten im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan, die jeweils einen Teil der Region kontrollieren. Rebellengruppen kämpfen im indischen Teil Kaschmirs, der vorwiegend muslimisch geprägt ist, für eine Unabhängigkeit vom mehrheitlich hinduistischen Indien – oder für einen Zusammenschluss mit Pakistan.
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