Die USA stellen Europas Schutz mit ihren Atomwaffen infrage, Europa diskutiert nun über (nukleare) Aufrüstung. So sind Kernwaffen auf dem Kontinent und der Welt stationiert. 

Seitdem die USA vom verlässlichen Verbündeten zum Wackelkandidaten geworden sind, ist Europa eilig darum bemüht, sich selbst schnell eine dicke Rüstung anzulegen. Das Ziel: in der Verteidigung unabhängig werden vom langjährigen Sicherheitsgaranten Amerika. Ein großer Gegenstand der Diskussionen rund um die Wehrhaftigkeit ist die Atombombe. Bislang schlüpfte Europa auch in der Frage der Abschreckung mit unter den nuklearen Schirm der USA. Nun wird heiß diskutiert, ob Deutschland selbst nukleare Waffen braucht – oder sich von Frankreichs Atombombe mit beschützen lassen kann. 

Wie Europa bislang mit Blick auf nukleare Waffen aufgestellt ist, zeigen Schätzungen des Stockholmer Instituts für Friedensforschung (Sipri) und der American Federation of American Scientists (FAS). Die aus westlicher Perspektive einzigen beiden verbündeten Atommächte auf dem alten Kontinent sind demnach Frankreich – das einzige EU-Land mit eigenem Nuklear-Arsenal – und Großbritannien. Dann gibt es im Osten Europas noch Russland, das Land mit den meisten Atomwaffen weltweit, und seinen Verbündeten Belarus. In Belarus sind russische Atomwaffen stationiert, über die Anzahl und den Status ist Sipri zufolge allerdings nichts bekannt. 

Deutschland ist wiederum Teil der nuklearen Teilhabe der Nato. Auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz sind Schätzungen der FAS zufolge bis zu 15 amerikanische Atomgefechtsköpfe stationiert. Die Hoheit über die Waffen liegt bei den USA, die im Ernstfall die Freigabe für einen Einsatz mit Bundeswehr-Kampfjets erteilen müssen. Ähnlich verhält es sich mit US-Gefechtsköpfen, die in den Niederlanden, Belgien, Italien und der Türkei stationiert sind. 

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Die Ukraine wiederum gab die aus Sowjetzeiten im Land verbliebenen Atomwaffen 1994 im Rahmen des Budapester Memorandums an Russland ab. Im Gegenzug garantierte Russland, die territoriale Integrität der Ukraine zu achten. Außerdem erhielt die Ukraine diverse Sicherheitsgarantien. Mit Blick auf die russische Annexion der Krim 2014 und den vom Kreml 2022 begonnen Angriffskrieg wurden in der Ukraine Stimmen laut, die die Abgabe der Waffen für einen Fehler halten. 

Verteidigung Europas Kann Frankreichs Atombombe auch Deutschland schützen?

Wie Atomwaffen weltweit verteilt sind

Weltweit gibt es Sipri zufolge neun Länder, deren Besitz von Atomwaffen bekannt ist. Genaue Zahlen sind unklar, so etwas wie ein offizielles Atomwaffenregister gibt es nicht. Viele Atommächte halten sich hinsichtlich der Zahlen und dem Status ihrer Nuklearwaffen bedeckt. Sie leugnen den Besitz allerdings aus taktischen Gründen auch nicht. 

Insgesamt gibt es nach Sipri-Schätzungen derzeit mehr als 12.100 atomare Gefechtsköpfe, die zum Beispiel auf geeigneten Raketensystemen zum Einsatz kommen können. 9600 davon werden als einsatzbereit eingeschätzt oder können einsatzbereit gemacht werden. Der Rest gilt als ausgemustert und teils bereits demontiert. Knapp 90 Prozent des gesamten Arsenals und rund 85 Prozent der potenziell einsatzfähigen Waffen sind demnach im Besitz Russlands und der USA. 

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Zur Einordnung: Wie die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican), 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, auf ihrer Webseite schreibt, hätte bereits die Detonation eines einzigen nuklearen Gefechtskopfes über New York City wahrscheinlich mehr als eine halbe Million Todesopfer zur Folge. Hinzu kommen die bleibenden Schäden für Menschen, Tiere und Umwelt. 

Dieses Schreckensszenario dürften europäische Politikerinnen und Politiker mit Blick auf hiesige Metropolen wie Berlin vor Augen haben. Strategisch dient der Besitz oder Zugang zur Bombe der Abschreckung. Schon zwischen Ronald Reagan und Michail Gorbatschow herrschte in den 1980ern am Ende Einigkeit über einen Grundsatz, den die fünf ständigen Mitglieder im UN-Weltsicherheitsheitsrat noch im Januar 2022 in einer gemeinsamen Erklärung bestätigten: "Ein Atomkrieg kann von niemandem gewonnen werden und darf niemals ausgefochten werden". 

Quellen: SIPRI, FAS, ICAN 

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