145 Prozent Zölle treffen Chinas Wirtschaft, doch Peking wehrt sich – mit Zöllen, Technologie und den Brics. Kann China den Handelskrieg gewinnen?

Donald Trump hat die Welt mit Strafzöllen überzogen, doch wie sich zeigt, sind die meisten Verhandlungsmasse, um seine Vorstellungen von Handelsbeziehungen mit brachialen Mitteln durchzusetzen. Mit einer Ausnahme: China. Mit Peking ist eine Versöhnung weder zu erwarten noch erwünscht. Es wirkt wie ein neuer Kalter Krieg im internationalen Handel. Zölle von bis zu 145 Prozent bedeuten das Ende jeglichen Handels. China kontert mit der Ankündigung von 84 Prozent Zoll sowie einer WTO-Beschwerde, um die US-Maßnahmen rechtlich anzufechten. Aus PR-Gründen kann Peking bei den Zöllen mit Trump gleichziehen – aber auch Aufschläge von 84 Prozent stoppen die Handelsbeziehungen.

China ist nicht die Sowjetunion

Die Trump-Regierung scheint anzunehmen, China so in die Knie zwingen zu können – vergleichbar mit dem Ende der UdSSR Ende der 1980er-Jahre, als das Sowjetsystem durch wirtschaftliche Probleme kollabierte. Die Kommunistische Partei in Peking hat dieselbe Macht wie einst Moskau. Doch die chinesische Wirtschaft ist von langfristigem Wachstum und industrieller Innovation geprägt – nicht von der lähmenden Agonie der späten Sowjetära. Programme wie "Made in China 2025" fördern technologische Autarkie, etwa in der Halbleiterproduktion. Die Spaltung – die Bifurkation – des internationalen Systems wird seit Jahren von Experten vorausgesagt, und auch Peking wusste, dass eine Entkopplung von den USA bevorsteht. "Sie bereiten sich seit fünf Jahren darauf vor", sagt Andrew Polk, der die in China ansässige Beratungsfirma Trivium leitet, gegenüber der Londoner "Times". "Es ist undenkbar, dass sie dieses Szenario nicht durchgespielt haben."

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Größter Markt der Welt

China hat einige Trümpfe in der Hand. Nominell ist es die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt; preisbereinigt hat Peking die USA längst überholt. Diesen Markt wird Peking sperren, vor allem in Segmenten, in denen die USA exportstark sind. Gegen die US-Filmindustrie wird bereits vorgegangen. Laut Staatsmedien könnte die Einfuhr von amerikanischem Geflügel und anderen Agrarprodukten komplett verboten sowie amerikanische Dienstleistungsunternehmen wie Anwaltskanzleien und Beratungsfirmen sanktioniert werden. Zudem hat China Anti-Dumping-Untersuchungen gegen US-Importe wie medizinische Geräte gestartet und Firmen wie den Chemieriesen Dupont wegen Kartellverstößen ins Visier genommen. Sollte Trump ein vollständiges Decoupling der US-Hemisphäre von China vorantreiben, würde die Zusammenarbeit sinnlos werden. Peking könnte die Kooperation im Kampf gegen Fentanyl einstellen, nachdem es 2024 seine Kontrollen für Vorprodukte verschärft hatte. Die USA leiden unter der synthetischen Droge, deren Vorprodukte oft aus China stammen und in Mexiko verarbeitet werden.

Zudem blockiert Peking Exporte, die Trump benötigt. China hat Exportkontrollen für Seltene Erden eingeführt, die für die Herstellung von Hightech-Produkten wie Elektronik, Batterien und militärische Ausrüstung entscheidend sind. Gleichzeitig will Peking den Binnenkonsum von rund 1,4 Milliarden Chinesen ankurbeln. Dafür soll das Haushaltsdefizit von drei auf vier Prozent steigen. Neue Subventionen für den Dienstleistungssektor und Infrastrukturprojekte sollen die Arbeitslosigkeit abfedern.

Chinas Wirtschaft wird leiden

Der US-Anteil an Chinas Exporten sinkt bereits – von knapp 20 Prozent im Jahr 2018 auf etwa 14 Prozent im vergangenen Jahr. Durch zollfreie Abkommen mit afrikanischen Staaten und einen Exportanstieg nach Südostasien um zehn Prozent im Jahr 2025 kompensiert Peking Verluste. Dennoch wird der Wegfall des US-Marktes die chinesische Wirtschaft hart treffen, da Chinas Exporte in die USA immer noch mehr als 400 Milliarden Dollar jährlich betragen. Zudem droht, dass die EU ihren Markt zunehmend abschottet, etwa durch Zölle von bis zu 35 Prozent auf chinesische Elektrofahrzeuge. Doch die chinesische Bevölkerung dürfte leidensfähig sein. China hat schon früher Arbeitsplätze verloren: Als es sich 2001 auf den Beitritt zur Welthandelsorganisation vorbereitete, führte die Umstrukturierung staatlicher Industrien dazu, dass binnen weniger Jahre 50 Millionen Jobs wegfielen.

Verlagerung der Produktion

Ein Nachteil für Peking ist, dass Trump mit einem System von Strafzöllen arbeitet. Die gesamte Welt mit Zöllen zu überziehen, würde die US-Wirtschaft und die Verbraucher überfordern. Doch wenn Länder wie Vietnam – eine aufstrebende Werkbank der Welt – sich mit Trump einigen und besser behandelt werden, könnte die Produktion vieler Güter aus China in diese Länder abwandern. Apple und seine Zulieferer beschäftigen in China etwa eine Million Menschen, aber das Unternehmen unterhält auch Fabriken in Vietnam und Indien. Hinzu kommen Chinas hausgemachte Probleme, etwa der Kollaps des Immobilienmarktes nach den strengen Corona-Lockdowns.

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Wie stark ist Chinas Wirtschaft?

Experten gehen davon aus, dass die Wirtschaftsdaten aus China, die weiterhin solides Wachstum vermelden, geschönt sind. Westliche Analysten schätzen das reale Wachstum 2025 auf zwei bis drei Prozent statt der offiziellen 4,5 Prozent. Andererseits sind Vergleiche schwierig, da Peking sein Bruttoinlandsprodukt konservativer berechnet als westliche Industriestaaten. Würde man dieselben Maßstäbe anlegen, wäre die chinesische Volkswirtschaft deutlich größer als ausgewiesen. In die Hände Pekings spielt zudem der unberechenbare Charakter der Trump-Regierung. Peking hofft, sich als verlässlicherer Handelspartner und letztlich als Weltführer zu profilieren. Dafür wird China seine Anstrengungen im Rahmen der Brics-Staaten verstärken, etwa durch Alternativen zum Swift-Zahlungssystem. In Foren wie dem G20-Gipfel wirbt Peking aktiv um Länder des Globalen Südens wie Indien und Brasilien.

Kampf bis zum Ende

Ein weiteres Druckmittel sind die US-Staatsanleihen. Im November 2013 hielt China etwa 1,317 Billionen US-Dollar und war damit der größte ausländische Gläubiger der USA. Bis Januar 2025 hat China diesen Bestand auf 760,8 Milliarden US-Dollar reduziert. Parallel baut Peking seine Goldreserven auf über 2300 Tonnen aus, um die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern. Im neuen Handelskrieg gibt sich Peking betont kämpferisch. Das Handelsministerium erklärte, man werde sich Trumps "Erpressung" nicht beugen, sondern diesen Kampf "bis zum Ende" durchfechten.

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