„Deutschland ist es wert“ – für dieses Plädoyer bekommt der Influencer langen Applaus
Damit habe er „nicht gerechnet“, sagt David Matei einen Tag nach der Sendung. Matei ist sogenannter Jugendoffizier der Bundeswehr und Influencer. Er spricht mit jungen Menschen über den Soldatenberuf und berichtet auf sozialen Medien wie TikTok und Instagram von seinem Alltag, in der Kaserne, auf Übungsplätzen oder bei Sicherheitskonferenzen. Am Montag war er bei „Hart aber Fair“ in der ARD zu Gast, wo über die Notwendigkeit der geplanten Milliarden-Investitionen in die Bundeswehr diskutiert werden sollte – und geriet dort umgehend und teils überraschend von mehreren Seiten unter Feuer.
Zunächst von der früheren „taz“- und „Frankfurter Rundschau“-Chefredakteurin Bascha Mika. Sie warf Matei vor, sein Arbeitgeber sei „sexistisch, rassistisch und rechtsradikal unterwandert“. Diesen Vorwurf habe er sich gegenüber nicht erwartet, wird Matei später sagen. Unmittelbar in der Sendung antwortete er, entsprechende Vorkommnisse würden entschieden geahndet. „Wir machen keinen Unterschied zwischen Frau, Mann oder Farbe“, so Matei. „Wir haben alle die gleiche Uniform.“ Gegen Rechtsextremismus würde „der eiserne Besen“ hervorgeholt.
Ins noch Grundsätzlichere geht die darauffolgende Konfrontation des Soldaten mit Ole Nymoen. Der Podcaster hatte im Sommer 2024 mit einem Meinungsbeitrag in der „Zeit“ für Aufregung gesorgt. In dem Text mit dem Titel „Ich, für Deutschland kämpfen? Never!“ sprach sich Nymoen vehement gegen eine Wehrpflicht aus. Kürzlich veröffentlichte er zum gleichen Thema außerdem ein Buch.
Nymoen argumentierte unter anderem, ein Soldat kämpfe nicht für seine Sicherheit, da er im Krieg ja ständig in Gefahr sei. Stattdessen werde „gekämpft für das, was die eigene Herrschaft als ihre Sicherheit definiert“. Es sei „eigentlich selbstverständlich, dass in jedem Krieg ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung lieber unter fremder Herrschaft leben als im Kampf sterben will“.
Kritisiert wurde an Nymoens Texten unter anderem, dass er Einberufungen in Russland und der Ukraine auf die gleiche Stufe stelle, obwohl ein Land angreife und das andere sich verteidige. Weiterhin wurde ihm Egoismus und Naivität sowie vorauseilende Kapitulation gegenüber autokratischen Regimen vorgeworfen.
In der ARD legte er nach. „Am Ende des Tages ist man sich selbst der Nächste“, so Nymoen. Er wolle nicht sterben oder an Körper oder Psyche versehrt werden. Er wolle auch nicht gegen Menschen kämpfen müssen, mit denen er nie ein persönliches Problem gehabt habe.
Matei hielt entschieden dagegen. Deutschland sei nicht perfekt, aber sicherlich kein „ausbeuterischer Herrschaftsstaat“, wie Nymoen es in seinen Texten nahelege. Deutschland bedeute für ihn vielmehr, dass der Staat ihn zum Beispiel im Verletzungs- oder Krankheitsfall auffange. Und weiter: „Für mich ist Deutschland, dass meine Tochter von der Kita bis zur Universität fast umsonst lernen kann und lernt, zu denken, was sie will und nicht zu denken, was sie muss.“ Deutschland sei es „wert“, dafür zu kämpfen, so Matei, und bekommt für seine Ausführungen viel Applaus aus dem Publikum.
Nymoen erwiderte, im internationalen Vergleich stimme Mateis Hinweis womöglich. Trotzdem sei von der vermutlich nächsten Bundesregierung mit Verweis auf Aufrüstung ein „sozialer Kahlschlag“ geplant.
Matei führte am Dienstag auf seinem Instagram-Kanal aus, er habe seit Ausstrahlung der Sendung „super viele Nachrichten bekommen“, teils negative, teils positive. Öffentliches Lob gab es unter anderem von Ilko-Sascha Kowalczuk. Auf X schrieb der Historiker, Matei habe einen „superstarken Auftritt“ hingelegt. Nymoen hingegen habe vor allem seinen „Hedonismus“ offenbart.
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