Wie kam Donald Trump auf seine Zollidee? Ein (leider wahres) Märchen
Liebe Leserinnen und Leser,
eines vorab: Dieser Text stellt wahre Begebenheiten dar. Und doch ist die Geschichte dahinter so absurd, dass man sie fast nicht glauben möchte. Es ist eine Geschichte über politische Unkenntnis, über einen ausgedachten Autor und Buchcover auf Amazon. Es ist die Geschichte, wie Donald Trump überhaupt auf die Zollpolitik kam, die in den vergangenen Tagen die Börsen auf der ganzen Welt ins Chaos stürzte. Und weil diese Geschichte so schlichtweg unglaublich klingt, stellen wir uns doch einfach einmal vor, dass sie ein Märchen wäre. Ein leider wahres Märchen.
Donald Trump und die Zollpolitik – ein (leider wahres) Märchen
Es war ein Mal ein kleiner Donald.
Der kleine Donald wollte unbedingt der Präsident der USA werden. Und deswegen sattelte er sein Ross und kandidierte 2016 für das höchste politische Amt der Welt. Doch er merkte schnell, wie kompliziert es wohl werden würde, Präsident zu sein. Also suchte er sich Hilfe. Vor allem die Wirtschaft bereitete dem kleinen Donald nämlich Kopfzerbrechen. Damit das einfache Bauernvolk ihn wählte, brauchte er eine wirtschaftliche Marschroute. Irgendetwas, das ihn stark erscheinen ließ – gegenüber dem Pöbel, und den anderen Präsidenten, Königen und sonstigen Herrschern der Welt.
Doch der kleine Donald hatte keine Idee, wie so eine Wirtschaftskampagne aussehen könnte. Zwar war er mal Geschäftsmann, aber wie so ein ganzes Land zu managen war, das wusste er nicht. Und auch in seinem Hofstaat, mit dem er sich umgab, war kein einziger Experte zu finden. Also beauftragte er seinen SchwiegersohnJared Kushner. Der sollte ausreiten und ihm einen Experten bringen. Jemanden, der eine solche Wirtschaftskampagne auf die Beine stellen könne. Den besten Experten des Landes!

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Doch Jared wusste nicht, wo er suchen sollte. Tagelang ritt er über Berge und durch Täler. Doch ein Experte war weit und breit nicht zu finden. Doch ihn kam eine Idee: Schlaue Menschen schreiben doch Bücher! Einer dieser Menschen wird doch sicherlich ein Experte sein!
Also reiste er virtuell in das berühmte Reich Amazon. Hier fand man verlässlich alles, was man sich vorstellte und nicht vorzustellen wagte. Jared suchte nach Finanzbüchern. Doch lesen wollte Jared all diese Schriften nicht, denn dazu hätte er sie kaufen müssen. Also verglich er nur die Cover. An einem blieb er hängen. Es war perfekt. Ein silberner Drache war darauf zu sehen. Darüber in großen Lettern: "Death by China – Confronting the Dragon – A Global Call to Action" (auf Deutsch: "Tod durch China – Konfrontation mit dem Drachen – ein globaler Aufruf zum Handeln").
China, Bedrohung, Atomwaffen, Spionage, tödliche Produkte, der Angriff auf die US-Wirtschaft. All das wird im Anlauftext versprochen. Ein Wirtschaftsbuch wie ein Krimi. Heureka! Wer so ein Buch schreibt, der muss ein Experte sein!
So rief Jared einen der beiden Autoren zur Hilfe: Peter Navarro. Er schien perfekt zu sein, um für Donald einen Plan für die internationale Wirtschaft seines Reiches aufzustellen. Denn beide konnten sich auf eine Sache einigen: Zölle sind – in welcher Form auch immer – etwas Gutes. Sie stärken Amerika und schwächen alle anderen Reiche – so viel zur (sehr vereinfachten) Theorie.
Donald war so begeistert von ihm, dass er Peter Navarro gleich einmal zum Leiter seines neu geschaffenen Nationalen Handelsrates machte und ihn als "visionär" lobte – da war Donald noch nicht einmal im Amt. Der Präsident und sein Ökonom, es war Liebe auf den ersten Blick.

