Sturm aus der Röhre – so brach die ukrainische Kurskfront zusammen
Lange hielten die Ukrainer ihren Frontvorsprung bei Kursk – nun wurden sie geschlagen. Ein Angriff aus einer unterirdischen Gaspipeline führte zum Kollaps der Kurskfront – das Ereignis, dieser "Sturm aus der Röhre", wird in die Geschichte dieses Krieges eingehen.
Das Jahr 2024 war von einem zähen, aber kontinuierlichen Vormarsch der russischen Truppen im Osten der Ukraine geprägt. Im August wagte das ukrainische Oberkommando einen kühnen Befreiungsschlag. Ihre Truppen überwanden die nur schwach besetzte Grenze, drangen in einem Vorstoß – ähnlich der erfolgreichen Charkow-Offensive 2022 – in Richtung der Großstadt Kursk vor und eroberten als erste größere Ortschaft die Kleinstadt Sudscha, einen logistischen Knotenpunkt und das Symbol der Offensive. Jenseits der Grenze leisteten Putins Truppen jedoch zähen Widerstand. Das Überraschungsmoment schwand, die Russen dämmten den Einbruch ein, und großräumige ukrainische Manöver in Richtung Kursk blieben aus, obwohl die Stellungen in harten Kämpfen noch ausgebaut wurden.

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Kursk-Offensive verleitete die Russen nicht zu Fehlern
Militärisch warf die Offensive von Anfang an Fragen auf. Kiew hoffte, die Russen würden unter dem Schock Truppen aus dem Donbass abziehen und nach Kursk verlegen. Doch das russische Oberkommando zeigte eiserne Nerven, verlegte nur wenige Einheiten und behielt den Schwerpunkt im Osten. Dennoch gelang es den Russen, die ukrainischen Raumgewinne bei Kursk zu begrenzen. Weitere Versuche, den Frontvorsprung nach Westen oder Osten zu erweitern und kleinere Kessel an der Grenze zu schaffen, scheiterten meist schon im Ansatz oder kamen nach minimalen Geländegewinnen zum Stillstand. Ein letzter Vorstoß Richtung Norden führte lediglich dazu, zeitweise in einige Siedlungen einzudringen.
Festgefahren verlor der Frontvorsprung seinen militärischen Wert. Die Region hatte keine strategische Bedeutung mehr, nachdem die Hoffnung, Kursk oder zumindest das dortige Kraftwerk zu erreichen, erloschen war. Was blieb, war ein weltweiter PR-Erfolg, die Demütigung Putins und die Idee, das Gebiet als Faustpfand in Verhandlungen zu nutzen. Dafür setzte Kiew jedoch seine motiviertesten und bestausgerüsteten Truppen ein, darunter die 82. Luftlandebrigade, die dann im Osten fehlten, um den russischen Vormarsch aufzuhalten. Schon damals half die Offensive strategisch eher Russland.

