Cannabis könnte bald wieder verboten werden
- CSU macht Druck in den laufenden Koalitionsverhandlungen.
- Rücknahme bisher nicht vereinbart – SPD will sich nicht äußern.
- Cannabis-Anbauvereine müssten wieder aufgelöst werden.
Die CSU macht jetzt Druck, die von der SPD-geführten Ampel-Regierung beschlossene Teillegalisierung von Cannabis wieder abzuschaffen. "Wir wollen den Fehler der Ampel rückgängig machen und Cannabis wieder verbieten", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann der Zeitung "Augsburger Allgemeine" und ergänzte mit dem Blick vor allem auf die SPD, dass sich die Innenminister der Länder dabei "parteiübergreifend einig" seien.
Die Hoffnung, durch die teilweise Legalisierung die kriminelle Szene zu schwächen, nannte Herrmann "total trügerisch". Zudem "stellen wir fest", dass es im Straßenverkehr mehr Drogendelikte gebe, was in Bezug auf legales Cannabis die Deutsche Verkehrswacht jedoch noch nicht feststellen kann.
Doch auch Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) forderte in der Zeitung: "Die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken muss jetzt rasch und vollständig zurückgenommen werden." In den Verhandlungen über eine Koalition solle die SPD den Weg freimachen. "Mit der Ampel-Koalition ist auch ihr gefährlicher Cannabis-Irrweg abgewählt worden", meinte sie.
In dem bisher bekannten Papier der zuständigen Koalitions-Arbeitsgruppe wird jedoch die Cannabis-Legalisierung oder deren Rücknahme nicht erwähnt, womit das aktuelle Cannabisgesetz zunächst wohl bleiben würde.
Auch Ärztekammer für Re-Kriminalisierung
Gleichwohl forderte nun auch die Bundesärztekammer, zu dem Verbot zurückzukehren. So sprach BÄK-Präsident Klaus Reinhardt in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" erneut von einer Gefährdung für Jugendliche. Es bleibe ein Irrglaube, dass mit dieser Legalisierung deren Gesundheitsschäden reduziert werden. Suchtmediziner und andere Experten sehen das bisweilen anders. So hatte etwa auch der Forscher Jakob Manthey im Interview mit MDR AKTUELL für "mehr Wissenschaftlichkeit" bei dem Thema plädiert.
Unabhängig von einer neuen Bundesregierung setzt Bayern unterdessen weiter auf Restriktion. Das gelte auch für den Cannabis-Anbau in Vereinen, sagte Gesundheitsministerin Gerlach der "Augsburger Allgemeinen". Bisher sei "noch keine einzige Erlaubnis erteilt". Damit ist Bayern jetzt das einzige Bundesland ohne legalen Cannabis-Anbau außerhalb privater Räume.
Was passiert mit den Anbauvereinen?
Die Ampel-Regierung hatte das Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis beschlossen, es gilt seit 1. April 2024. Besitz und kontrollierter Anbau zum privaten Gebrauch sind erlaubt, allerdings mit vielen Einschränkungen. Auch der Cannabis-Konsum im öffentlichen Raum ist nur beschränkt zulässig.
Die Union hatte schon früh angekündigt, das Gesetz wieder rückgängig machen zu wollen und hatte diese Forderung auch in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Würde sie sich durchsetzen, müssten unter anderem auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen viele bereits zugelassene Cannabis-Anbauvereine wieder aufgelöst werden. Was dann mit deren Investitionen geschieht, ist offen. Zudem dürften auf die Polizei und die Justiz auch wieder mehr Verfahren zukommen. Von der Berliner Sanity Group, die noch nicht mögliche Modell-Projekte zu legaler Cannabis-Abgabe betreuen möchte, kam Widerspruch: Das Unternehmen verweist darauf, dass das Cannabisgesetz erst ein Jahr in Kraft und seine fundierte Evaluation im Herbst geplant sei.
Vorläufig keine klare Reaktion der SPD
Die SPD, deren Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Cannabis-Teillegalisierung immer verteidigt hatte, will sich zu dem Thema jetzt und dem Stand der Koalitionsverhandlungen in der Sache vorerst nicht äußern. Das wurde MDR AKTUELL auf Anfrage aus Verhandlungskreisen mitgeteilt.
Als SPD-Politiker verteidigt indes der derzeitige Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, die teilweise Legalisierung von Cannabis. Sie "hat für einen ehrlicheren und entkriminalisierten Umgang mit Drogen einen wichtigen Beitrag geleistet", sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern vom Dienstag. Er forderte "eine Suchtpolitik, die schützt, hilft und unterstützt" und nicht auf Vermutungen und Vorurteilen beruht". Blienert riet deshalb dazu, die im Herbst ohnehin geplante Evaluierung abzuwarten.
mit AFP, dpa, MDR AKUELL
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