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Doch mit seiner Einschätzung stand Donald relativ einsam da. Navarro war in den USA kein Unbekannter. Und kaum jemand mochte ihn. Manche nannten ihn "zu schrill und fremdenfeindlich". Der Wirtschaftswissenschaftler war in seiner Karriere nämlich immer wieder mit kruden Theorien aufgefallen: Die größte Bedrohung für die Vereinigten Staaten sah er im Reich der Mitte. Seine These: Chinas Aufstieg müsse unbedingt gestoppt werden, weil er einhergehe mit Amerikas Niedergang. Den Grund dafür beschrieb er mit dem bösen Wort "Handelsbilanzdefizit". Das müsse schnellstens behoben werden. Amerika müsse nur viel weniger importieren, eigene Fabriken bauen und sich selbst versorgen. Dann würde schon bald Milch und Honig fließen. Fantasien eines Protektionisten.
Aber wie könnte das funktionieren? Auch darauf hatte Navarro eine Antwort: mit Zöllen. Sie würden Milliarden in die amerikanischen Kassen spülen. So lange, bis die Konkurrenz nicht mehr mithalten könne. Die USA wären der große Gewinner dieser Wirtschaftstransformation. Das gefiel Donald. Er mochte Geld.
Diese Idee, auf die Navarro seine Theorie stützt, kommt von einem Mann, den er in seinen Büchern mindestens ein halbes Dutzend Mal zitiert: Ron Vara. Das musste ein wahnsinnig schlauer Mensch sein.
Zu Beginn von Donalds Amtszeit als Präsident verschickte jener Ron Vara ein Memo an halb Washington, mit der Forderung, man müsse Zölle gegen China erlassen. Die Nation, die wie keine zweite für den Freihandel stand, war in Aufruhr. In der Hauptstadt sprachen plötzlich alle über Zölle, weil … na ja … alle anderen auch darüber sprachen.

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Eine Phantomdiskussion, mit einem echten Phantom: Niemand hatte Ron Vara jemals zu Gesicht bekommen oder persönlich mit ihm geredet. Denn Ron Vara existierte gar nicht. Peter Navarro hatte sich diesen Experten einfach ausgedacht, um seinen Thesen einen seriösen Anstrich zu verpassen und ihn auch noch mit dem Anagramm seines Nachnamens ausgestattet (Navarro – Ron Vara).
Als das herauskam, waren viele Menschen sehr böse auf Navarro. Er hatte die Menschen betrogen – ja sogar Donald. Und der war auch noch auf sein Spiel hereingefallen. Doch Navarro lächelte die Vorwürfe weg. Das sei ein alter Hut, ein "Inside Joke".
Die geforderten Maßnahmen kamen also nicht von einem unabhängigen Experten, sondern von ihm selbst. Dennoch blieb die Forderung hängen. Für den kleinen Donald war das ohnehin kein großes Problem, er selbst benutzte als er noch Geschäftsmann war, gerne Pseudonyme wie "John Barron", um eigene kritikwürdige Unternehmungen in Medien zu verteidigen, wie die Washington Post herausfand.
Neun Jahre nachdem Navarro in Donalds Hofstaat eingeritten war, erließ der tatsächlich horrende Zölle gegen praktisch alle Länder dieser Welt – insbesondere auf Waren aus China.
Durch die Zölle verbrannten laut Schätzungen binnen weniger Tage sechs Billionen Dollar an Wohlstand. Doch der kleine Donald hatte damit offenbar kein Problem: "Es läuft alles sehr gut", jubilierte er nach dem Absturz der Börsen.
Ob der kleine Donald aber genau verstanden hatte, wie Zölle überhaupt funktionieren, daran konnte man durchaus Zweifel bekommen. Navarro sagte dazu nichts.
Und wenn sie nicht gestorben sind, bezollen sie noch heute.
–Ende–
- Donald Trump
- Peter Navarro
- Zoll
- China
- USA
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