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Langsam schwand das Gebiet
Dann begannen die Russen, den Frontvorsprung einzudrücken. Langsam verlor Kiew große Teile des eroberten Gebiets. Besonders an der Basis des besetzten Zipfels näherten sich die Russen der einzigen festen Versorgungsstraße und brachten sie Anfang März 2025 unter die Kontrolle ihrer Drohnen. Der Vorsprung wurde allmählich zum Kessel. Russische Drohnen machten Versorgung und Abtransport der Verwundeten unmöglich. Doch Sudscha schien zunächst sicher, geschützt durch einen Ring aus zu Festungen ausgebauten Siedlungen im Norden und Osten. Schwere russische Angriffe drängten die Ukrainer zwar zurück, doch ein Kollaps der Linien blieb aus. Langfristig hätten die Russen die Ukrainer weiter zurückgedrängt, wenn auch langsam. Die größte Gefahr drohte an der Grenze, wo ein Angriff einen echten Kessel hätte schaffen können.
Unerwartete Attacke
Doch es kam anders. Die Russen griffen im Norden an und nutzten im Nordosten eine Rotation der ukrainischen Truppen aus. Die neu eingeführten Soldaten der Territorialverteidigung hatten nur geringen Kampfwert und hatten sich noch nicht eingerichtet. Die Russen eroberten die Stellungen oberhalb von Malaya Loknya, das daraufhin nicht zu halten war. Gleichzeitig schlugen sie im Zentrum des ukrainischen Gebiets zu – durch eine Gaspipeline gelangten sie weit hinter die ukrainischen Linien. Diese Operation, das größte "Husarenstück" des Krieges, erinnert an ein modernes trojanisches Pferd.
Die Pipeline, Teil des früheren Transitnetzwerks nach Europa, war seit der ukrainischen Blockade 2024 ungenutzt. Russische Ingenieure hatten sie offenbar schon Monate zuvor kartiert und für eine militärische Nutzung vorbereitet, was auf langfristige Planung hindeutet. Die Vorbereitung war meisterlich: Das Röhrensystem wurde entleert, mit Atemluft gefüllt und von über 800 Soldaten – etwa zwei Bataillonen – durchquert. Mehr als zehn Kilometer bewegten sie sich gebückt, schnitten die Röhre bei einer Baumreihe auf und drangen ins Freie. Von dort rückten sie nach Norden und Süden Richtung eines Industriegebiets östlich von Sudscha vor, trafen auf wenig Widerstand und errichteten eine Verteidigungszone. Diese feindliche Enklave im Rücken der Ukrainer blockierte die Verbindungswege zwischen Stadt und Front. Zerstörte Brücken und Flussläufe behinderten die Ukrainer zusätzlich.

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Russen feiern den Erfolg
Als es den Ukrainern nicht gelang, die russische Enklave zu räumen, war das Schicksal ihrer nordöstlichen Stellungen besiegelt. Der Verteidigungsgürtel löste sich auf, die Soldaten flohen, Sudscha fiel. Die westlichen Ausläufer der Stadt dürften inzwischen ebenfalls verloren sein. Widerstandsnester wurden durch russische 3000-kg-Gleitbomben zerstört. Die Ukraine hat ihre Eliteeinheiten offenbar bereits abgezogen. Sudscha wurde zur Katastrophe: Der Großteil des Materials fällt den Russen in die Hände, Verwundete bleiben zurück, Drohnenaufnahmen zeigen Rückzüge kleiner Gruppen zu Fuß und unter russischem Feuer. Für Russland ist dies ein Triumph: Sie erobern ihr Gebiet zurück, stärken die Moral ihrer Truppen durch ein kühnes Manöver und feiern es propagandistisch mit Videos aus der Röhre, Liebesgrüßen zum Frauentag und Berichten über graubärtige Pioniere.
Höhepunkt einer langen Reihe von Niederlagen
Die Folgen treffen die Ukraine hart. Die Kursk-Offensive reiht sich in die Niederlagen seit Bachmut ein. Die Rufe nach einer diplomatischen Lösung werden stärker, da die militärischen Rückschläge Kiews Zweifel an einem Sieg nähren. Die Aussichten, die Russen zurückzudrängen, schwinden. Die Verluste an gut ausgebildeten Soldaten und Material – Panzer, Artillerie, Vorräte – sind kaum zu ersetzen, während Putin seine Truppen nach einer Ruhepause auch an andere Fronten verlegen kann. Mit der Rückeroberung des Kursk-Gebiets könnten die russischen Streitkräfte nun verstärkt auf Saporischschja oder Charkow zielen.
Auch im Donbass kann sich der Druck erhöhen, wo die ukrainische Verteidigung bröckelt. Der Sieg mindert die Chancen auf einen Waffenstillstand. Im Osten stabilisiert die Ukraine die Lage vereinzelt – bei Pokrowsk oder Toretsk –, doch das Momentum liegt bei Russland, und Kursk beschleunigt es weiter. Sudscha wird als Symbol russischer Kühnheit und den Fehler des ukrainischen Oberkommandos, die Truppen rechtzeitig zurückzuziehen, in Erinnerung bleiben– ein Desaster mit weitreichenden militärischen und politischen Konsequenzen.
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