Präsident des Reservistenverbands fordert „Massen-Heer“ mit einer Million Soldaten
Der Präsident des Reservistenverbands, Patrick Sensburg (CDU), fordert, die Zahl der Reservisten auf eine Million zu erhöhen. „Um Deutschland in der Fläche zu verteidigen, bräuchte man 300.000 bis 350.000 Soldaten“, sagte Sensburg dem Portal „t-online“. „Die Zahl der Reservisten müsste um das Dreifache sein, also rund knapp eine Million“, sagte Sensburg. „Wir brauchen ein Massen-Heer, um in einem möglichen Krieg zu bestehen.“
Sensburg verwies auf Nato-Berechnungen, denen zufolge in einem möglichen Krieg an der Ostflanke 5.000 Soldaten täglich sterben könnten. „Das wäre bei der Bundeswehr die aktive Truppe. Danach kommen Reservisten, wenn es sie denn gibt“, so Sensburg. „Ich hätte als Soldat in der aktiven Truppe ein schlechtes Gefühl, wenn keine Reservisten in der Nähe wären. Denn wenn ich von 5.000 Toten ausgehe und danach rückt niemand mehr nach, kann ich ausrechnen, wie lange es dauert, bis die Front einbricht. Und wenn keiner mehr nachkommt, war mein Opfer umsonst.“
Derzeit dienen rund 180.000 Soldaten in der Bundeswehr, die Reserve umfasst nach Angaben Sensburgs 40.000 Soldaten, die regelmäßig an Übungen teilnehmen. Der Bedarf wird von der Bundeswehr selbst auf 60.000 Soldaten beziffert. An bis zu 900.000 ehemalige Soldaten, darunter 100.000 Afghanistan-Veteranen, könne die Bundeswehr aber derzeit aus Datenschutzgründen nicht herantreten, sagte Sensburg.
Sensburg fordert Rückkehr zu allgemeinen Wehrpflicht
Der CDU-Politiker kritisierte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), dessen Wehrdienst-Modell im ersten Jahr 5.000 freiwillige Wehrdienstleistende vorsieht. Das sei eine „viel zu kleine Zahl“. 1991 hätten 300.000 Soldaten 200.000 Wehrpflichtige ausgebildet, sagte Sensburg.
Dass es nicht mehr genug Platz in den Kasernen gebe, ließ Sensburg nicht gelten. „Ich war Einzelkind, ich hätte mir auch lieber eine Einzelstube mit Butler vorgestellt“, sagte Sensburg. „Aber ich musste mir eine Stube mit acht Mann teilen, im Nachhinein war das gar nicht schlecht. Das sind alles lösbare Probleme, wenn man nur will.“
Die Personalnot sei das größte Problem der Bundeswehr, sagte Sensburg. „Aber die Politik verschließt weiter die Augen, weil sie Angst vor dem Wähler hat. Sie müssten der Bevölkerung reinen Wein einschenken und sagen: Ohne Wehrpflicht scheitern wir an unseren selbst gesetzten Zielen und würden einen Krieg verlieren.“
Der Oberst der Reserve rügte zudem die Personalpolitik der Bundeswehr. So stapelten sich die Briefe von interessierten Menschen, die bei der Truppe einsteigen möchten, aber abserviert werden. „Ich kenne Personen, die sich in Karrierecentern der Bundeswehr gemeldet haben, um Reservist zu werden, die aber heimgeschickt wurden, weil ihnen gesagt wurde, dass sie nicht gebraucht würden.“ Das größte Problem dabei seien fehlende Planstellen.
Sensburg schilderte, dass es bei der Bundeswehr weiterhin Material- und Munitionsknappheit gibt. „Vor zwei Wochen wollten wir mit einer Einheit raus, um Orts- und Häuserkampf zu üben. Die Soldaten hatten aber nicht genug G36-Gewehre, also nahmen sie so genannte Blueguns, mit denen man nur begrenzt üben kann“, sagte Sensburg.
Er forderte, sich von High-Tech-Rüstungsprojekten zu verabschieden und wieder auf Masse zu setzen. „Das Einfache hat Bestand im Krieg“, sagte Sensburg. „Die Kalaschnikow ist das beliebteste Gewehr in der Ukraine, obwohl das G36 sicherlich besser ist.“ Auch Munition müsste in einem Umfang gelagert werden, dass sie wie von der Nato gefordert für 30 Tage reiche.
Wer die Durchhaltefähigkeit der Bundeswehr nicht glaubwürdig vermittle, weil sie nur drei Tage Munition oder zu wenige Soldaten habe, erziele keinen Abschreckungseffekt, sagte Sensburg. Er appellierte an die Verhandler von CDU, CSU und SPD: „Wenn die neue Regierung nicht zügig handelt, gefährdet sie die Sicherheit dieses Landes.“
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